Jörg-Hannes Hahn hat mit seinen Ensembles Cantus und Concentus Stuttgart Monteverdis „Marienvesper“ aufgeführt: ein spannender Brückenschlag ins frühe 17. Jahrhundert.
Fragen über Fragen. Ist Claudio Monteverdis „Marienvesper“ ein liturgisches Werk oder doch (wie später Bachs h-Moll-Messe) eine Art Leistungsschau und Bewerbungsmappe, mit welcher der Komponist in Rom seine Fähigkeiten im alten Choralstil wie im neuen, barock konzertierenden Stil präsentieren wollte? Wie besetzt man das Instrumentalensemble, welche Sätze überlässt man Solisten, welche dem Chor, und wie kommt man Monteverdis Vorstellungen vom Raumklang am nächsten? Am Sonntagabend hat Jörg-Hannes Hahn mit dem Kammerchor Cantus und dem historischen Ensemble Concentus Stuttgart das schillernde Werk von 1610 in der Bad Cannstatter Lutherkirche in einer Weise aufgeführt, die kaum Fragen offenließ: so stimmig war die Darbietung, so gelöst hat sie gewirkt, und so organisch war die Musik im Fluss.