Die alte Kreidler von Markus Siber hat für die Tour eigens eine neue Lackierung bekommen. Foto: avanti

Markus Siber aus Steinheim-Höpfigheim nimmt mit seiner alten Kreidler am Moped-Rodeo Balkan teil. Die rund 1000 Kilometer weite Fahrt bietet allerlei Abenteuer, zudem werden Spenden fürs Ahrtal gesammelt.

Urlaub in Kroatien – das machen dieser Tage viele Menschen. Markus Siber aus dem Steinheimer Teilort Höpfigheim ist auch dort. Mit Urlaub am Strand und Faulenzen am Meer hat das Ganze aber nichts zu tun. Mit einer alten Kreidler ist der 40-Jährige acht Tage von Österreich über die Alpen, durch Slowenien, Bosnien-Herzegowina und Kroatien unterwegs. 1000 Kilometer mit zwei PS unterm Sattel und maximal Tempo 40. Markus Siber und sein Kumpel Markus Unger, der auf einem alten Aprilia-Roller unterwegs ist, nehmen am Moped-Rodeo Balkan teil – und nutzen die Tour für einen guten Zweck.

 

Das Ahrtal wird von den Spenden, die im Zuge der Reise eingehen, unterstützt werden. Das Gebiet, in dem vor einem guten Jahr die Flut wütete, und die Menschen dort sind eine Herzensangelegenheit von Markus Siber und seiner Frau Tina. Sie gehörten nach der Katastrophe im Juli 2021 zu den ersten, die vor Ort Hilfe leisteten. Die „Flutopferhilfe ausm Ländle“ wurde ins Leben gerufen, eine riesige Spendenaktion auf die Beine gestellt.

Deshalb ist auch klar, dass bei der Moped-Tour fürs Ahrtal getrommelt wird. „Solidahrität 1407“ lautet der Teamname von Markus Siber und seinem Begleiter – 1407, das Datum der Flut, ist die Startnummer. Der Name prangt, wie das Motto „Ahrtackeee“ auf der alten Kreidler MP2, Baujahr 1973.

Damals, als er 15 Jahre alt war, hatte der Höpfigheimer ein baugleiches Modell, dieses aber dann verkauft und das bereut, wie er heute lachend berichtet. Also hat er sich vor zweieinhalb Jahren wieder eine alte Kreidler gekauft. So eine Tour wollte der 40-Jährige schon immer mal machen. „Das jetzt mit dem Wohltätigen zu verbinden, hat gut gepasst“, sagt Markus Siber.

Der Weg ist das Ziel

Also hat er in den vergangenen Monaten seine Kreidler fit gemacht. Neuer Tank, neue Reifen, den Motor von Grund auf hergerichtet und so weiter. Zu 99,9 Prozent wird sie laufen, glaubt Markus Siber. „Aber irgendwas kann natürlich immer sein.“

Beim Moped-Rodeo Balkan geht es aber auch nicht vordergründig darum, möglichst schnell im Ziel zu sein. Der Weg ist das Ziel – im wahrsten Wortsinn. Start- und Zielpunkt der Tour sind fix, dazwischen kann jeder die Route in der Zeit fahren, die er möchte. „Also auf Straßen, wo sonst keiner fährt, Strecken, auf denen man etwas erleben kann und Sachen sieht, die man sonst nicht sieht“, sagt Markus Siber. „Und wenn was ist, dann hilft man sich gegenseitig.“

„Rechne mit allem außer Urlaub“

Sein Reisegepäck besteht aus Wurfzelt, Campingkocher, Klamotten, Ersatzteile, Pulverkaffee und Dosenfutter, berichtet der Höpfigheimer. Es ist in den Satteltaschen und einem kleinen Körbchen am Lenker verstaut. Geplant ist, auf Campingplätzen zu übernachten und zwischendurch auch mal in einem Hotel abzusteigen. Rund 150 Teilnehmer haben sich zum Moped Rodeo angemeldet. Ein Großteil davon kommt aus Österreich, es sind aber auch Leute aus Lettland oder Schweden dabei. Start war am Samstag in Lessach am Wörthersee. Im Uhrzeigersinn geht es über Bergpässe, durch Slowenien und das kroatische Hinterland, vorbei an den Plitvicer Seen über Bosnien-Herzegovina Richtung Adria und dort entlang der Küste und über die Inseln wieder zurück zum Startpunkt. „Ob du lieber in der Gruppe unterwegs bist, möglichst viele Pässe abfährst oder mit Einheimischen einen trinken gehst, überlassen wir ganz dir“, heißt es in der Ausschreibung des Rodeos. Vom Veranstalter gibt es Routenvorschläge, die an besonders interessanten Orten vorbeiführen und Checkpoint-Fixpunkte am Morgen zu Beginn jeder Etappe. Was unterwegs interessant sein könnte, ist in einem Roadbook zusammengefasst. „Rechne mit allem außer Urlaub“ steht da auch.

Begleitfahrzeuge oder Serviceteams sind übrigens nicht erlaubt. Davor ist Markus Siber nicht bange, er ist Mechaniker. Die ersten Tage liefen auch schon mal gut, lässt er über Facebook, Instagram und Co. die Follower wissen. Zudem: „Ich kann das Moped reparieren, wenn etwas ist“, sagt er. Gespannt ist er natürlich dennoch – unter anderem darauf, wie er gegen Ende der Tour den Wurzenpass von Slowenien nach Kärnten mit seinen bis zu 18 Prozent Steigung hochkommt. „Aber ich freue mich riesig. Die Tour zu fahren ist wirklich ein Traum von mir.“

Moped-Rodeo für einen guten Zweck

Projekte
 Die meisten Teilnehmer des Moped-Rodeos widmen ihre Fahrt einem guten Zweck. Der Veranstalter Back-Road-Club, der den Rodeo auf die Beine stellt, macht Vorschläge, jeder kann sich aber auch selbst ein Projekt aussuchen, an das die Spenden gehen. Bei Markus Siber und Markus Unger ist es die Initiative von Ragna Neumann aus Ahrweiler, die botanische Projekte im Gebiet der Flutkatastrophe ins Leben ruft.

Spenden
 Unter der IBAN DE 95 6045 0050 0003 0839 (Markus Siber, Verwendungszweck Mopedrodeo) oder per Paypal unter https://www.paypal.com/pools/c/8Mo94H3Eki kann man für die Blüh-Aktion im Ahrtal spenden. Auf Wunsch kann auch eine Spendenbescheinigung ausgestellt werden. Aktuelle Infos zum Moped-Rodeo Balkan sowie Fotos und Videos von unterwegs gibt es auf Instagram unter #mopedtoursolidahritaet oder #geliebtesahrtal und auf Facebook bei Tina Siber.