Die Porsche AG begleitet die Gedankenspiele mit Sympathie. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Spekulationen um einen möglichen Börsengang von Porsche sorgen für Begeisterung bei Auto-Analysten und Investmentbankern. Die Hintergründe dieser Gedankenspiele.

Porsche - Kaum etwas elektrisiert Auto-Analysten und Investmentbanker in Deutschland so wie ein möglicher Börsengang von Porsche. Dass Volkswagen diesen Schritt zumindest erwägt, pfeifen die Spatzen schon seit geraumer Zeit von den Dächern. Hinweise, ob es dazu kommt, werden im März erwartet. Dann legen der Wolfsburger Konzern, die Sportwagentochter Porsche AG und der Haupteigner Porsche SE ihre Bilanzen vor. „Dann wird das Management hoffentlich Farbe bekennen“, sagte eine Person aus dem Konzern mit Kenntnis der Überlegungen der Nachrichtenagentur Reuters. „Die Situation spitzt sich zu“, fügte eine weitere Person hinzu.

Bereitet Volkswagen ein IPO vor?

Fragen zu einem möglichen Börsengang weichen Konzern-Chef Herbert Diess und Finanzvorstand Arno Antlitz bisher aus. Sie bekräftigten wiederholt, der Konzern sei durch seinen Barmittelzufluss in der Lage, die milliardenschwere Transformation auch ohne Erlöse aus einem Porsche-IPO stemmen zu können.

Die Porsche SE, über die die Familien Porsche und Piech 31,4 Prozent des Kapitals von Volkswagen halten, verweist darauf, dass Porsche zu Volkswagen gehöre und entsprechende Entscheidungen in Wolfsburg gefällt würden. Zu Marktspekulationen äußere man sich nicht.

Aus Finanzkreisen hieß es, die vier Interessengruppen bei VW - das Management, die Familien Porsche und Piech, das Land Niedersachsen und die Arbeitnehmer - müssten sich auf einen Weg einigen. „Sobald sie das tun, wird es sehr schnell gehen“, sagte eine Person mit Kenntnis der Zusammenhänge.

„Irgendwann müssen sie entscheiden, so oder so“, sagte der Konzerninsider. Er verwies auf das Börsenumfeld, das sich durch den Kurseinbruch von Facebook vergangene Woche eingetrübt habe. Der Zeitpunkt für ein IPO könnte verstreichen, sollte Volkswagen zu lange warten, gab der Insider zu bedenken. Die Blicke richten sich daher auf Konzernchef Diess. Nimmt er einen neuen Anlauf, um den Börsenwert von Volkswagen zu steigern?

Wie könnten die Börsenpläne aussehen?

Börsianer halten sowohl eine Abspaltung als auch einen Börsengang für möglich. Bei einem Spin-off werden Aktien den Anteilseignern ins Depot gebucht. Für Volkswagen, dem Porsche zu 100 Prozent gehört, wären damit keine Einnahmen verbunden. Entscheidend könnte ein emotionaler Faktor sein: Die Eigner-Familien bekämen wieder direkten Zugriff auf die Porsche AG, die nach der verlorenen Übernahmeschlacht vor bald zehn Jahren an Volkswagen gegangen war. Seitdem sind die Familien über die Porsche SE indirekt an der VW-Tochter beteiligt.

„Es kann bei der Aktion nicht darum gehen, Cash zu heben“, sagte Arndt Ellinghorst, Autoexperte bei QuantCo. „Es gibt andere, sehr gute Gründe für die Eigenständigkeit der Porsche AG.“ Ellinghorst hält einen Spin-off für „die deutlich elegantere Lösung als ein (Teil-)IPO.“ Volkswagen benötige keine Geldzufuhr. „Oder anders herum, wenn man der Ansicht wäre, dass es aus eigenen, organischen Mitteln nicht reicht, wäre das quasi ein Bankrott-Erklärung für den Konzern.“

Die Wolfsburger würden vermutlich nur einen kleinen Teil der Porsche-Aktien an die Börse bringen, um weiter Zugriff auf Synergien aus der technischen Verflechtung mit Porsche zu haben. Investmentbanker schätzen, in einem ersten Schritt könnten es weniger als 20 Prozent sein. Womöglich würde das schon ausreichen, um dem Aktienkurs von Volkswagen Flügel zu verleihen.

Wie stehen die Familien dazu?

Die Porsches und Piechs haben Insidern zufolge bereits vor einiger Zeit Modelle durchgespielt, wie sie wieder mehr Einfluss auf die Porsche AG bekommen könnten. Das Ergebnis ist nicht bekannt.

Die Porsche AG selbst begleitet die Gedankenspiele mit Sympathie. Finanzchef Lutz Meschke sieht eine Börsennotierung als Vorteil für den abgebenden Konzern, weil dadurch der Wert von Porsche besser sichtbar würde als in einem Mehr-Markenkonzern. Unternehmenschef Oliver Blume äußert sich zurückhaltend und verweist auf die Verflechtung mit dem Konzern.

Wann könnte ein IPO über de Bühne gehen?

Analyst Daniel Schwarz von der Investmentbank Stifel hält das Jahr 2022 für geeignet für ein Porsche-IPO. Gute Zeitpunkte wären aus seiner Sicht: 1.) nach der Betriebsratswahl im März, 2.) vor Ablauf der Amtszeit von Wolfgang Porsche (78) als VW-Aufsichtsrat 2023 und 3.) der Moment, an dem der Markt von Porsches Elektro-Strategie überzeugt sei. Das könnte nach Meinung von Experten schon bald der Fall sein. Porsche hat die Auslieferungen seines vollelektrischen Taycan im vergangenen Jahr auf rund 41.300 mehr als verdoppelt.