Geschäftsführerin Susanne Vollmer Foto: Peter Petsch

Für die Mitarbeiter war es eine Hiobsbotschaft vor Weihnachten: Die Stuttgarter Traditionsfirma Vollmer stellt zur Jahresmitte 2014 den Betrieb ein.

Stuttgart - Für die Mitarbeiter war es eine Hiobsbotschaft vor Weihnachten: Die Stuttgarter Traditionsfirma Vollmer stellt zur Jahresmitte 2014 den Betrieb ein. Wie jetzt bekanntwurde, hat Geschäftsführerin Susanne Vollmer, Tochter des Firmengründers, die rund 25 Mitarbeiter am 19. Dezember davon unterrichtet. Das Firmengelände in der Porschestraße in Zuffenhausen soll bereits verkauft worden sein – dem Vernehmen nach an den Sportwagenhersteller Porsche.

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Das Ende der Modellbaufirma überraschte selbst in der Branche. Zumal vor wenigen Wochen noch ein Porträt der Firma fürs Fernsehen gedreht wurde, das einen Tag vor Weihnachten ausgestrahlt wurde und in dem das drohende Ende mit keiner Silbe erwähnt wurde. Die Mitarbeiter haben ihre Kündigung zum 30. Juni 2014 erhalten. In der Belegschaft ist die Enttäuschung groß. Die meisten seien in einem Alter, in dem sie sich schwertun, noch eine Stelle zu finden, heißt es. Manche hätten bereits ihre Ausbildung bei Vollmer gemacht und nie eine andere Firma kennengelernt.

Das kleine mittelständische Unternehmen, das keine Zahlen nennt, habe bis zuletzt rote Zahlen vermieden, bestätigt Vollmer unserer Zeitung die Nachricht des Branchendienstes Ferpress. Der Modellbauer habe in den vergangenen Jahren seine Firmengröße rechtzeitig an den schrumpfenden Markt angepasst. Das Familienunternehmen hat überwiegend Gebäudemodelle für Modelleisenbahnen gefertigt und ist in der Branche für seine Detailtreue bekannt. Die Geschäftsführerin hofft, die Mitarbeiter in den verbleibenden Monaten an anderer Stelle unterzubringen. Angesichts der Entwicklung im Modellbausektor sei es besser, „rechtzeitig und geordnet aufzuhören und nicht länger auf eine ungewisse Zukunft des Unternehmens zu bauen“.

Auch die Modellbahnfreunde haben überrascht auf die Nachricht von der bevorstehenden Schließung reagiert. Die Kommentare im Internet reichen von: „Schade, Vollmer hatte immer ein besonderes Flair und das Gefühl für den besonderen Artikel“ bis zu der Kritik, dass Vollmer sich zu lange auf alte Modelle verlassen habe und zu wenige Neuheiten auf den Markt brachte.

Wolfram Vollmer hat die Firma 1946 gegründet. 1949 stellte er auf der Nürnberger Spielwarenmesse Oberleitungen für Modelleisenbahnen aus. Die Firma wuchs in den folgenden Jahrzehnten stetig. Heute umfasst das Sortiment an die 1000 Artikel. Doch in den vergangenen Jahren haben Computer und Playstation die Modellbahnen aus den Kinderzimmern vertrieben.