Zur Hochzeit des Protests gegen Stuttgart 21 versammelten sich Zehntausende Menschen. Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Eine Handvoll Teilnehmer hatte die erste Montagsdemo gegen Stuttgart 21, zu ihren besten Zeiten versammelten sich Zehntausende Menschen zum Protest gegen das Milliardenprojekt der Bahn. Zum zehnjährigen Jubiläum hoffen die Gegner noch mal auf ein wenig Aufmerksamkeit.

Stuttgart - Die meisten Tunnel sind fertig, die ersten Stützen für die Dachkonstruktion gebaut und Verträge schon lange unterschrieben. Dennoch haben die Gegner auch zehn Jahre nach der ersten Montagsdemonstration gegen Stuttgart 21 die Hoffnung auf einen modernen Kopfbahnhof anstelle des derzeit umgesetzten Durchgangsbahnhofs nicht aufgegeben. „Es ist trotz aller Investitionen alles noch da, die Gleise, das Gebäude. Und es könnte genutzt werden“, sagte Hannes Rockenbauch vom Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 am Montag in Stuttgart. Und auch Matthias von Herrmann, Sprecher der sogenannten Parkschützer, zeigte sich überzeugt: „Der Zug für den Kopfbahnhof ist noch lange nicht abgefahren.“

Gemeinsam mit weiteren Gegnern des Bauprojekts warnten von Herrmann und Rockenbauch (Fraktionsgemeinschaft Linke/Stuttgart Ökologisch Sozial (SÖS) im Gemeinderat) vor einer großen Bauruine im Herzen der Stadt. Es gebe zu viele ungeklärte Risiken zum Beispiel beim Brandschutz, bei den abschüssigen Gleisen und bei den Baukosten.

Zum Jubiläum wollten die Gegner des Milliarden-Projekts am Montagabend vor dem Hauptbahnhof erneut demonstrieren - zum 484. Mal. Damit gehört die Protestreihe zu den am längsten andauernden Bürgerprotesten großen Umfangs in Deutschland. Die Veranstalter rechneten mit mehreren Tausend Teilnehmern. 

Vier oder fünf Teilnehmer bei der ersten Demo

Am 26. Oktober 2009 hatte sich erstmals ein Häuflein Menschen versammelt, um seinem Unmut über das Milliarden-Bahnprojekt Nachdruck zu verleihen. Damals zählten die Veranstalter nach eigenen Angaben vier oder fünf Teilnehmer. Seitdem fordern die Gegner statt des unterirdischen Durchgangsbahnhofs als Teil des Projekts einen optimierten Kopfbahnhof, der ihrer Ansicht nach billiger, sicherer und leistungsfähiger ist und sich trotz der längst fortgeschrittenen Bauarbeiten noch umsetzen ließe. 

Schon im Sommer 2010 gingen Zehntausende Gegner der unterirdischen Station mit Anbindung an die Neubaustrecke nach Ulm auf die Straße. Trauriger Höhepunkt war der „schwarze Donnerstag“, an dem bei Protesten im Stuttgarter Schlossgarten laut Landesinnenministerium mehr als 160 Menschen verletzt wurden. In den vergangenen Jahren sind die Teilnehmerzahlen bei der Demo deutlich gesunken. Eine kleine Gruppe hartnäckiger Stuttgart-21-Gegner trifft sich aber nach wie vor wöchentlich zum öffentlichen Protest. Auch die Dauer-Mahnwache vor dem Hauptbahnhof gibt es noch.

Die Mitglieder des veranstaltenden Aktionsbündnisses sind alle ehrenamtlich tätig. Die Montagsdemo wird nach Angaben einer ihrer Organisatoren fast vollständig von den dabei eingenommenen Spenden finanziert.