Abriss oder Leerstand beenden? Beim unfertigen Moscheeneubau in Leinfelden-Echterdingen gehen die Meinungen der Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats auseinander.
Dass auch die Gemeinderatsmitglieder Leinfelden-Echterdingens das Thema Moschee lieber früher als später abhaken würden, ist ihnen dann doch deutlich anzumerken. Viele tiefe Seufzer sind zu hören, spricht man die Fraktionsvorsitzenden auf die aktuelle Situation an. Denn um das Schicksal der neuen, aber nicht fertig gebauten Moschee in Oberaichen wird schon lange gerungen, und noch ist kein Ende in Sicht.
Was tun mit dem Neubau, der mittelschwere Baumängel aufweist und dessen Fertigstellung nach Einschätzung von Oberbürgermeister Otto Ruppaner Kosten in Millionenhöhe verursachen dürfte? Der Abriss war in einer Gemeinderatssitzung Ende Juli beschlossen worden, der örtliche muslimische Verein VKBI, der hinter dem Projekt steht, hat nun Zeit bis 30. September, dazu Stellung zu beziehen. Doch ganz so klar scheint die aktuelle Situation dann doch nicht.
Wird es in Leinfelden-Echterdingen eine neue Moschee geben?
„Den Leerstand beheben, das ist unser Ziel“, sagt Ilona Koch, die CDU-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen. Die Deadline vom 30. September werde man selbstverständlich abwarten, „dann erwarten wir von der Stadtverwaltung, dass das Grundstück für den Verkauf vorbereitet wird“, auch unabhängig von einem Abriss. Koch betont: „Wir wollen den Leerstand beenden.“ Das Gebäude sei modern und architektonisch ansprechend gestaltet, man könne sich dort vieles vorstellen. „Aber ich bin kein Sachverständiger, das ist lediglich meine Einschätzung“, sagt Koch mit Verweis auf die bereits festgestellten Baumängel.
David Armbruster, Fraktionsvorsitzender der Grünen, spricht sich klarer für einen Abriss aus: „Man müsste zu viel investieren, um das Gebäude fertigzustellen, auch als Moschee.“ Aus finanzieller Sicht spreche nichts für weitere Investitionen in das bestehende Gebäude, so Armbruster. Er räumt jedoch ein, dass ein Abriss aus rein ökologischer Perspektive bedauerlich wäre. „Ich habe mir immer eine Einigung mit dem Verein gewünscht, aber so ist es nicht gekommen“, sagt Armbruster. An einen Investor für das Gebäude glaubt er nicht.
Etwas optimistischer sieht das Jürgen Kemmner, der Fraktionsvorsitzende von L. E. Bürger: „Das Gebäude muss nicht unbedingt weg, aber das Thema Moschee an dieser Stelle in Zusammenarbeit mit dem VKBI ist erledigt.“ Falls sich ein Investor fände, spreche aber nichts dagegen, das Gebäude anderweitig zu nutzen, so Kemmner. Er sagt jedoch auch: „Der Beschluss des Gemeinderats steht und der sagt zunächst, dass der VKBI für den Rückbau verantwortlich ist.“ Nun müsse man abwarten, wie der Verein reagiere. Kemmner bedauert, dass unklar sei, ob und wo es in Leinfelden-Echterdingen eine neue Moschee geben werde: „Wir haben immer dazu gestanden, dass es an dieser Stelle eine Religionsstätte für Muslime geben soll, aber an diesem Punkt ist eine Einigung für uns unmöglich.“ Kemmner bezieht sich dabei auf die strittige Frage eines Schülerwohnheims neben der Moschee, auf dem der VKBI hartnäckig besteht, obwohl das Thema eigentlich längst vom Tisch war.
Sollte die Moschee in Leinfelden-Echterdingen abgerissen werden?
Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler und der FDP, Eberhard Wächter, pocht auf einen zügigen Verkauf des Grundstücks: „Das Grundstück muss wieder auf den Markt und das geht nur ohne die Bebauung, die sich momentan darauf befindet.“ Von einer weiteren Investition, um das Gebäude nutzbar zu machen, hält Wächter nichts: „Wer glaubt, dass man aus diesem Gebäude noch was machen kann, glaubt an Märchen.“ Auch er betont, man müsse nun abwarten, wie der VKBI und der dahinterstehende Kölner Dachverband VIKZ, reagierten. „Ich rechne eher damit, dass es nochmal zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommt“, so Wächter. Er betont aber auch: „Die Gesprächsbereitschaft gegenüber dem VKBI für die Suche nach einer Alternative ist nach wie vor da.“
Gegen einen Abriss positioniert sich wiederum Erich Klauser, Fraktionsvorsitzender der SPD. „Wir sind dafür, nach einem alternativen Nutzen für das Gebäude zu suchen“, so Klauser. Eine Nutzung als Ärztehaus, eine der sich im Umlauf befindenden Ideen für eine alternative Nutzung, hält er wegen der bodentiefen Fenster für schwierig. Dennoch sagt er: „Es ist Unsinn, ein neues Gebäude wieder abzureißen.“ Die Hoffnung auf eine Einigung mit dem VKBI möchte Klauser nicht aufgeben: „Wir sind der Meinung, dass man den Gesprächsfaden wieder aufnehmen sollte.“ Das sei auch wichtig, um den Zusammenhalt in der Stadt zu wahren und sicherstellen zu können, dass Muslime ihre Religion ausleben könnten, so der Fraktionsvorsitzende.