Der im Höxter-Prozess angeklagte Wilfried W. hat zum ersten Mal ausgesagt. Foto: dpa

Für das Landgericht Paderborn gibt es neue Teile im rätselhaften Puzzle um die tödlichen Misshandlungen im „Horrorhaus“ in Höxter zusammenzufügen. Erstmals hat der Angeklagte ausgesagt – und von Misshandlungen durch seinen Vater berichtet.

Paderborn - Der im Höxter-Prozess angeklagte Wilfried W. will die Anschuldigungen seiner Ex-Frau nicht hinnehmen: In einer Erklärung bezeichnete der 48-Jährige die Darstellungen von Angelika W. als Lügengeschichten und „hochsubjektiv eingefärbte Schilderungen“. Er habe die große Sorge, dass zu viele Schilderungen der Mitangeklagten beim Gericht hängen bleiben könnten, hieß es in einer Erklärung, die Wilfried W. am Dienstag von seinem Verteidiger vor dem Landgericht Paderborn verlesen ließ.

Angelika W. hatte in dem Prozess bereits umfassend ausgesagt und sich sowie ihren Ex-Mann Wilfried W. belastet. Dabei schilderte sie brutale Details zu den Misshandlungen und Quälereien der Frauen sowie auch eigene leidvolle Erfahrungen mit dem Mitangeklagten. Die treibende Kraft ist nach ihrer Schilderung ihr Ex-Mann gewesen.

Vom Vater misshandelt

In der Befragung zu seinem Lebenslauf schilderte Wilfried W. körperliche Misshandlungen durch den eigenen Vater. Auch die Mutter und seine Schwester hätten immer wieder Prügel einstecken müssen, wenn der Vater alkoholisiert war. Nach der Trennung der Eltern habe sich die Situation für die Kinder nur kurzfristig entspannt.

Ein späterer Begleiter seiner Mutter zeigte sich demnach anfangs als väterlicher Freund. Später soll dieser ihn und seine Schwester in der Pubertät sexuell missbraucht haben. Der Angeklagte schilderte Vergewaltigungen, die erfolgt seien, während die Mutter an Sonntagen in einem Bochumer Krankenhaus als Krankenschwester arbeitete.

Verhandlung muss unterbrochen werden

Das Landgericht musste am Dienstag die Verhandlung kurz unterbrechen, weil der 47-Jährige nach Beschreibungen von Vergewaltigungen durch seinen Stiefvater nicht weiterreden konnte. Nach weiteren Einlassungen erklärte er sich bereit, sofort mit einem Gutachter ausführlich über diese Phase seines Lebens zu sprechen. Das Gericht brach daraufhin den 13. Verhandlungstag nach zwei Stunden ab.

Im Gegensatz zur mitangeklagten Angelika W. hatte sich ihr Ex-Mann bislang geweigert, sich von einem Gutachter untersuchen zu lassen. Sein Anwalt Detlev Binder ließ offen, ob sich die Gesprächsbereitschaft zu einem späteren Zeitpunkt auch auf die Tatvorwürfe beziehen werden. „Wir müssen jetzt schauen, ob sich nach diesem ersten Gespräch Vertrauen entwickelt“, sagte Binder.

Anklage wegen Mordes durch Unterlassen

Die beiden sind wegen Mordes durch Unterlassen und mehrfacher Körperverletzung angeklagt. Über Jahre hinweg soll das Duo mehrere Frauen in das Haus nach Ostwestfalen gelockt und sie dort schwer misshandelt haben. Zwei Frauen starben infolge der Quälereien. Angelika W. hat umfassend ausgesagt und sich sowie ihren Ex-Mann belastet. Dabei schilderte sie brutale Details zu den Misshandlungen und Quälereien und auch eigene leidvolle Erfahrungen mit dem Mann. Er sei die treibende Kraft gewesen, sagte sie aus.