Welche Kleidergröße passt? Model bei der Pariser Modewoche. Foto: dpa

Große Modemarken wie Dior und Gucci verpflichten sich, keine Models mehr mit Größe 32 oder kleiner einzusetzen. Das ist nachvollziehbar, meint unser Kommentator Peter Trapmann. Was es bringt, ist eine ganz andere Frage.

Stuttgart - Seit Jahren beklagen Menschen mit Geschmack und Verstand, dass viele Models krankhaft dünn sind – und damit ein schlechtes Ideal abgeben. Junge Menschen versuchen nämlich mit zweifelhaften Essgewohnheiten, auszusehen wie ihre Vorbilder auf den Laufstegen der großen Modeschauen. Doch den Klagen zum Trotz: Seit Jahren wird es schlimmer. Inzwischen sehen sogar manche männliche Mannequins aus, als wären sie gerade aus einem rumänischen Kinderheim der Ceausescu-Ära geflohen. Insofern ist es eine gute Nachricht, dass sich Modemarken wie Gucci und Dior nun verpflichten, Frauen mit Konfektionsgröße 32 oder kleiner von den Laufstegen zu verbannen.

Jubel sollte nicht zu laut ausfallen

Man muss nicht Bierbauch und fette Schenkel mögen, um den Grund dieser Selbstverpflichtung zu verstehen. Bei näherer Betrachtung sollte der Jubel allerdings nicht zu laut ausfallen. Ähnliche Versuche der Selbstbeschränkung, zum Beispiel von Zeitschriften, wurden still und leise aufgegeben, weil die nicht mehr ganz so dürren Models bei den Leserinnen nicht gut ankamen. Wie ernst die Konzerne ihre eigene Charta gegen Magermodels nehmen, wird sich erst bei den Modeschauen und in den Katalogen der nächsten Jahre zeigen. Aber selbst, wenn sie es strikt durchziehen: Konfektionsgröße 34 erlaubt auch kein barockes Formenspiel. Junge Frauen, die sich bisher mit Gewalt auf Modelmaße runterhungern wollten, werden Mindestgröße 34 kaum als Trendwende begreifen.

Eine andere Frage ist, wie weit die Reglementierung gehen soll. Am anderen Ende der Skala finden sich – mit anderer Zielgruppe – viele Dickleibige mit Idolcharakter. Wann kommt, zum Beispiel, die Selbstverpflichtung von Fernsehanstalten, keine fetten Kommissare mehr einzusetzen? Und wollen wir das?

peter.trapmann@stzn.de