Strenge Kontrollen zum Prozessauftakt in Mannheim. Foto: dpa

Seit Dienstag wird der Mord an einer Austausch-Studentin vor Gericht verhandelt, der Mannheim in Angst und Schrecken versetzte. Dem Angeklagten droht lebenslange Haft.

Seit Dienstag wird der Mord an einer Austausch-Studentin vor Gericht verhandelt, der Mannheim in Angst und Schrecken versetzte. Dem Angeklagten droht lebenslange Haft.

Mannheim - Die junge Litauerin wollte für ein Semester Psychologie in Mannheim studieren. Nahe der Uni fand die 20-Jährige Gabriele Z. in der Nacht zum 4. Oktober 2013 einen schrecklichen Tod. Laut Anklage drosselte sie der Täter mit ihrem Schal bis zur Bewusstlosigkeit und zerrte sie in ein Gebüsch, um sich an ihr zu vergehen. Seit Dienstag muss sich der mutmaßliche Mörder, ein Bauarbeiter aus Bulgarien, vor dem Mannheimer Landgericht verantworten.

Der geschiedene Vater von zwei Kindern hatte nach seiner Festnahme die Tat bestritten, doch die Beweise sind erdrückend. In dem Prozess werde sich sein Mandant nicht äußern, so Verteidiger Maximilian Endler.

Den Eltern des Opfers gehe es sehr schlecht, berichtete Anwalt Christian Wiehe, der die Mutter der Studentin vertritt. „Was gibt es schlimmeres als die Tochter durch ein solches Verbrechen zu verlieren?“, sagte Wiehe. Die 20-Jährige sei wissbegierig und strebsam gewesen und wollte später eine Praxis in Deutschland eröffnen. Täglich telefonierte Gabriele Z. mit ihrer Familie in Litauen. Doch am 4. Oktober blieb der Anruf aus. Da war sie bereits tot.

Eine Frau entdeckte die Leiche in einem Gebüsch unter einer viel befahrenen Brücke. Ihre Hilfeschreie könnten vom tosenden Verkehrslärm übertönt worden sein. „Die Sterne sind erloschen. Es zerreißt mir das Herz“, sagte Unirektor Ernst-Ludwig von Thadden bei einer Trauerfeier. Die Universität plant, auf dem Campus einen Gedenkstein für Gabriele Z. zu erreichten.

16 Tage nach ihrem Tod wurde der Angeklagte im pfälzischen Grünstadt festgenommen. Die Ortung des gestohlenen Smartphones von Gabriele Z. hatte die Polizei auf seine Spur geführt. Beamte fanden das Gerät neben seinem Bett. Und eine Bahnfahrkarte von Mannheim nach Grünstadt vom Tatabend. Das Ticket war um 22.21 gelöst worden. Rund eine Stunde zuvor hatte das Opfer Gabriele Z. eine Filmvorführung an ihrer Uni verlassen, woraufhin sie ihrem Mörder in die Hände lief. Außerdem stimmt die DNA des Angeklagten mit am Tatort gesicherten Spuren überein.

Dem Angeklagten werden noch weitere Verbrechen zur Last gelegt. Zwei Wochen nach dem Tod der Studentin soll er im pfälzischen Grünstadt zwei Mädchen im Alter von 13 und 17 Jahren überfallen haben. Die beiden wehrten sich mit Messer und Schere, woraufhin der Angreifer mit einer Tasche floh.

Schlimmer erging es einer Frau, die der Mann am 10. August 2013 in Speyer attackiert haben soll. Laut Anklage zerrte er die 48-Jährige nachts in ein Gebüsch, würgte sie und schlug ihr mehrmals mit der Faust ins Gesicht, sie erlitt schwere Verletzungen. Als die Frau sich heftig wehrte, ließ er von ihr ab und flüchtete mit ihrer Tasche samt Geld.

In seiner bulgarischen Heimat hatte der Mann bereits zwei Frauen überfallen und wurde 1999 deshalb zu je sechs Jahren Haft verurteilt. Ihm drohen eine lebenslange Haftstrafe und die Sicherungsverwahrung. Der Mann sei eine „Gefahr für die Allgemeinheit“, sagte Obstaatsanwalt Oskar Gattner. Für den Prozess, welcher unter strengen Sicherheitsvorkehrungen stattfindet, sind 24 Verhandlungstage anberaumt. Das Urteil ist für den 18. Juli geplant.