Modefotografin Monica Menez schafft makelose Bilder Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Mehrseitige Fotostrecken über aktuelle Trends sind ein fester Bestandteil jeder Modezeitschrift. Auch Modelabels inszenieren ihre Kollektionen gern in atemberaubenden Bilden. Die Fotos sollen den Kunden inspirieren und zum Kauf anregen.

Stuttgart - Eine Frau sitzt lasziv auf einer mit Mehl bestäubten Arbeitsplatte in der Küche. Unter ihrem Gesäß schaut ein Stück Teig heraus. Dass das Bild eigentlich die Brille bewerben soll, die das Model trägt, ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen.

„Das Überinszenieren ist ein Aspekt der Modefotografie, den ich sehr gern für meine Arbeiten nutze“, sagt Monica Menez. Seit über 15 Jahren arbeitet die Stuttgarterin als Modefotografin. Sie versucht mit ihren Bildern eine Geschichte entstehen zu lassen und Mode mit Humor zu inszenieren. So betreibt die bebrillte Dame beispielsweise ein Pizza-Taxi, bei dem Männer ihrem Lebensmittelfetisch nachgehen können.

In der Modefotografie geht es darum, den Betrachter zu inspirieren und ihm zu zeigen, was in Sachen Kleidung alles möglich ist. Die wichtigsten Hauptkriterien für ein gelungenes Bild sind dabei schöne Menschen, extravagante Kleidung und eine beeindruckende Hintergrundkulisse.

An großen Produktionen sind mindestens zehn Menschen beteiligt

Die Produktion dieser Bilder ist eine organisatorische und kreative Herausforderung. „Es ist ein bisschen so wie Kuchenbacken. Die schöne Glasur nützt nichts, wenn die Zutaten nicht stimmen“, sagt Monica Menez. Mit Zutaten meint sie das Team aus Visagisten, Stylisten, Models und Technikern, das bei einem Fotoshooting zusammenarbeiten muss. An großen Produktionen sind mindestens zehn Menschen beteiligt, meistens jedoch mehr.

Ein Shootingtag dauert im Schnitt acht bis zehn Stunden. Für jedes Motiv ist dabei eine Stunde eingeplant, für das Foto an sich 20 Minuten. Der Rest der Zeit geht für das Umziehen und Schminken des Models drauf. „20 Minuten für ein Foto klingt sehr lang. In dieser Zeit muss allerdings das perfekte Foto entstehen. Dafür benötigt man verschiedene Modelpositionen“, sagt die Fotografin.

Die Anmutung der Modebilder ist länderabhängig. In Spanien und Italien sind die Fotografien im Vergleich zu Deutschland extravaganter. „Bei uns liegt der Fokus auf dem Model und der Kleidung. Die Bilder sollen natürlich wirken“, sagt Menez. Um diese Natürlichkeit zu erreichen, wird aber hinter den Kulissen kräftig nachgeholfen. Die Kleidung wird am Model abgesteckt, damit sie besser fällt. High Heels mit Zehn-Zentimeter-Absätzen sind für Modebilder Pflicht, da sie lange Modelbeine noch länger wirken lassen. Am Computer werden zum Schluss noch sichtbare Fältchen oder Unreinheiten im Gesicht retuschiert. „Anders geht es auch nicht. Unsere Augen haben sich mittlerweile an diese makellose Optik auf Bildern gewöhnt“, sagt Monica Menez.

Den Jugendwahn kann die Fotografin nicht nachvollziehen

Auch wenn ihr all diese Abläufe und Tricksereien vertraut sind, steht sie ihnen teilweise doch skeptisch gegenüber. Vor allem den Jugendwahn kann sie nicht nachvollziehen. „Ältere Models sind viel selbstbewusster und haben eine tolle Ausstrahlung vor der Kamera. Die Jungen spielen oft ein festes Programm herunter, weil sie wissen, dass sie in der und der Pose gut aussehen“, sagt die Fotografin. Zum Glück ändere sich das langsam und es werde wieder mit Models jenseits der 40 gearbeitet

Seit einigen Jahren setzen die Modelabels neben den Fotos auch auf Bewegtbild. Für Werbung im Internet sind Videos das ideale Medium. In sozialen Medien wie Facebook erreichen sie eine hohe Reichweite und die Marke wird schnell bei einem großen Publikum bekannt. Außerdem lässt sich im Video besser eine Geschichte um die Kleidung herum erzählen.

Seit 2011 produziert auch Monica Menez sehr erfolgreich sogenannte Fashion-Films und hat damit viele internationale Preise gewonnen. Dennoch sieht sie sich in erster Linie immer noch als Fotografin. „Ich liebe die Fotografie. Sie gibt dem Betrachter viel Freiraum für die eigene Fantasie. Außerdem lassen sich viele meiner Ideen nur fotografisch umsetzen. Die Videos sind einfach nur dazu gekommen“, sagt Menez.