Schädlingsbekämpfung in einem badischen Maisfeld Foto: dpa

Im Saatgut und Pharmamarkt deutet sich eine Megaübernahme an. Der US-Chemieriese Monsanto will den schweizer Pestizid-Giganten Syngenta schlucken. Der will zunächst nichts von der Offerte wissen.

Basel - Das Übernahmekarussell im Milliardenschweren Markt für Agro-Chemie beginnt sich wieder zu drehen.

Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg plant der US-Konzern Monsanto die Übernahme des Schweizer Agrarchemiekonzern Syngenta. Dieser hat das Angebot, das sich in Summe auf knapp 40 Milliarden Euro beläuft am Freitag zwar als unzureichend zurückgewiesen. Syngenta-Präsident Michel Demare wehrte sich am Freitag mit den Worten gegen den Vorstoß, der Vorschlag von Monsanto reflektiere die herausragenden Wachstumsaussichten der Strategie von Syngenta nicht.

Klar ist aber, dass das weltweite Geschäft mit Acker- und Pflanzenchemie vor einer neuen Konzentrationswelle steht. Experten gehen davon aus, dass nun auch andere große Unternehmen ihren Hut in den Ring werfen könnten, darunter BASF, Bayer und der US-Rivale Dow Chemical. So könnte sich der Preis schnell nach oben schaukeln. In jeden Fall gibt es allerdings hohe wettbewerbliche Hürden bei einem Zusammengehen von zweien der wenigen verbliebenen Konzerne in den Bereichen Pflanzenchemie und Saatguterzeugung.

Ein Zusammenschluss von Monsanto und Syngenta würde immerhin einen Branchen-Riesen mit einem Jahresumsatz von knapp 30 Milliarden Euro schaffen, der auch den deutschen Konzernen Bayer und BASF das Leben ungemütliche machen können, deren Firmentöchter sich ebenfalls im Agro-Chemie-Bereich tummeln.

Ein Zusammengehen von Syngenta und Monsanto hätte indes auch erhebliche Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Syngenta ist der weltweit größte Hersteller von Pestiziden, also Mitteln, die Pflanzen gegen Insekten, Unkräuter oder Pilze schützen. Monsanto ist weltweit führend bei der Züchtung von Saatgut und ist dabei vor allem für seine gentechnisch veränderten Maissorten bekannt.

Kritiker verweisen seit Jahren auf die zunehmende Abhängigkeit von Bauern gegenüber bestimmten Pflanzenschutzmitteln – eine Situation, die sich durch den weltweit zunehmenden Einsatz gentechnisch veränderter Sorten – etwa Mais, Reis oder Raps – noch verstärken wird. Konzerne wie Monsanto liefern hier die entsprechenden Sorten und das passende Pestizid gleich mit. Zusammen hätten beiden Firmen eine starke Stellung in den wichtigen Anbauregionen Nord- und Südamerika.

Europa und speziell Deutschland ist als Markt für Agrochemie-Konzerne dagegen relativ unattraktiv. Die gentechnische Veränderung von Pflanzen (GVO) wird von Bauern und Bevölkerung ganz überwiegend abgelehnt. Nach dem Anbau-Verbots der Bundesregierung des Monsanto Genmaises Mon 810 im Jahr 2009 haben eine Reihe von Konzernen ihre Aktivitäten ins Ausland verlagert. Zuletzt hatte die BASF ihre Forschung zu GVO in die USA verlegt.

Allerdings werden regulatorische Vorgaben der nationalen Gesetzgeber tendenziell weltweit strenger, was die Kosten zur Entwicklung neuer Wirkstoffe treibt. Als Folge sinkt die Zahl der zum Thema Pflanzenschutz forschenden Firmen stetig. Waren es 1995 noch 34 Unternehmen gab es 2012 weltweit noch 17 Firmen, die neue Wirkstoffe entwickelten.