Der Mond bietet in der letzten Januar-Nacht gleich drei besondere Phänomene. Zum zweiten Mal in einem Monat zeigt er sich voll am Himmel. Dabei ist er der Erde besonders nah und wirkt dadurch heller und größer als sonst. Dazu kommt noch eine totale Mondfinsternis. Foto: dpa

Drei Mond-Spektakel in einer Nacht: Supermond, „Blue Moon“ und Mondfinsternis. Die Konstellation gab es zuletzt 1982, das nächste Mal 2037. Vielen Mondguckern könnten aber Wolken einen Strich durch die Rechnung machen.

Darmstadt/Offenbach/Stuttgart - Der Mond wartet mit gleich drei außergewöhnlichen Phänomenen auf. Zum zweiten Mal in einem Monat zeigt er sich in der Nacht auf Donnerstag (31. Januar) voll am Himmel. Dabei ist er der Erde besonders nah und wirkt dadurch heller und größer als sonst. Dazu kommt noch eine totale Mondfinsternis.

„Es ist eine kleine Kuriosität, das wir das alles auf einmal haben“, sagte Astronomin Carolin Liefke von der Vereinigung der Sternfreunde. Zuletzt fielen alle drei Ereignisse vor 35 Jahren auf einen Tag: am 30. Dezember 1982. Das nächste Mal werde es am 31. Januar 2037 soweit sein.

Schlechtwetterfront im Anmarsch

Ob der Vollmond bei uns nachts sichtbar sein wird, hängt von der Wetterlage ab – und die sieht eine knappe Woche vorher gar nicht gut aus. „Berauschend sieht es nicht aus“, sagt die Meteorologin Jacqueline Kern vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Der Himmel ist vielerorts voraussichtlich bedeckt. „Südlich des Mains sieht es nicht so aus, als ob man irgendwas vom Mond sehen könnte.“ Auch im Nordwesten sei der Himmel voraussichtlich bedeckt. Glück könnten dagegen die Menschen von der Ostsee bis zum Harz haben, möglicherweise auch bis zur Lausitz und zum Niederrhein.

Doch um welche drei Phänomene geht es genau?

Supermond

„Der Vollmond erscheint vergleichsweise groß“, sagt Astronomin Liefke. Dieses Phänomen trete jedes Jahr mehrmals auf. In den Wintermonaten sei der Mond – wenn er voll ist – relativ nah an der Erde. Der Abstand betrage dann etwa 360 000 Kilometer, statt sonst rund 400 000 Kilometer. Das liege an der Bahn, auf der der Mond um die Erde kreise. Sie sei nicht genau rund. Wenn der Punkt, an dem Mond und Erdbahn besonders nah beieinander stehen, genau an Vollmond getroffen werde, gebe es den sogenannten Supermond. „In den nächsten Jahren wird das wieder etwas weniger.“

Blue Moon

Der Ausdruck kommt aus dem englischen Sprachraum. „Im Deutschen gibt es den Begriff nicht“, sagt Liefke. Der Mond leuchtet auch keineswegs blau. Es ist einfach der zweite Vollmond innerhalb eines Kalendermonats. „Wir haben alle 29 Tage Vollmond, da kann das immer mal vorkommen, außer im Februar.“ Im Schnitt komme ein „Blue Moon“ ungefähr alle zweieinhalb Jahre vor. Der erste Vollmond war am 2. Januar, der zweite fällt jetzt auf den 31. Januar.

Totale Mondfinsternis

Dabei wandert der Vollmond durch den Kernschatten der Erde. In Deutschland ist die Finsternis nicht zu sehen, denn sie beginnt Liefke zufolge um 11.51 Uhr und dauert bis 17 Uhr. Die maximale Verfinsterung sei um 14.30 Uhr. „Da ist bei uns schönster Nachmittag.“ Wer sie unbedingt sehen will, hat in Ostasien gute Chancen oder über dem Polarkreis, wo es tagsüber wegen der Polarnacht noch dunkel ist. Eine totale Mondfinsternis gebe es durchschnittlich zweimal im Jahr. Auf die Zweite können sich die Menschen in Deutschland freuen: „Im Juli ist sie bei uns deutlich besser zu sehen und fällt dazu noch auf einen Samstag“, sagte Liefke.

Das sagen die Mythen

Nordische Mythologie: Wolf Hati jagt Mondgott Mani

In der nordischen Mythologie ist ein Mondfinsternis ein Anzeichen dafür, dass sich Übles bevorsteht und Hati und Skalli dabei eine Schlüsselrolle spielen. Die beiden Zwillingsbrüder sind riesige Wölfe, die von Fenrir (dem Fenriswolf) und der Riesin Gyge (der „Alten vom Eisenwald“) abstammen, welche sie im Jarnwid-Wald zur Welt brachte. Hati verfolgt den Mondgott Mani, während Skalli die Sonnengöttin Sól nachstellt.

Hati hetzt dem Wagen Manis über den Himmel nach und treibt den Mond zur Eile an. Am Tag des Weltunterganges (dem sogenannten Ragnarök) werden beide Wölfe die Gejagten einholen, packen und zerreißen. Der Mond wird verschlungen, das verspritzte Blut wird die Sonne verdunkeln. Aus der untergehenden alten Götterwelt der Aasen wird eine neue Welt entstehen.

China: Ein Drache will den Mond verschlingen

Im alten China glaubten die Menschen, dass sich bei einer Mondfinsternis ein himmlischer Drache der Erde nähert, um sie zu verschlingen. Er gebe sie erst wieder frei, wenn die Menschen ihn mit Lärm und Feuerwerk vertreiben.

In Anlehnung an diese Mythologie werden die Schnittstellen, an denen eine Mondfinsternis stattfindet, auch Drachenpunkte genannt. Voraussetzung dafür ist, dass der Vollmond exakt in einem der beiden Schnittpunkte von Mondbahn- und Erdbahn steht. Nur dann wird er vom Erdschatten erfasst. Er taucht also in den Schatten ein, den die von der Sonne angestrahlte Erde in den Weltraum wirft.

Ägypten: Seth raubt Horus sein Mondauge

Im Alten Ägypten galt eine Mondfinsternis als böses Omen. Hinter der Mondfinsternis sahen die Menschen den Wüstengottes Seth am Werk. In einem Zweikampf schlägt er seinem Neffen, dem Gott Horus, eines seiner beiden heiligen Augen aus, das als Mond am Himmel wandert (das zweite Auge symbolisiert die Sonne). Thot, der Gott der Heilkunst, findet es in der Dunkelheit und bringt das geheilte Mondauge zu Horus zurück.

Indianer: Der Mond blutet

Noch plastischer erklärten sich Indianervölker im Amazonas-Gebiet Südamerikas das seltsame Himmelsphänomen: Sie glaubten, der Mond sei von einem Pfeil getroffen worden und würde aus seine Wunden bluten.

Blutmond über Hollywood

Bei so viel Mythen und Legenden darf Hollywood nicht abseits stehen. In dem US-Fantasy-Film „Seventh Son“ („Der Siebte Sohn“, 2014) will die böse Hexe Mutter Malkin die Welt in Finsternis stürzen. Bis zum nächsten Blutmond muss der Hexenjäger John Gregory einen Schüler ausbilden, welcher der siebte Sohn eines siebten Sohnes ist, damit dieser die Hexe und ihre dunkle Anhängerschar besiegt.