Annika Schleu bekam ihr Pferd nicht unter Kontrolle und kämpfte mit den Tränen. Foto: AFP/PEDRO PARDO

Annika Schleu muss ihre Gold-Hoffnung im Modernen Fünfkampf begraben. Beim Springreiten verweigerte ihr zugelostes Pferd mehrfach.

Tokio - Drama auf dem Rücken von Saint Boy: Fünfkämpferin Annika Schleu (Berlin) muss ihren Traum von einer Medaille bei den Olympischen Spielen nach einem völlig missglückten Reiten begraben. Die auf Goldkurs liegende Olympia-Vierte von Rio bleib am Freitag ohne Punkte und fiel vor dem abschließendem Laser-Run mit 551 Zählern vom ersten auf den 31. Platz zurück. Schleu und Peking-Olympiasiegerin Lena Schöneborn auf der Tribüne brachen in Tränen aus.

Auch die zweite deutsche Starterin Rebecca Langrehr (Berlin/717) ist auf dem 29. Rang ohne Medaillenchance.

Saint Boy verweigert mehrfach

Sportsoldatin Schleu hatte das Reiten mit 24 Punkten Vorsprung auf die ROC-Athletin Juliana Bataschowa in Angriff genommen. Auf dem Rücken von Saint Boy, auf dem Bataschowas Landsfrau Gulnas Gubaidullina vor Schleu bereits ohne Punkte geblieben war, lief dann aber nichts mehr.

Nur mit Mühe brachte die weinende Schleu das ihr zugeloste Pferd überhaupt auf den Parcours. Dort verweigerte Saint Boy mehrfach. „Weiter, weiter“, rief Bundestrainerin Kim Raisner - es nützte nichts.

Vorher hatte alles gepasst

„Es kann keiner besser nachempfinden als ich. Es ist Eins-zu-Eins die Situation, die ich in Rio hatte“, sagte Schöneborn, die 2016 in Brasilien ihre Medaillenchance auf dem Rücken von „Legende“ verloren hatte, in der ARD: „Es ist der Worst Case, der jetzt eingetreten ist. Mit allen anderen Punktzahlen hätte sonst was passieren können, hätte man Annika keine Medaille mehr nehmen können. Das ist sehr erschütternd.“

Schleu war am Donnerstag mit 29 Siegen in 35 Fecht-Duellen glänzend in den Wettkampf gestartet. „Das hatte ich in meinem Leben noch nie. Heute hat irgendwie alles gepasst“, hatte sie im Anschluss in der ARD gesagt. Im Bonusfechten am Freitag verlor sie im Tokyo Stadium ihr Duell gegen die Südkoreanerin Kim Sehee. Zuvor hatte sie beim Schwimmen über 200 m Freistil nach 2:16,99 Minuten als 24. angeschlagen, ihre Führung aber behauptet. Dann folgte das Reit-Drama.

Peking-Olympiasiegerin Lena Schöneborn hat ihre Karriere beendet. Die Männer gehen am Samstag auf Medaillenjagd.