Jens Zimmermann als Moderator beim Handball-Bundesligisten TVB Stuttgart Foto: /Jens Körner

Moderator und Sportmanager Jens Zimmermann über den Umgang mit Spitzensportlern, warum Olympia so wichtig war und was ihn an Stuttgart stört.

Stuttgart - Er ist Moderator, Sportmanager, Stuttgart-Fan, aber sich selbst sieht Jens Zimmermann, der sich als Schaffer bezeichnet, als vor allem als Netzwerker.

Herr Zimmermann, wie würden Sie ein Interview mit sich beginnen?

Wie geht es Ihnen?

Und: Wie geht es Ihnen?

Wenn man abends den Fernseher anmacht und schaut, was auf der Welt passiert, kann man, wenn man in Stuttgart lebt und gesund ist, die Frage nur mit „gut“ und drei Ausrufezeichen beantworten.

Lassen Sie uns über ein erfreulicheres Thema reden: Wie viele Medaillen haben Ihre Sportler bei Olympia geholt?

Sie haben einmal Gold, einmal Silber, einmal Bronze bekommen. Wir waren mit sechs Athleten am Start und sind mit allen zufrieden. Es steht noch Niko Kappel aus, der bei den Paralympics antritt.

Sie waren nicht in Japan?

Nein, es ergibt mit der Zeitverschiebung mehr Sinn, unsere Sportler von hier aus zu betreuen. Unabhängig von Corona ist es schwierig, an die Athleten heranzukommen. Aber wir haben ständig Kontakt gehalten.

War es gut, dass Olympia stattfand?

Definitiv ja. Für 99 Prozent der Athleten – wenn wir die Fußballer mal ausklammern – ist das das größte Erlebnis ihrer Karriere, auf das sie Jahre hingearbeitet haben. Ich glaube nicht, dass aufgrund der Olympischen Spiele die Coronawelle in Tokio größer geworden ist. Generell wurden in der Pandemie davor in Japan offensichtlich Fehler gemacht.

Was macht ein Sportmanager?

Im Grunde alles, außer Trainingspläne. Wir versuchen unseren Athleten den Rücken freizuhalten, organisieren Interviews, PR-Anfragen, Sponsoren und Partner, beraten sie in Honorarfragen. Um’s an einem Beispiel zu verdeutlichen: Als bei Ihnen in der Zeitung stand, dass der Ringer Frank Stäbler zum Bart des Jahres gewählt wurde, rief mich um 8.15 Uhr Christian Thees vom SWR an. Er sei um neun auf Sendung und wollte Frank interviewen. Da Frank zwei junge Töchter hat, war er schon hellwach. So kam das Gespräch fünf Minuten später zustande.

Sie moderieren auch mal Sportereignisse, in denen Ihre Schützlinge teilnehmen. Ist man da nicht befangen?

Klares Nein. Mir ist es sehr wichtig, immer fair und neutral zu kommentieren. Nur 2014 bei den Winterspielen in Sotschi hatte ich als Stadionsprecher einen Aussetzer, als Johannes Rydzek, den ich ebenfalls betreue, in der nordischen Kombination auf dem Weg zu einer Medaille war und direkt vor meiner Nase in einer Kurve stürzte. Da war ich wie schockgefroren und konnte zwei Sekunden nichts sagen.

Sie sind Sportmanager, Moderator, Entertainer. Was steht an erster Stelle?

Tief in meinem Herzen bin ich Netzwerker, einer, der Verbindungen schafft, auch wenn das keine Berufsbezeichnung ist. Als Moderator musst du dich mit Zuschauern vernetzen. Für meine Sportler bin ich als Netzwerker mit Sponsoren und Medien aktiv.

Sie moderieren Handballspiele, Wintersport und derzeit sind Sie beim Stuttgarter Weindorf am Mikrofon anzutreffen.

Letztlich ist es egal, was du machst, ob den Abschied von OB Kuhn, die Einweihung der Wagenhallen oder ein Jubiläum der Abfallwirtschaft, du musst es seriös vorbereiten.

Beim Weindorf-Veranstalter Pro Stuttgart sitzen Sie jetzt auch im Vorstand. Wie kommt’s?

Mit dem Verein Pro Stuttgart verbinden viele Leute das Stuttgarter Weindorf. Das ist auch richtig so, aber der Verein ist viel mehr. Für mich ist er der älteste Fanclub Stuttgarts. Stuttgart wird für meinen Geschmack leider viel zu oft unter Wert verkauft. Wir sind für Stuttgart da und wollen die Stadt attraktiver machen. Das haben wir uns im neuen Vorstandsteam auf die Fahnen geschrieben, und unsere Geschäftsstelle um Geschäftsführerin Bärbel Mohrmann macht hier bereits einen großartigen Job.

Aber Bezug zum Wein haben Sie schon?

Klar, aber ich habe auch Phasen, in denen ich mal paar Monate gar keinen Alkohol trinke. Das ist mir auch mal beim Weindorf passiert, dann habe ich eben mit Sprudel angestoßen. Ich komme aus dem Schwarzwald, also eher aus einer Biergegend. Aber in die Ortenau ist es von Baiersbronn aus nicht weit.

Darf man Sie als Arbeitstier bezeichnen?

Als Schwabe ziehe ich Schaffer vor, schon deshalb, weil man das bei uns ja als Kompliment versteht. Aber das war bei mir schon immer so, wenn man von meiner Banklehre mit den geregelten Arbeitszeiten absieht. Als ich 1997 ein Angebot von den Stuttgarter Kickers, damals noch Zweitligist, bekam, war es mit der Ruhe vorbei. 2013 habe ich mich selbstständig gemacht, um ein bisschen mehr Freizeit zu haben. Aber der Schuss ging nach hinten los. (lacht) Das Entscheidende ist, dass meine Arbeit für mich keine Belastung ist. Klar, man kommt mal an seine Grenzen und spielt mit dem Gedanken, für drei Tage das Handy auszulassen. Aber wenn man den Ehrgeiz hat, E-Mails sofort zu beantworten, macht man es dann eher nicht.

Die Schlussfrage an Sie würde ich wieder Ihnen überlassen.

Warum ist Ihnen die Arbeit für den Verein Pro Stuttgart so wichtig?

Hatten wir das nicht schon?

Nicht ganz. Ich bin seit 24 Jahren hier und muss feststellen, dass die Stadt in ihrer Entwicklung immer wieder stehen geblieben ist. Vor 15 Jahren gab’s gute Ansätze, auch wie sich die Gegend um den Hans-im-Glück-Brunnen entwickelt, stimmt mich zuversichtlich. Aber da ich viel in der Welt unterwegs bin, sehe ich auch, was andere Städte machen. Es ist uns wichtig, in Kooperation mit anderen Institutionen Stuttgarts Image zu verbessern. Wir wollen die Stadt liebenswert und attraktiv machen, sie beleben, Menschen anziehen. So wie’s in unserer Satzung steht: zum Wohle der Stadt und ihrer Menschen.

Der Netzwerker und der Weindorf-Treff

Der Netzwerker
 Jens Zimmermann wurde 1972 in Freudenstadt geboren. Seine berufliche Karriere begann er nach eine Banklehre 1997 als Pressesprecher der Stuttgarter Kickers und war dort auch einige Jahre als Stadionsprecher tätig. Von 2002 bis 2008 war er Leiter Sportpromotion bei Uhlsport. 2009 kehrte er als Geschäftsführer zu den Kickers zurück.

2011 gründete Zimmermann eine Agentur. Als Moderator und Stadionsprecher hat er über 500 Veranstaltungen moderiert. Als Manager betreut er Sportler wie Marcel Nguyen, Frank Stäbler, Anna Seidel, Johannes Rydzek, Manuel Faißt, Elisabeth Seitz, Andreas Toba, Maryse Luzolo, Coletta Rydzek, Jacob Schopf, Lukas Kohl, Niko Kappel, Daniel Bohnacker, Alexander Schmid und Aline Rotter-Focken.

Weindorf-Treff
 Auch wenn das Stuttgarter Weindorf nicht in gewohntem Rahmen stattfinden kann, gibt es am Schillerplatz die Talk-Runde „Weindorf-Treff“ von SWR 4 Studio Stuttgart, den Stuttgarter Nachrichten und (erstmals dabei) der Stuttgarter Zeitung. Die Veranstaltung geht vor der Weinlaube von 17 bis 18 Uhr vor der Weinlaube Charlottenstraße/Ecke Schillerplatz über die Bühne. Das sind unsere Gäste:

Do 26.8. Intendant Axel Preuß, Schauspielerin Diana Gantner, ARD-Moderator Tom Bartels, SWR-Moderatorin Alev Seker.

Fr 27.8. Prof. Dr. Markus Rose, Mediziner, Natalie Karl, Sopranistin, Matthias Klink, Tenor, Anette Heiter, Kabarettistin.

Do 2.9. Nico Burkhardt, Sternekoch, Frank Nopper, Oberbürgermeister, Gudrun-Weichselgartner-Nopper, Verein Stille Not Stuttgart, Christiane Lange, Direktorin Staatsgalerie.

Fr 3.9. Jürgen Schlensog, Geschäftsführer der Jazz Open, Laurents Hörr, Rennfahrer, Christine Strobl, ARD-Programmdirektorin.

Moderieren werden den Treff Diana Hörger und Axel Graser vom SWR sowie Tom Hörner (StN/StZ).