Wer hat etwas gesehen? Dieses Kapuzen-Shirt trug der Achtjährige zuletzt Foto: Polizei

Währen die Polizei in Freiburg jedem Hinweis nachgeht und neue Fahndungsfotos veröffentlicht, treiben Unbekannte im Netz makabre Scherze.

Freiburg - Eine Woche nach dem Mord an dem achtjährigen Armani in Freiburg tappt die Polizei noch immer im Dunkeln. Knapp 300 Hinweise aus der Bevölkerung sind bisher eingegangen. Allerdings: Eine heiße Spur ist noch nicht darunter. Die Sonderkommission „Bach“ spricht von einem Puzzle, das zusammengesetzt werden muss. „Wir sind dran, die 300 Hinweise abzuarbeiten“, sagte die Sprecherin des Polizeipräsidiums Freiburg, Laura Riske, unserer Zeitung.

Ein Unbekannter macht sich derweil über die Arbeit der Polizei lustig – und behindert sie damit. Er verbreitete über das soziale Netzwerk Facebook und den Nachrichtendienst What’s App ein Phantombild eines Mannes mit dem Aufruf zur Lynchjustiz. In dem dazu gehörenden, grammatikalisch haarsträubenden Nachrichtentext wird behauptet, der Mann auf dem Bild sei an den Morden an Armani und einem weiteren Zehnjährigen beteiligt gewesen. Als Quelle des Phantombilds wird die Polizei genannt. „Das ist falsch“, dementierte Riske, „es handelt sich hierbei nicht um ein Phantombild der Polizei.“ Die Polizeisprecherin stellte darüber hinaus noch einmal klar, dass es keinen weiteren Mord an einem Kind in Freiburg und Umgebung gegeben habe.

Man warne davor, Selbstjustiz auszuüben, und appelliere, die Falschmeldung nicht weiterzuverbreiten. „Solche Selbstjustiz-Aufrufe stören die Ermittlungen nur“, betonte Riske. Zwei Beamte aus der Soko „Bach“ haben sich des Fall angenommen.

Auch die Polizei nutzt Facebook, Twitter und andere Dienste, wenn sie bei Fahndungen Hilfe benötigt. Hetze bringe der Polizei aber nur Mehrarbeit. Und sei zudem gefährlich. „Wir wollen uns eigentlich auf die Suche nach dem Mörder konzentrieren“, sagt ein Beamter.

Den Verfasser der falschen Nachricht erwartet eine Strafe.„Wir reden hier nicht von einem Kavaliersdelikt“, sagt der Freiburger Oberstaatsanwalt Michael Mächtel. Es handele sich um das öffentliche Aufrufen zu einer Straftat sowie um Verleumdung. Dafür drohe, etwa wenn zur gefährlichen Körperverletzung aufgerufen werde, bis zu zehn Jahre Gefängnis. Dies gilt für das Erstellen der Aufrufe ebenso wie fürs Weiterleiten.

Um weitere Hinweise zu erhalten, befragten die Ermittler derweil am Sonntag zahlreiche Passanten im Bereich des Fundorts, dem Mühlebach, und der daneben liegenden Kleingartenanlage im Freiburger Stadtteil Betzenhausen. Vor allem Spaziergänger mit Hund, Jogger und Fahrradfahrer, die sonntags häufiger in der Gegend unterwegs sind, waren im Fokus der Beamten. „Sie könnten wichtige Beobachtungen gemacht haben. Deswegen haben wir diese Kontrollaktion durchgeführt“, erklärte Riske.

Ein Passant hatte die Leiche des kleinen Armani am Montag vergangener Woche am Mühlebach entdeckt. Zuletzt lebend gesehen wurde der Achtjährige am Abend zuvor auf einem Spielplatz im Stadtteil Brühl. Die Aussage einer Zeugin, mehrere Schreie, einen Motorroller mit hoher Geschwindigkeit und Bremsgeräusche im Bereich des Spielplatzes gehört zu haben, nimmt die Polizei nach wie vor ernst. „Das ist einer der offenen Spurenstränge, die wir weiterverfolgen“, sagte Polizeisprecherin Riske.

Die Polizei nutzt jede Möglichkeit, um neue Hinweise zu bekommen. Am Montag verteilten Beamte in Freiburg Flugblätter, auf denen Fotos von einem grauen Kapuzenpulli, von einer Jeanshose und einem blau-orangenen Turnschuh der Marke Fila abgebildet sind. Diese drei Kleidungsstücke hat der Junge am Tag seines Verschwindens getragen. Die Polizei hofft, dass vor allem der Pulli wiedererkannt werden könnte. „Ein visueller Eindruck von den Dingen ist griffiger als die reine Beschreibung“, sagte Riske.