Die MEC-Mitglieder investieren sehr viel Zeit in ihre Modellbahnanlage. Foto: Marie Hertfelder

Große Jungs, kleines Spielzeug: Der Modelleisenbahnbau ist eine Kunst für sich. Dieser geht der Modelleisenbahnclub Stuttgart gerne nach.

Stuttgart-Vaihingen - Gemächlich rattert der Zug durch die Landschaft. Vorbei an satten, grünen Wiesen und blühenden Feldern. Eine Familie genießt ein Picknick im Park, Radfahrer passieren den Weg. Im Bach schwimmt eine kleine Entengruppe. Doch halt, dieser Gebirgsbach besteht gar nicht aus Wasser – sondern aus Gießharz. Die Felder sind aus Schaumstoff und die fingernagelgroßen Figuren sitzen auf einer Kunststoffwiese. Die Szenerie ist nicht real. Vielmehr beschreibt sie eine Bilderbuchlandschaft in Miniaturgröße, im Maßstab 1:87. Diese steht in den Räumen des Modelleisenbahnclubs Stuttgart (MEC). Hinter einer unscheinbaren Tür im Untergrund der Stadtbahnhaltestelle Universität ist der Verein zu Hause. Der große Raum wurde 1993 von den Vereinsmitgliedern für deren Zwecke umgebaut. Zuvor war der MEC, 1947 als Gaststättenverein gegründet, im Untertürkheimer Bahnhofsgelände beheimatet.

Die Modellbahn fahren zu lassen, das bringt nicht nur Kinderaugen zum Leuchten. Für so manch einen gestandenen Mann, die meisten Mitglieder sind über fünfzig, ist das Hobby eine Kunst für sich. „Jeder kann sich einbringen“, sagt der Vorsitzende Wolfgang Krampe. Der Verein ist in verschiedene Gruppen eingeteilt, je nach Zuständigkeit der Mitglieder. Es gibt Elek-triker, Landschaftsbauer und Gerätebeschaffer. Seit vielen Jahren wird an der Modelleisenbahn gearbeitet. Die Kulissen sind selbst gemalt, die Landschaft zeigt einen schier grenzenlosen Detailreichtum.

Modelleisenbahnbau ist hoch komplizierte Technik

Die Anlage schlängelt sich in Kurven durch den Raum. Bahnhof und Landschaft sind frei erfunden, lassen sich jedoch der Südwestregion zuordnen. Vom Bahnhof in Langenthal geht es nach Nordingen, hinauf nach Hochdorf und wieder hinunter nach Reutte. Reutte wird gerade umgebaut. Denn obwohl die Anlage schon den gesamten Raum ausfüllt, gibt es immer wieder etwas Neues zu tun. „Uns wird nie langweilig“, erzählt Geschäftsführer Peter Anhalt. Wenn alles steht, wird eben wieder etwas Altes umgebaut. Vor allem bei der Technik gebe es immer wieder Neuerungen, erklärt der Vorsitzende Krampe, der hauptberuflich Elektrotechniker ist.

Für die Vorführtage im Dezember muss dann alles perfekt sein. Diese finden jedes Jahr statt und sind stets gut besucht: 4500 Besucher zählte der MEC im vergangenen Jahr. Die erste Frage laute dann immer „Was gibt es neues?“, meint Anhalt. Klar, dass der Verein da nicht enttäuschen will und das ganze Jahr über mit Hochdruck an neuen Entwürfen bastelt. Die Mitglieder können eigene Ideen einbringen, über diese wird dann in Sitzungen beraten. Der beste Vorschlag wird umgesetzt.

Modelleisenbahnbau ist aber nicht nur Kunst, sondern auch hoch komplizierte Technik. Für Laien ist die Elektronik, wie sie hier betrieben wird, kaum zu durchschauen. Außer Krampe gibt es daher noch einen weiteren Elektriker, der aufpasst, dass es nicht zum Kurzschluss kommt. „Viele wissen gar nicht, wie viel Technik hinter so einer kleinen Bahn steckt“, sagt Krampe. Bis zu 95 000 Meter verlegte Kabel verlaufen unter der Anlage, hinein in einen kleinen Raum, der die elektronische Kommandozentrale darstellt. Von dort aus werden die Bahnen über den Computer gesteuert, jedes Gerät ist mit einem Strichcode versehen.

„Der Verein ist ein Teil von uns. Wir haben alle dasselbe Virus“

Und Geräte gibt es viele. Diese werden vom Verein beschafft, der seine Geld vor allem aus Eintrittsgeldern, Mitgliedsbeiträgen und Bewirtungseinnahmen aus dem hauseigenen „Café Gleisblick“ bezieht. Für den Kauf neuer Wagen gibt es jedoch ein bestimmtes Budget. „Das macht uns sonst arm“, sagt MEC-Geschäftsführer Anhalt. Denn der Markt ist riesig. Märklin, Fleischmann, Roco bieten viel – um nur einige der großen Marken zu nennen.

Die Modelleisenbahn begleitet die beiden Männer schon von Kindesbeinen an. „Mein erstes Wort war nicht Mama, sondern Zug“, sagt Anhalt und lacht. Der Verein ist ihr Zweitberuf. Da müsse die Familie schon tolerant sein. Die Versuche „loszukommen“ seien nach eigenen Angaben nämlich gescheitert. „Der Verein ist ein Teil von uns. Wir haben alle dasselbe Virus.“

MEC Stuttgart:

Anschrift: Franz-Arnold-Straße 54, 70736 Fellbach Mail: webmaster@mec-stuttgart.de
Homepage: www.mec-stuttgart.de
Vorsitzender: Wolfgang Krampe Gründungsjahr: 1947 Mitgliederzahl: 60

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