Laut Thomas Kiwitt (rechts) vom Verband Region Stuttgart gibt es „keine bessere Alternative“ für das Gewerbegebiet. Zweiter von links: Schwieberdingens Bürgermeister Nico Lauxmann.Foto:factum/Weise Foto:  

Zu einer Infoveranstaltung über den eventuellen neuen Standort des Sportwagenherstellers kommen derart viele Bürger, dass die Festhalle gesperrt werden muss. Erstmals stellt die Firma konkrete Pläne für ihr gewünschtes Quartier vor.

Schwieberdingen - Wegen Überfüllung geschlossen: Das Interesse an der Infoveranstaltung zu einem möglichen neuen Gewerbeareal an der B 10 in Schwieberdingen und dem dort angedachten neuen Standort von Porsche war am Donnerstag so groß, dass die Gemeinde kurz nach 19 Uhr die Türen ihrer Festhalle abschließen musste. Einige Bürger blieben deshalb also außen vor – und waren ziemlich sauer. Ihm tue es leid, dass nicht alle Platz gefunden haben, sagt der Bürgermeister Nico Lauxmann (CDU). Die mehr als 700 Zuschauer seien aber ein Zeichen dafür, dass sich viele mit dem Thema auseinandersetzten. Wohl auch deshalb, weil im Sommer ein Bürgerentscheid über das neue Gewerbegebiet stattfinden soll.

Was genau hat Porsche vor?

Das Sportwagenhersteller hat angefragt, ein neues Werk in direkter Nachbarschaft zum Standort von Bosch bauen zu dürfen. Laut Oliver Bronder, dem Leiter der Bereiche Logistik und Produktionssteuerung bei Porsche, sollen an dem neuen Standort zum Beispiel Cockpits montiert werden. Seit klar sei, dass der erste elektrisch angetriebene Porsche, der Taycan, in Zuffenhausen produziert wird, platze jener Standort aus allen Nähten. Deshalb sei das Projekt in Schwieberdingen „von zentraler Bedeutung“ für seine Firma, so Bronder.

Was soll gebaut werden?

Konkret hat das Unternehmen eine Fläche von 15 Hektar angefragt. Wie Bronder erklärt, brauche Porsche das Areal aber nicht allein. Man halte auch Platz für Partnerfirmen vor, die zuliefern sollen. 500 bis 700 tarifgebundene Arbeitsplätze würden insgesamt entstehen, sagt der Logistikchef.

Wie sieht das die Politik?

Der Schwieberdinger Bürgermeister Nico Lauxmann ist überzeugt, dass die Ansiedlung von Porsche gut für seine 11-000-Einwohner-Gemeinde wäre und rät zu diesem „mutigen Schritt“. Auch die Mehrheit des Gemeinderats ist für den neuen, regionalen Gewerbeschwerpunkt.

Thomas Kiwitt vom Verband Region Stuttgart erklärt, das Gebiet zwischen der Bundesstraße 10 und der Bahnstrecke Stuttgart-Mannheim sei „ökologisch nicht sonderlich sensibel“. Und er fügt an: „Wir werden keine bessere Alternative finden.“

Wie ist die Stimmung im Ort?

Dutzende Schwieberdinger traten am Donnerstag an die Mikrofone, um Fragen zum neuen Gewerbegebiet und dem Porsche-Werk zu stellen. Kritik an den Plänen und Lob, gar Stolz über die Anfrage von Porsche hielten sich die Waage. Klar wurde aber: Das Vorhaben lässt kaum einen im Ort kalt.

Was sind die Kritikpunkte?

Es geht um zunehmenden Verkehr, steigende Mieten im Ort durch den Zuzug von künftigen Porsche-Mitarbeitern und die Versiegelung von Äckern. Schon heute herrsche zur Stoßzeit ständig Stau auf der Bundesstraße, bemängelte ein älterer Herr, die B 10 müsse daher „auf jeden Fall ausgebaut werden“, falls Porsche in den Ort käme. Vor allem befürchten viele Schwieberdinger, das mehr Lastwagen als bisher über die Straßen rollen. Die Zahl von 35 Lkw pro Stunde, die das Werk anfahren, wurde von mehreren Rednern genannt. Laut Oliver Bronder sei man zwar bemüht, diese Zahl zu unterschreiten. Klar ist aber, dass das neue Werk mit Bauteilen beliefert werden muss – und dass vorgefertigte Teile zur Montage des Taycan nach Zuffenhausen gekarrt werden müssen.

Andere Redner bezweifelten, ob die bis zu 700 neuen Arbeitsplätze wirklich zukunftsträchtig seien – und würden auf dem neuen Gewerbegebiet lieber Unternehmen aus der IT-Branche sehen.

Was sagt Porsche zu der Kritik?

Daniela Rathe, der Leiterin des Bereichs Politik und Außenbeziehungen, versichert, es gehe um zukunftssichere Jobs im neuen Werk. Welche genau das sein werden, könne sie noch nicht sagen. „Wir bauen aber keine schwarze, große Halle, in die täglich Hunderte Lastwagen reinfahren.“ Auch werde man den Verpflichtungen bei der Gewerbesteuer nachkommen. „Wir kümmern uns um unsere Standorte“, so Rathe.

Wie geht es nun weiter?

Der Gemeinderat entscheidet am 29. April, ob ein Bürgerentscheid über das neue Gewerbegebiet abgehalten wird. Wenn Ja, fände dieser am 14. Juli statt. Bis dahin will Porsche seine Anfrage aufrecht erhalten. Klar ist für Oliver Bronder aber, „dass wir uns in einigen Monaten anderweitig umschauen müssten“.