Jetzt muss nur noch das Wetter besser werden: Seit anderthalb Wochen gibt es an der Hechinger Straße an der Shell-Tankstelle einen Stuggimaten, ein Automat, der gegen Entgeld Würstchen und Fleisch ausspuckt. Foto: Stefanie Käfferlein

Die Metzgerei Bless verkauft seit Kurzem Wurst und Fleisch aus dem Automaten.

Stuttgart-Möhringen - Im Sommer läuft der Grill von Stefan Bless schon mal auf Hochtouren. Der Metzgermeister der gleichnamigen Metzgerei an der Oberen Brandstraße verwandelt sich dann zum Grillmeister, der neben Steaks auch Kuchen auf seinem Grill zubereitet. „Grillen ist einfach Lifestyle“, sagt Bless und lacht.

An einem Wochenende im Sommer vor einem Jahr entstand auch die Schnapsidee, einen Automaten aufzustellen, der bei Bedarf Wurst und Fleischwaren gegen Bezahlung ausspuckt. „Es war an einem Sonntag, als das Wetter überraschend doch schön wurde“, erinnert sich Bless. Spontan hatten er und Freunde Lust, zu grillen. „Ich hatte das Glück, dass ich in der Metzgerei auf die Schnelle etwas besorgen konnte“, sagt der junge Unternehmer. „Diejenigen, die nicht an der Quelle sitzen, haben dann aber Pech.“

Der optimale Standort

Stefan Bless wollte es nicht bei der Gedankenspinnerei belassen, sondern Nägel mit Köpfen machen. Mit einem Kollegen aus Norddeutschland hat sich Bless unter anderem ausgetauscht. „Er hat solche Automaten bereits in seinem Angebot“, berichtet Bless. Das Gerät selbst hat er über die Metzgergenossenschaft bei einer Firma ausfindig gemacht. Für die Gestaltung des Aufdrucks hat der Metzgermeister eine Grafikerin beauftragt. Er selbst gestaltete einen Flyer, mit dem er auf das neue Angebot aufmerksam machen will. „Und ein Freund von mir hat ein kleines Dach geschreinert, so dass der Stuggimat ein wenig geschützt ist“, sagt Bless. Die Namenswahl hat von Anfang an auf der Hand gelegen. Schließlich verkauft der Metzger die sogenannten Stuggis sowie das Stuggi-Steak. Ersteres sind kleine mit Honig- Balsamico-Senf gefüllte Würstchen, letzteres sogenannte Dry Aged Steaks, die auf traditionelle Art, wie der Name sagt, trocken reifen.

Die Tankstelle an der Hechinger Straße ist für Bless, wie er sagt, der optimale Standort, um den Prototypen zu testen. Die Metzgerei profitiere von der Tankstelle und die Tankstelle profitiere von der Metzgerei. Vor Ort gebe es Tag und Nacht Parkplätze, darüber hinaus könnten Bürger zum Grillgut noch Getränke, Holzkohle und Brötchen einkaufen sowie das Auto tanken. „Und wir haben kurze Wege und können jederzeit nach dem Rechten schauen, wenn was ist“, sagt der Metzger.

Das Fleisch hält sich im Schnitt zehn Tage

Vor Kurzem hätten Kunden den Automaten an der Tankstelle testen wollen. „Allerdings ist das Fleisch so ungeschickt ausgeworfen worden, dass es feststeckte und nichts mehr vorwärts ging“, sagt Bless. Weil der Plieninger zufällig zur gleichen Zeit kurz in Möhringen war, hat er mit seinem Schlüssel den Fehler behoben und das Fleisch den Kunden übergeben. „Schön war, dass ich mit ihnen so auch gleich persönlich ins Gespräch gekommen bin“, sagt Stefan Bless.

Er selbst kontrolliert jeden zweiten Tag die Produkte. Die vakuumverpackten Würste und das marinierte Grillfleisch halten sich im Schnitt zehn Tage, die getrockneten Salamis oder Landjäger sogar vier Wochen. „Der Stuggimat ist drei bis vier Grad kalt“, sagt Bless – im Sommer und im Winter. „Im Herbst und Winter werden statt der Grillsachen dann verschiedene Suppen oder andere Gerichte angeboten“, schwebt Bless vor.

„Mit der Resonanz habe ich wirklich nicht gerechnet“

Ihm ist es wichtig, dass er in dem Automaten auch tatsächlich das anbietet, was die Kunden nachfragen. „Auf unserer Internetseite und über Facebook können die Leute schreiben, was sie gern am Automaten bekommen würden“, sagt Bless. Kaum hatte er vor einigen Tagen ein erstes Foto auf Facebook eingestellt, haben mehr als 20 Personen Kommentare abgegeben. „Mit der Resonanz habe ich wirklich nicht gerechnet“, sagt Bless.

Bei einem Stuggimaten soll es, wenn alles glatt läuft, nicht bleiben. „Es wäre toll, wenn es im Großraum Stuttgart künftig weitere Automaten gebe“, sagt er. Eine neue Art der Filialisierung nennt er das. Oder auch „Einkaufen 2.0“, sagt Bless. So bewirbt der Metzgermeister das neue Angebot auf der Internetseite der Metzgerei. „Neulich an einem Samstag hat jemand beispielsweise um 2.16 Uhr in der Nacht am Stuggimaten eingekauft“, erzählt Bless. Ob sich die Preise von denen im Laden an der Oberen Brandstraße unterscheiden? „Nein, dafür gäbe es meines Erachtens keine Rechtfertigung“, sagt Bless. Den einzigen Mehraufwand, den er habe, sei es, den Automaten regelmäßig zu bestücken.