Leif Randts jüngster Roman trägt den Titel „Allegro Pastell“. Foto: Zuzanna/ Kaluzna

Die Verleihung des mittlerweile elften Mörike-Preises der Stadt Fellbach an den 38-jährigen Autor findet am Mittwochabend mit einer Laudatio von Ijoma Mangold im großen Ratssaal statt.

Fellbach - Eine gewisse Halbbildung im deutschen Fremdwortwesen ist nicht verkehrt in der Vorbereitung auf den diesjährigen Mörike-Preis der Stadt Fellbach, der am Mittwoch, 13. Oktober, im Rathaus verliehen wird. Das erste Wort im jüngsten Werk des zu ehrenden Dichters handelt von „Allegro“; darunter versteht man in der Musik eine lebhafte, muntere, fröhliche Bewegung. Der zweite Teil des Romantitels steht unter dem Leitwort „Pastell“. Auch davon hat man so ungefähr eine Ahnung: Es ist eine Technik, um Gemälden einen verwaschene Anmutung zu verleihen.

Eine diffus-bunte Farbmischung

Der Titel des Romans von Leif Randt, „Allegro Pastell“, deutet die Richtung seines Sujets an: Es geht offenkundig um schnelles Leben in einer diffus-bunten Farbmischung – oder so. Was genauer dahintersteckt, kann man als Literaturinteressent diese Woche in Fellbach eruieren, wenn Randt gleich mehrfach anzutreffen ist, etwa beim Festakt oder bei Lesungen. Ausgewählt hat ihn der für diesen Job als sogenannte Vertrauensperson auserkorene Literaturkritiker Ijoma Mangold. Randts Werk hat nach Mangolds Einschätzung reichlich wenig mit dem oft betulich gedeuteten Mörike und dessen spezifischem, zart-empfindsamen Biedermeierton zu tun – tatsächlich wollte der Hauptjuror, wie er im Interview mit unserer Zeitung noch vor Bekanntgabe des Namens erklärte, „einen Kontrapunkt setzen“ zu Mörike im allgemeinen und womöglich auch zum hiesigen Preis wie seinen bisherigen Preisträgern. Für Mangold jedenfalls ist der „charismatische“ und „stilbildende“ Leif Randt „einer der faszinierendsten Schriftsteller der deutschsprachigen Literatur“. In seinen Romanen beschreibe Leif Randt die Gegenwart auf eine Art, „für die wir ohne seinen Erzählstil, seinen Tonfall, seinen Blick blind geblieben wären“.

Fest steht jedenfalls dass nach der zum Zeitpunkt der Verleihung 80-jährigen (und mittlerweile also 83-jährigen) Elke Erb beim letzten Mal nun mit dem 38-jährigen Randt eindeutig der jüngste der bisherigen Geehrten zum Zug kommt. Sein Roman „Allegro Pastell“ spielt denn auch fast in der Jetztzeit – genauer: Im Jahr 2018 und 2019. Gegenstand seiner akkuraten Beobachtungen ist die Fernbeziehung eines Paares – sie als erfolgreiche 30-jährige Schriftstellerin in Berlin, er als Webdesigner in der Kleinstadt Maintal nahe Frankfurt.

Ijoma Mangold hält die Laudatio

Einige Blicke hinter die Kulissen ermöglicht Leif Randt bei den diversen Veranstaltungen in Fellbach. Die eigentliche Verleihung des Mörike-Preises findet an diesem Mittwoch, 13. Oktober, satt. Beginn ist um 19 Uhr im Großen Saal des Rathauses. Ijoma Mangold hält die Laudatio, Randt selbst spricht über Mörike und begründet zudem, warum er Olivia Wenzel zur Förderpreisträgerin auserkoren hat. Dazu spielt das Duo Ameli Paul elektronische Musik zum Eintauchen, Treibenlassen, Verlorengehen und Ankommen – „sie treffen perfekt die Stimmung aus Leif Randts Büchern“, heißt es.

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Während es zu diesem Hauptevent nur noch sehr wenige Karten gibt, ist der Besuch der weiteren Begleitveranstaltungen, vom Kulturamt mit der Überschrift „Literaturtage“ versehen, problemlos möglich. Dies gilt etwa für die Ausstellungseröffnung bereits an diesem Dienstag, 12. Oktober, um 19 Uhr in der Galerie der Stadt Fellbach im Rathaus. Üblicherweise darf der Preisträger den Künstler hierfür aussuchen – Randts Wahl fiel auf den 1987 in Jerusalem geborenen, heute als Künstler und Dokumentarfilmer in Berlin lebenden Adam Kaplan.

Dreiteilige Lesereihe „Heimat/Herkunft“

Gleich zwei Lesungen hintereinander können Literaturbegeisterte am Donnerstag, 14. Oktober, in der Stadtbücherei erleben. Um 18 Uhr stellt Ijoma Mangold sein politisches Tagebuch „Der innere Stammtisch“ vor. Um 20 Uhr folgt eine Lesung samt Gespräch mit Leif Randt und der Förderpreisträgerin Olivia Wenzel. Die Moderation übernimmt Moritz Heger, Vorsitzender des Stuttgarter Schriftstellerhauses.

Eine schöne Idee ist die dreiteilige Lesereihe „Heimat/Herkunft“ mit früheren Förderpreisträgern. Eröffnet wird sie am Samstag, 16. Oktober, um 16 Uhr mit Texten der Förderpreisträgerin von 2018, Marie T. Martin. Da die Dichterin krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste, wird Karin Fellner, ebenfalls Lyrikerin, deren Gedichte und Erzählungen lesen – ebenso wie eigene Texte. Die Reihe verbindet den Mörike-Preis 2021 mit der 900-Jahr-Feier, die nicht zuletzt nach dem Heimatgefühl der Bürger fragt, und findet im alteingesessenen Schmidener Hotel Bürkle, Augustenstraße 1, statt. An den beiden folgenden Samstagen sind Sandra Hoffmann und Doron Rabinovici zu Gast. Zu den Lesungen werden Tee und schwäbischer Hefezopf oder auch Kaffee und Kuchen angeboten. Einlass ab 15 Uhr. Karten zu den Lesungen gibt es im i-Punkt im Rathaus.