Das Heilbronner Landgericht hat einen Mann wegen Mordes verurteilt. Foto: dpa

Sie hat einen neuen Partner - das kann der Ehemann nach der Trennung von seiner Frau wohl nicht akzeptieren. Er tötet die Frau mit absolutem Vernichtungswillen, urteilt das Gericht, das dafür nur eine Strafe kennt.

Heilbronn - Ein Jahr nach dem lange rätselhaften Mord an einer Frau nahe der Evangelischen Tagungsstätte Löwenstein ist der Ehemann der Toten zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Es gebe „nicht den geringsten Zweifel“, sagte Richter Roland Kleinschroth am Freitag, dass der 63-Jährige seine getrennt von ihm lebende Ehefrau am Abend des 29. März 2017 nach dem Verlassen ihrer Arbeitsstätte überfallen und erstochen hat. Der Angeklagte hatte die Tat abgestritten. In dem Prozess wurden rund 100 Zeugen und 4 Sachverständige gehört. Das Urteil fiel am 23. Verhandlungstag.

Kleinschroth sprach von einer zutiefst menschenverachtenden Tat. Die 59-Jährige habe nicht die geringste Chance gehabt, den Angriff zu überleben. Nach dem Täter war damals auch in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY.. ungelöst“ gesucht worden. Bei der Polizei ermittelte eine 45-köpfige Soko. Der Ehemann wurde gut zwei Wochen später festgenommen, überführt durch diverse DNA-Spuren am Tatort bei Heilbronn. „Sie haben geglaubt, den perfekten Mord begehen zu können - aber den gibt es nicht“, sagte Kleinschroth.

Frau lernt neuen Lebensgefährten kennen

Das seit 1975 verheiratete Paar lebte seit 2015 getrennt. Laut Gericht hatte die Frau im Internet einen neuen Lebensgefährten kennengelernt. „Sie hatte ihr Glück gefunden und hat ihr neues Leben richtig genossen“, sagte Kleinschroth. Anfang 2017 eröffnete die Frau den beiden gemeinsamen Kindern, dass sie sich von ihrem Vater scheiden lassen und mit dem neuen Partner zusammenziehen wolle.

Am Abend des 29. März 2017 kurz nach 21.30 Uhr verließ die 59-Jährige die Tagungsstätte Löwenstein. Sie arbeitete dort in einem Kiosk. Laut Gericht lauerte ihr Ehemann ihr in der Nähe des Lieferanteneingangs auf. Dort stand ihr Auto. Zuvor habe er die Stelle am Computer im Internet ausgekundschaftet. Der Ehemann griff seine Frau von hinten mit einem Messer an, ist das Gericht überzeugt.

Richter spricht von Vernichtungswillen

Ein Tagungsgast hörte Schreie, eilte zu Hilfe - und sah den Täter fliehen. Die 59-Jährige verblutete an neun Stich- und fünf Schnittverletzungen. Kleinschroth sprach von absolutem Vernichtungswillen, mit dem der 63-Jährige gehandelt habe. Klares Ziel sei es gewesen, das Leben seiner Frau „mit aller Gewalt auszulöschen. Brutaler geht es nicht.“

Der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammende Mann, der zuletzt als Handelsvertreter für Küchenmöbel tätig war, hat den Mord stets abgestritten. Erst sagte er gar nichts, später im Prozess machte er einige Angaben und sprach erstmals von einem Besuch seiner Frau kurz vor ihrem Tod. Dabei könne seine DNA an ihre Jacke gekommen sein. Kleinschroth sah diese „unsägliche Einlassung“ als Versuch des 63-Jährigen, die Tat auf seinen Sohn abzuschieben: „Einfach nur schäbig.“