Auch mit Fahndungsplakaten sucht die Polizei weiterhin mit Hochdruck nach dem Mörder von Maria Bögerl. Foto: dpa

Die Unruhe, dass der Mörder von Maria Bögerl nie gefunden werden könnte, wird größer.

Stuttgart/Heidenheim - Noch regiert das Prinzip Hoffnung. Aber die Unruhe, dass der Mörder der Heidenheimer Bankiersfrau Maria Bögerl nie gefunden werden könnte, wird größer. Auch vier Wochen nach der Entführung sind viele Fragen nicht geklärt.

Es war nicht mehr als eine Geste, aber sie zeigte Wirkung. Als Heidenheims OB Bernhard Ilg am vergangenen Wochenende in Heidenheim den Startschuss zum traditionellen Stadtlauf geben sollte, bat das Stadtoberhaupt um eine Schweigeminute für die ermordete Bankiersfrau Maria Bögerl. Es war "mucksmäuschenstill", sagte Ilg gestern auf Nachfrage, für den damit der Beweis erbracht ist: "Die Stimmung in unserer Stadt ist noch immer von dieser schrecklichen Tat geprägt. Man kann diesen Fall nicht wie eine Seite im Buch umschlagen." Es werde noch "eine ganze Weile dauern", bis Normalität wieder einzieht, so Ilg, der optimistisch hinzufügt: "Ich setze auf die Statistik und gehe davon aus, dass der Fall aufgeklärt wird."

"Irgendwas stimmt da doch nicht"

Ist das Zweckoptimismus? Zumindest bei der 80-köpfigen Sonderkommission und bei der Staatsanwaltschaft ist man noch guter Dinge. Seit der erneuten Ausstrahlung des Falls in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" habe man weitere Hinweise erhalten - vor allem zu den verwendeten Handschellen, zu der Aussage des Täters "Machen Sie keine Sperenzchen" im Telefonat mit Sparkassenchef Thomas Bögerl und zu der Tatsache, dass sich der Täter am Telefon mit dem Namen "Schmid" gemeldet habe. Aber wird sich der Täter an jenem Morgen des 12. Mai, als er Maria Bögerl entführte, bei ihrem Mann wirklich mit seinem echten Namen gemeldet haben, als er die 300.000 Euro Lösegeld forderte? Selbst bei den Ermittlern ist man da skeptisch. "Natürlich muss derjenige nicht zwangsläufig Schmid heißen", räumt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Ellwangen am Dienstag ein.

So gibt es mittlerweile zwar 4000 Hinweise, aber weiterhin keine heiße Spur vom Täter. Die Pannen bei der gescheiterten Geldübergabe sind genauso ungeklärt wie die Frage, ob die Polizei bei ihrer Suche nach Maria Bögerl die Leiche im Wald übersehen hatte. Während die 54-Jährige längst begraben ist, analysieren Biologieexperten diverse Spuren, darunter auch Maden, die am Leichenfundort am 3. Juni sichergestellt worden waren. "Die Arbeit der kriminaltechnischen Sachverständigen gestaltet sich sehr schwierig und zeitaufwendig", so ein Sprecher der Polizei. Zum Todeszeitpunkt gebe es deshalb ebenso keine Aussage wie zu DNA-Spuren an der Leiche.

Doch die Ungeduld wird größer. Nicht nur in Heidenheim und bei der Familie der Getöteten, auch im Umfeld. "Hoffentlich können die bald habhafte Ergebnisse vorlegen", heißt es aus Kreisen der Landespolitik über die Arbeit der Ermittler. Mancher erfahrene Polizeiexperte runzelt bereits die Stirn: "Irgendwas stimmt da doch nicht."

Kein Wunder, dass der Fall Heidenheim immer öfter mit dem Fall Heilbronn in Verbindung gebracht wird. Dort war im April 2007 eine Polizistin ermordet worden. Monatelang wurde ermittelt, es gab Tausende Hinweise, lange Zeit wurde dem Phantom von Heilbronn nachgejagt - ehe die Wattestäbchenpanne aufflog. Der Mörder ist bis heute nicht gefasst. Wie in Heidenheim. Dort wird jetzt parallel zur Suche nach dem Mörder ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt bei der Staatsanwaltschaft Ellwangen geführt. Es geht um die Verletzung von Dienstgeheimnissen und die Frage, ob Informationen über den Fall Bögerl zu früh an die Öffentlichkeit kamen.