DB Navigator von der Deutschen Bahn ist derzeit eine der erfolgreichsten Mobilitäts-Apps. Foto: Deutsche Bahn

Im Wettstreit um die Kunden entscheidet, wer den besseren digitalen Zugang findet, meint Korrespondent Thomas Wüpper.

Berlin - Auf den ersten Blick scheint die DB New Mobility nichts Besonderes zu sein. Doch mit der Bündelung ihrer neuen Mobilitäts- und Digitalangebote unter einem Dach zeigt die Deutsche Bahn, dass man auf den Märkten der Zukunft ein wichtiger Anbieter bleiben und den rasanten digitalen Wandel nicht verschlafen will. Intern hat das Projekt hohe Priorität. Nicht zuletzt, weil der größte Staatskonzern erlebt, wie immer mehr Unternehmen und Finanzinvestoren mit neuen Fahrdiensten und Plattformen viele Reisende und Pendler gewinnen. Besonders der gewaltige Erfolg von Flixbus hat die Strategen im Berliner Bahn-Tower schwer beeindruckt.

In wenigen Jahren hat der Neuling mit seiner digitalen Vertriebsstrategie, einer genial einfachen Buchungs-App und einem smarten Geschäftskonzept fast den kompletten deutschen Fernbusmarkt erobert und neben den Busfirmen der Bahn auch andere Großkonzerne abgehängt. Und das alles, ohne selbst einen einzigen Fernbus zu besitzen oder eigene Fahrer zu beschäftigen. Das operative Geschäft lässt Flixbus von Vertragsfirmen erledigen, die um die Aufträge rangeln. In vielen Ländern Europas ist das Unternehmen so in wenigen Jahren zum Marktführer geworden.

Bahn besitzt riesigen Schatz an Kundendaten

Klar ist: Beim gesamten Geschäft mit der Mobilität werden der Online-Zugang zum Kunden und Angebote aus einer Hand künftig zu entscheidenden Faktoren. Noch liegt die Bahn im Schienenverkehr mit ihrer stark genutzten Buchungs-App DB Navigator gut im Rennen, hat einen riesigen Schatz von Kundendaten sowie pfiffige neue Mitfahr- und Abrufdienste, um bequem von Tür zu Tür zu kommen.

Doch der riesige Staatskonzern mit seinen mehr als 300 000 Beschäftigten ist schwerfällig, ertrags- und finanzschwach und reformbedürftig. Das sind schlechte Voraussetzungen, um die Chancen des digitalen Umbruchs rasch und flexibel zu nutzen. Daran wird die Bündelung der Angebote zunächst wenig ändern. Wenn die Einführung der neuen IT-Architektur und die Integration der Online-Plattformen aber gelingen, könnten Bahn-Kunden bald einfacher auch Zusatzdienste buchen, zum Beispiel den Abrufbus, um von der S-Bahn-Station schnell und preiswert nach Hause zu kommen. Solche Angebote könnten den öffentlichen Verkehr insgesamt attraktiver machen. Und dieses Ziel sollte auch bei der Digitalisierung schon aus Gründen des Klimaschutzes ganz vorne stehen.