Die Stadt hat sich für Flächen am Bahnhof und südwestlich davon ein Vorkaufsrecht gesichert (rot markiertes Areal) Foto: Kuhnle, Grafik: StZ

Die Stadt will den Ludwigsburger Bahnhof zu einem modernen Drehkreuz für den öffentlichen Nahverkehr machen. Sie hat bereits einige Ideen für die Neuordnung des Areals – doch die Stadträte vermissen Informationen und ein schlüssiges Konzept.

Ludwigsburg - Die Entscheidung des Gemeinderats am Mittwoch dürfte der Startschuss gewesen sein: Das Gremium billigte der Stadt ein Vorkaufsrecht für Grundstücke rund um den Bahnhof sowie für ein Areal südwestlich des Knotenpunktes zu. Damit will Ludwigsburg den Einfluss auf die Entwicklung in diesem Gebiet sichern. Ideen für die Gestaltung gibt es bereits, sie reichen von einem alternativen Büroturm auf dem Kepler-Dreieck über die Weiterentwicklung des Wohlfühlbahnhofs bis hin zur Umgestaltung des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB). Doch während der Oberbürgermeister Werner Spec bei derlei Zukunftsprojekten gern vorprescht, mahnen die Räte zur Ruhe.

Konkrete Pläne gebe es ohnehin noch nicht, heißt es von der Stadt. Derzeit würden Untersuchungen zu verschiedenen Optionen laufen, sagt Thomas Hugger, der Leiter des Fachbereichs Liegenschaften. Im Fokus stehen vor allem der ZOB, das Kepler-Dreieck und die Verschönerung des Bahnhofs insgesamt. Zudem erstreckt sich das Gebiet, auf dem sich die Stadt nun ein Vorkaufsrecht für die Grundstücke gesichert hat, ein gutes Stück Richtung Westen. Dort wolle man einen guten Übergang zum sogenannten Gewerbegebiet der Zukunft, das sich über die gesamte Weststadt hinziehen soll, hinbekommen, sagt Hugger.

Busbahnhof soll völlig neu gestaltet werden

Klar ist, dass der ZOB komplett neu gestaltet werden soll. Die Anordnung der Busse und die Verkehrsführung seien nicht mehr auf dem neuesten Stand, erklärt Hugger. Zudem soll der Zugang vom Busbahnhof zu den Gleisen geöffnet werden: Die Läden, die die beiden Areale derzeit trennen, gehören inzwischen bereits der Stadt. Voraussichtlich sollen sie abgerissen werden. Geprüft werde derzeit, ob dann eine Unterführung oder eine Brücke die Verbindung zu den Bahnsteigen herstellen könne, sagt der Fachbereichsleiter.

Auch für das Kepler-Dreieck, das Areal zwischen Gleisen und Kepler-Straße, das der Stadt bereits gehört, gibt es Ideen. OB Spec favorisiert offenbar einen sogenannten Green Tower: einen Turm, in dem nicht nur Wohnungen und Gewerberäume eingerichtet werden, sondern der zudem auf Basis erneuerbarer Energien Strom erzeugt. Und zwar in Mengen, die weit über den Eigenbedarf für das Gebäude hinausgehen und im Turm gespeichert werden, um für alternative Mobilitätskonzepte wie E-Bikes, eine neuartige Stadtbahn oder Elektrobusse zur Verfügung zu stehen. Zudem gibt es wohl Überlegungen für ein Fahrrad-Parkhaus auf dem Gelände.

Die Stadträte vermissen detailliertere Informationen

Für die Stadträte sind all diese Pläne noch völlig abstrakt. Offiziell hätten sie davon noch gar nichts erfahren, heißt es. Sie wünschen sich mehr Detail-Informationen – und keine Einzelmaßnahmen: Ein schlüssiges Gesamtkonzept müsse her, so der Tenor. Johann Heer (FDP) hält ein solches für essenziell, um über die Zukunft des Bahnhofs entscheiden zu können. „Man kann nicht einfach etwas anpacken, wenn man noch gar nicht weiß, wo die Sache hingehen soll“, betont er.

Reinhardt Weiss, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, sieht das ähnlich: „Im Moment schwimmt noch alles“, sagt er. Insbesondere sei immer noch unklar, ob und in welcher Form eine Stadtbahn kommen könnte – die Entscheidung darüber sei ein zentraler Punkt bei der Neuordnung des Bahnhofs. Vom Grundsatz her halte seine Fraktion es aber für sinnvoll, das Areal rund um den Bahnhof neu zu gestalten. „Aber man sollte mal Dampf aus dem Kessel lassen“, mahnt Weiss. Das solle nicht übers Knie gebrochen werden, zumal es derzeit zig andere Projekte gebe.

Margit Liepins, die SPD-Fraktionschefin, glaubt nicht mehr an eine Stadtbahn. „Der OB will keine Stadtbahn, daher wird sie nicht kommen“, sagt sie. Darüber hinaus wisse sie gar nicht, was am Bahnhof geplant sei. Aber es seien ja bereits Millionenbeträge für Bus- und Wohlfühlbahnhof vorgesehen, daher habe der OB vielleicht schon eine konkretere Vorstellung.

Auch Elga Burkhardt (Lubu) befürchtet, dass die Stadt irgendwann fertige Pläne aus der Schublade zaubert. Klaus Herrmann (CDU-Fraktionschef) hingegen sieht die Sache noch ganz am Anfang. Der Fraktionschef der Grünen, Markus Gericke, hält den Vorstoß der Stadt für eine Chance, mit dem Bahnhof auch den öffentlichen Nahverkehr nachhaltig zu verbessern.

Künftiger Einfluss der Stadt

Durch die Zustimmung des Gemeinderats, der Stadt Ludwigsburg am Bahnhof und südwestlich davon ein Vorkaufsrecht einzuräumen, hat die Verwaltung nun großen Einfluss auf die Gestaltung des entsprechenden Areals. Denn damit sind die Eigentümer der Flächen verpflichtet, der Kommune unverzüglich Bescheid zu sagen, sobald sie einen Kaufvertrag über ihr Grundstück abgeschlossen haben. Wenn die Stadt dann von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen will, kann sie das entsprechende Grundstück für den bereits ausgehandelten Preis erstehen.

Eine Überlegung zur Neugestaltung des Bahnhofs war auch einmal die Aufrüstung der Parkebenen direkt neben dem Bahnhof zu einem Hightech-Parkhaus mit zahlreichen Zukunftstechnologien. Doch davon ist die Stadt offenbar vorerst abgekommen.