Norbert Bongartz, Sprecher des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21, greift in seiner Rede zur 576. Montagsdemo die Baufachleute der Bahn an. Foto: Martin Haar

Auf der Montagsdemo machen sich S-21- Gegner über die Baufachleute der Bahn lustig. Grund: Deren Verantwortung samt Erklärung für das Loch im Bonatzbau.

Stuttgart - Nachdem die Bahn am vergangenen Freitag als Grund für herabstürzende Fassadensteine am Hauptbahnhof den Abriss einer tragenden Wand im Inneren des Gebäudes bekannt gegeben hatte, schlägt dem Bauherrn und seinen Statikern Spott entgegen. Mehr noch: Ingenieure, die das Projekt Stuttgart 21 kritisch sehen, stellen sogar die Kompetenz der am Bonatzbau tätigen Baufachleute infrage. „Geht’s noch?“, fragen sie spitz in einer Pressemitteilung, „versehentlich eine tragende Mauer eingerissen?“ Dann wären aus der Sicht der „Ingenieure 22“ „pure Laien am Werk“. Gleichzeitig haben die Gegner des Immobilien- und Verkehrsprojekts den Verdacht, dass die Bahn von noch größeren Fehlern ablenken wolle: „Ist da ein prinzipieller Fehler aufgetreten?“

Titel der Rede: „Ein Loch – nur eins?“

In diesem Sinne griff am Montagabend auch der Sprecher des Aktionsbündnisses gegen S 21, Norbert Bongartz, das Thema in seiner Rede bei der 576. Montagsdemo auf dem Schlossplatz auf. Unter dem Titel „Ein Loch ist im Bahnhof – nur eins?“ formulierte er mit leichtem Spott und Süffisanz im Unterton seine Kritik: „Sollte hier eine Abbruch-Methode ausprobiert werden, die ohne Abriss-Bagger auskommt? Ging es dem planenden, arroganten, an Denkmalpflege-Projekten desinteressierten Architekten Ingenhoven möglicherweise darum, die ihn störende Natursteinmauer über der grandiosen Pfeilerhalle mit einem kalkulierten – leider bedauerlichen – Fehltritt loszuwerden und uns auf diese Weise einen ‚Neuen Bonatzbau’ zu präsentieren?“

Zweifel an der Einsturzursache

Anschließend fand Bongartz, bevor Norbert Quitter von der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer und der Kabarettist Peter Grohmann sprachen, zur Sachlichkeit zurück: „Was in den stark vergrößernden Bildern unserer tüchtigen Ingenieure 22 hinter dem Loch im Inneren des Gebäudes erkennbar wurde, konnten die Bauleitung und die hinzugezogenen Statiker nicht mehr verheimlichen: Einer der das Dach über und hinter dem Arkadengang abstützenden Betonträger – aus der Zeit des Wiederaufbaus nach den Kriegszerstörungen im Zweiten Weltkrieg – war abgestürzt und hatte das Loch in die Fassade gerissen.“

Damit stand auch für ihn und die geschätzten 300 S-21-Gegner auf dem Schlossplatz fest: „Für die Bauleitung ist so ein beschönigend als Versehen etikettiertes Ereignis ein kapitaler Bock, ein Versagen.“ Zudem prophezeit der Sprecher des Aktionsbündnisses hohe Folgekosten, die auf die Bahn zukommen: „Die Beseitigung des entstandenen Schadens wird teuer werden. Ob angesichts der fahrlässig laxen Bauleitung die Haftpflichtversicherung für die Kosten der Schadensbegleichung aufkommen wird, dürfte fraglich sein.“

Sein Fazit lautet daher: „Eins ist mir – einmal wieder – klar geworden: Das verkorkste, verstolperte, vermessene Bauvorhaben wird weiter bundesweit negative Schlagzeilen produzieren.“