Manch alte Gemüsesorte bereichert den heimischen Speiseplan. Foto: Nora Stöhr

Der Agraringenieur Michael Ernst erklärt, warum manche Gemüsearten fast vergessen sind.

Möhringen - Gartenmelde, Perilla, Wintersteckzwiebel – Gemüsearten, die vielen Menschen unbekannt sind, weil man sie fast nirgendwo kaufen kann. Michael Ernst von der Staatsschule für Gartenbau und Landwirtschaft in Hohenheim stellte am vergangenen Dienstag diese alten Gemüsearten vor. 20 Interessierte waren in die Möhringer Auferstehungskirche gekommen, um sich von dem Agraringenieur erklären zu lassen, warum diese Gemüsesorten nicht mehr modern sind und warum es sich trotzdem lohnt, sie wieder im heimischen Garten anzubauen.

„Alte Gemüsearten sind Pflanzen, die von der Menschheit schon seit Jahrtausenden genutzt werden“, erklärt Ernst. Sie seien nicht mehr zeitgemäß, weil sie schwer vermehrbar sind, ein geringes Ertragsniveau oder eine hohe Ertragsschwankung haben oder nur schlecht lager- und transportfähig sind. Auch ein ausgeprägter Eigenschmack lasse Gemüsearten wie Pastinake oder Topinambur in Vergessenheit geraten. Einige Gemüsearten wie die Schwarzwurzel, die als Hungerleidergemüse oder Spargel des einfachen Mannes gilt, hätten zudem ein echtes Imageproblem.

Für den Eigenanbau sind diese Gemüsearten wiederum interessant, weil hohe Erträge oder die Transportfähigkeit im Garten keine besondere Rolle spielen. „Diese Gemüse sind gut für die Fruchtfolge, weil sie weniger Krankheiten oder Schädlinge wie Kohlhernie oder Stängelälchen übertragen. Außerdem bereichern sie aufgrund ihres Geschmacks oder ihrer Inhaltsstoffe den Speisezettel“, sagt Ernst. „Ich interessiere mich für alte Gemüsearten, weil sie ein Stück weit Nachhaltigkeit und eine bewusste Ernährung bedeuten“, unterstrich zudem Gerlinde Zeitler aus Möhringen.

Modegemüse Schalotte

Auch Informationen über den richtigen Anbau der alten Gemüsearten – von der Fruchtfolge über die Düngung bis hin zur Verwendung – kamen bei Ernst nicht zu kurz. „Es ist sinnvoll, wenn man morgens gießt, denn dann können die Pflanzen schnell wieder abtrocknen und Pilzkrankheiten haben keine Chance“, erklärte der Hohenheimer Agronom in diesem Zusammenhang.

Die Hobbygärtnerin Mechthild Hubl ließ die Anwesenden im Anschluss selbst angebautes Gemüse wie Erdmandeln oder Eiskraut probieren. Ob sich Amaranth oder Erdbeerspinat in der modernen Küche aber durchsetzen werden, ist fraglich. Eine alte Gemüseart hat es jedoch geschafft: „Die Schalotte ist zu einem Modegemüse geworden, das in jeder TV-Kochsendung verwendet wird“, so Michael Ernst.