Das Bilderzimmer in Manfred Oesterles Haus in Möhringen. Foto: Alexandra Kratz

Am 7. Oktober 2010 ist der Möhringer Künstler Manfred Oesterle gestorben. Seitdem ist seine Frau Rose Oesterle damit beschäftigt, sein Werk zu sortieren. Sie will es für die Nachwelt erhalten – und eine letzte Ausstellung für ihren Mann organisieren.

Möhringen - Dutzende von Pinseln stecken in großen runden Bechern. Die Mischpaletten liegen griffbereit daneben. Zwei Staffeleien stehen ordentlich aufgeräumt am Rand. Und überall, wo nur Platz ist, hängen Bilder. Die Werke stapeln sich auf den Tischen – nach Thema und Größe geordnet. Es scheint, als würde der Künstler selbst jeden Moment um die Ecke kommen. Das wird er aber nicht. Morgen, am 7. Oktober, jährt sich Manfred Oesterles Todestag zum zweiten Mal.

Manfred Oesterle wurde 1928 in Möhringen geboren. Schon als Kind habe er gern gemalt, sagt seine Frau Rose Oesterle. Und bereits mit 16 Jahren sei er wegen seines außergewöhnlichen Talents an der hiesigen Kunstakademie aufgenommen worden – nachdem er eine Prüfung erfolgreich absolviert hatte.

Manfred Oesterle zeichnete Karikaturen für die Satirezeitschrift „Das Wespennest“, für das Schweizer Magazin „Nebelspalter“ und nicht zuletzt für den legendären „Simplicissimus“. Für letzteren hat er 223 Titelblätter gestaltet. Oesterle arbeitete als Künstler für Daimler Benz, für den Langenscheidt-Verlag und für die Mineralbrunnen Überkingen-Teinach AG.

„Mein Mann hat, was die Kunst betrifft, eigentlich alles gemacht. Aber er hat vergessen, sich selbst zu vermarkten“, sagt Rose Oesterle. Ein Stück weit würde sie das für ihn gern nachholen. Rose Oesterle hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Werk ihres Mannes für ihre Kinder und die Nachwelt zu bewahren. Viel Zeit hat sie seit dem Tod ihres Mannes investiert, um Bilder zu sichten und zu sortieren.

Noch eine letzte Ausstellung

Inzwischen hat sie eine lange chronologische Liste mit seinen Werken. Rose Oesterle hat sie von Hand geschrieben. Denn immer wieder mal findet sie ein neues Bild. Dann werden die Blätter an der entsprechenden Stelle zerschnitten, ein neues Blatt wird dahinter geklebt, so dass das Bild aufgenommen werden kann und die Chronologie wieder stimmt. Zudem hat Rose Oesterle die Daten, Orte und Titel der vielen Ausstellungen ihres Ehemannes notiert. Nichts soll verloren gehen.

Rose Oesterles Wunsch ist es, noch einmal eine Ausstellung für ihren Mann zu organisieren. Eine Art kleinen Anfang hat sie in ihrem Haus an der Kolbäckerstraße bereits gemacht. Im ersten Stock hat sie ein Bilderzimmer eingerichtet, eine Art Mini-Ausstellung. Hin und wieder verkauft sie auch eines der Werke. „Mein Mann selbst konnte sich immer nur schwer von seinen Bildern trennen. Er hat die kuriosesten Ausreden gefunden, um nicht verkaufen zu müssen“, erinnert sich Rose Oesterle.

Manfred Oesterle hat sich selbst mal als Kaktus gemalt. „Ein bisschen Kaktus war er auch“, sagt seine Frau – und wer seine Karikaturen anschaut, weiß, was sie damit meint. Doch Manfred Oesterle war auch akribisch. Wann immer er einen neuen Auftrag gehabt habe, habe er sich so in seine Arbeit vertieft, dass er wochenlang kaum noch Zeit für etwas anderes gehabt habe, erzählt seine Frau. Und bis zu seinem Tod sei er jeden Tag die steile Treppe zu seinem Atelier unter dem Dach hinaufgestiegen. Stundenlang habe er dann gemalt und gezeichnet. „Das hat ihm einfach gut getan. Er konnte es nicht lassen“, sagt Rose Oesterle.