Die Schüler des Seminarkurses an einer Mauer, die Israel von Palästina trennt. Foto: z

Schüler des Königin-Charlotte-Gymnasiums haben eine Rundreise durch Israel und Palästina gemacht. Und sind mittendrin in einer Demonstration gelandet.

Möhringen/ Israel - Das versetzt einem schon einen Stich ins Herz.“ Lydia Kübler meint damit die Soldaten in Israel, die dort wie selbstverständlich auf offener Straße patrouillieren, eine Hand immer am Abzug. Das sei in Deutschland undenkbar, meint Klassenkameradin Katharina Stickl. Einmal haben sie sogar Schüsse gehört, berichtet Valerie Scherf. Die drei 17-Jährigen besuchen die elfte Klasse des Königin Charlotte Gymnasiums (KCG) in Möhringen.

Mit den Lehrern Julia Wachter, Reinhold Schmid, Thomas Böttcher und den anderen Teilnehmern des Seminarkurses, der sich mit dem Nahost-Konflikt zwischen Israel und Palästina beschäftigt, haben sie sich auf die nicht ganz ungefährliche Reise in dieses fremde Land begeben. Und sind mittendrin in einer Demonstration gelandet. Denn am 14. Mai, als die Schüler ein Hospiz in Jerusalem besuchen, feiern die Israelis den Tag der Unabhängigkeitserklärung und die Gründung des Landes. Doch die Region ist nach wie vor gespalten. Auf der anderen Seite stehen die Palästinenser, die um ihre eigene Autonomie kämpfen.

Begegnungszentrum für Jugendliche

Israel ist Krisengebiet. Das zeigen nicht nur die Soldaten auf den Straßen oder die Proteste. Auf ihrer achttägigen Rundreise sehen die Schüler das, was sie bisher nur aus Geschichtsbüchern oder Nachrichtensendungen kannten. Und sie sehen auch, dass Israel viel mehr ist als das. „Wenn man etwas aus Israel hört, sind es meistens negative Schlagzeilen“, sagt Katharina, „die guten Seiten kommen kaum vor.“ Das „echte“ Israel, das seien für die drei jungen Frauen vor allem auch die Menschen, die dort allen Widrigkeiten zum Trotz ihr Leben aufbauen.

Da ist zum Beispiel ein palästinensischer Weinbauer aus Bethlehem, der die Gruppe auf seinen Weinberg einlädt. Auf „Dahers Weinberg“ zeltet die Gruppe eine Nacht und hört sich die Geschichte des Palästinensers Daoud Nassar an. Er ist froh, dass sich die Welt für die Palästinenser interessiert und ihre Schicksale nicht vergisst. Mit dem Projekt „Tent of Nations“ (Zelt der Völker) hat Nassar ein Begegnungszentrum für Jugendliche aus der ganzen Welt geschaffen. Nassar kämpft seit Jahren um seinen Weinberg und gegen die Besetzung der Israelis. Denn auch in Bethlehem, das zu den palästinensischen Autonomiegebieten gehört, betreiben die Israelis Siedlungspolitik. Dort begegnen die Möhringer anderen internationalen Gruppen und helfen den Einheimischen bei der Arbeit.

„Das war wie in einem Gefängnis“

Schon vor ihrer Reise haben sich die Seminarteilnehmer eingehend mit dem Nahost-Konflikt beschäftigt, Referate gehalten und Diskussionen geführt. Doch das alles dann wirklich zu sehen, sei viel eindrücklicher, meint Valerie. „Die Reise war eine gute Möglichkeit, sich ein eigenes Bild von der Situation zu machen“, pflichtet Katharina bei. Auch die Mauer zwischen Israel und Palästina haben die Möhringer Schüler besucht. Der dort befindliche Checkpoint hat bei den drei Mädchen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Das war wie in einem Gefängnis“, erzählt Lydia. „Wir besichtigen das ja nur, aber die Menschen hier müssen jeden Tag damit zurechtkommen.“

Israel, das bedeutet auch: drei verschiedene Religionen, die Seite an Seite leben. Bei ihrer Rundreise kommen die Jugendlichen auch im Mea Shearim, einem ultraorthodoxen jüdischen Viertel vorbei. „Das ist eine ganz andere Welt“, erinnert sich Valerie an diesen Besuch. Da sei man als Tourist schon aufgefallen, auch wenn sich alle strikt an die Kleiderordnung gehalten hätten. Trotzdem seien die Menschen ihnen sehr wohlwollend begegnet.

Reise mit Bildungsauftrag

Angst haben die Mädchen vor der Reise nicht gehabt, erzählen sie. Und auch wenn dies eine Reise mit Bildungsauftrag war, so kommt die Freizeit dennoch nicht zu kurz. Baden im Roten Meer gehört schließlich auch dazu.

Die Begeisterung für dieses ihnen bis dahin unbekannte Land ist den drei Schülerinnen deutlich anzumerken. Sie haben viele neue Eindrücke gewonnen und könnten sich vorstellen, noch einmal das Land in Vorderasien zu besuchen. „Die Reise war ein zusätzlicher Denkanstoß, um sich mit dem Konflikt zu beschäftigen“, sagen die Schülerinnen und wollen auch in Zukunft über ihren eigenen Tellerrand schauen.