Bundesweit sind die Kinos geschlossen, auch das Odeon in Köln – aber in Tübingen ist ein Stück Kultur wieder möglich. Foto: dpa/Roberto Pfeil

Schnelltest und Popcorn: In Tübingen sind die Kinos wieder geöffnet. Der Kino-Geschäftsführer Martin Reichart erklärt, warum das Konzept auf Dauer trotzdem nicht funktioniert.

Tübingen - Im Tübinger Corona-Modellprojekt ist manches möglich, was im Rest der Republik nur ersehnt werden kann. Nicht nur die Theater spielen wieder vor Publikum, auch die Kinos haben teilweise aufgemacht. Erst schnelltesten, dann das Leinwand-Vergnügen mit Platzkarten, Abstand und Maske auch während des Films – ein Modell, das bestens funktioniert. Das Modellprojekt ist von der Landesregierung nun vorerst bis 18. April verlängert worden. Die Positivrate liege konsequent bei 1:1000, teilte das Gesundheitsministerium mit. Die Sieben-Tage-Inzidenz in der Stadt liege seit Wochen bei unter 35.

Das ermöglicht unter anderem cineastische Erlebnisse. Im Kino Museum am Rande der Altstadt riecht es nach Popcorn. Ursula Tekin arbeitet in dem Kino und ist glücklich, wieder arbeiten zu dürfen. „Kino ist mein Baby“, sagt die Mitarbeiterin. Blockbuster oder spektakuläre Neustarts braucht Gernot Hörtdörfer nicht. Der 70-Jährige ist Stammgast und hat eine Vorliebe für französische Filme. „Höchste Zeit, dass die Kinos wieder aufhaben“, sagt er und schaut sich am Freitag die Netflix-Veröffentlichung „Mank“ an. Die Besucher bringen einen Tagespass mit, der an den Abstrichstationen in der Innenstadt bei einem negativen Test ausgestellt wird. Bei Bedarf hilft auch das Kino aus.

Die Besucher bringen einen städtischen Tagespass mit

Nur rund ein Viertel der Sessel darf belegt werden

Die Tübinger Exklusivität hält Geschäftsführer Martin Reichart für zweischneidig. Er ist froh um die Wiederbelebung der Kinokultur, muss aber auch auf die Kosten schauen. Die Hauptkasse lässt er deshalb geschlossen, Tickets gibt es am Getränkeverkauf. Er sei zufrieden, wenn er mit einer schwarzen Null aus dem Modellversuch herauskomme. „Das erste Wochenende war ausverkauft“, sagt er, wobei das relativ sei. Nur rund ein Viertel der Sessel darf belegt werden.