Patrick Schnell (rechts) hat den Test bestanden. Dafür bekommt er von VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger einen Mobilpass inklusive Jahresnetzticket für Bus, S- und Stadtbahn geschenkt Foto: Peter Petsch

Zwölf Tage lang war Patrick Schnell für uns ohne eigenes Auto unterwegs – und hat mit den alternativen Verkehrsmitteln kräftig gespart. 646 Kilometer legte er für rund 170 Euro zurück. Mit seinem Auto hätte er doppelt so viel bezahlt. Trotzdem möchte er nicht darauf verzichten.

Stuttgart - Seine Bilanz fällt überwiegend positiv aus. Zwölf Tage lang hat Patrick Schnell im Auftrag des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) und der Stuttgarter Nachrichten alternative Verkehrsmittel im Alltag getestet. Jetzt hat der passionierte Autofahrer seinen VW Scirocco wieder. Die Testphase habe ihn zum Nachdenken gebracht, sagt er. „Theoretisch braucht man kein Auto. Die Frage ist, will man es hergeben.“ Und die beantwortet der 24-Jährige trotz allem mit „Nein“.

„Ich werde aber meine Gewohnheiten ändern und mindestens zwei oder dreimal die Woche mit S- und Stadtbahn zur Arbeit fahren“, sagt er. Von Botnang nach Ludwigsburg ins Büro sei er damit genau so lange unterwegs, die Fahrt sei wesentlich günstiger und stressfreier. Ein klares Minus erteilt er der Regionalbahn: „Die ist vom Hauptbahnhof nach Ludwigsburg eigentlich schneller, doch immer zehn Minuten zu spät.“

An Tagen, an denen er Geschäftstermine hat, wird Patrick Schnell weiterhin auf sein eigenes Auto zurückgreifen. „Das geht zwar auch mit Carsharing. Ich bin in diesem Fall mit dem eigenen Auto einfach flexibler“, sagt der Unternehmensberater. Die Flinkster-Flotte der Deutschen Bahn bewertet der Tester mit einem „gut“. Dank des Mobilpasses lassen sich die Autos unkompliziert öffnen und starten. Die Karte dient als VVS-Verbundpass, Kundenkarte für Flinkster, Car2go und ab Herbst auch für Stadtmobil und die Leihfahrräder von Call a Bike.

Car2go will der Tester weiter nutzen

An Stadtmobil begeistert Patrick Schnell, dass die verschiedensten Autos zur Verfügung stehen. „Da ich aber ein eigenes Auto habe, werde ich mich dort abmelden“, sagt er. Zehn Euro Monatsgebühr lohnten sich für ihn nicht. Weiter nutzen möchte er hingegen die Elektro-Smarts der Car2go-Flotte von Daimler. „Die kommen in puncto Flexibilität dem eigenen Auto am nächsten, weil man die einfach überall parken kann“, sagt er. Nur einmal kamen die E-Fahrräder der Deutschen Bahn zum Einsatz: „Die passen nicht in mein Mobilitätsverhalten, sind aber lustig und bequem zu fahren.“

Insgesamt hat Patrick Schnell in zwölf Tagen 646 Kilometer zurückgelegt und für alle Angebote 170 Euro bezahlt. Mit seinem eigenen Auto hätte er doppelt so viel ausgegeben. Vom Ergebnis ist er selbst überrascht: „Schließlich habe ich mich nicht zurückgehalten. Im Gegenteil, ich war mehr unterwegs als sonst und hatte für 24 Stunden ein Cabrio.“ Ob er sein Mobilitätsverhalten auch ohne den Test geändert hätte, bezweifelt der passionierte Autofahrer. „Die Schwelle hin zu alternativen Verkehrsmitteln muss noch niedriger werden“, sagt er.

Das sieht auch Thomas Hachenberger so. „Der Mobilpass soll ein erster Schritt in diese Richtung sein“, sagt der VVS-Geschäftsführer. Neue Partnerunternehmen und weitere Vergünstigungen sollen das Angebot reizvoller machen. Um die Fahrzeuge einfacher bedienen zu können, beteiligt sich der VVS finanziell an Bordcomputern für die Stadtmobile. Auch an einer gemeinsamen Internetseite aller Mobilpass-Partner wird getüftelt. 2015 könnte sie an den Start gehen. Gibt man Start und Ziel der Fahrt in eine Suchmaske ein, berechnet sich die optimale Route mit den dafür besten Fortbewegungsmitteln.

Ein Jahr lang darf Patrick Schnell im ganzen VVS-Netz kostenlos fahren. Das war der Preis für den bestandenen Test. „Ich werde in dem Jahr genau beobachten, wie viel ich fahre und dann entscheiden, ob ich mir für das Folgejahr wieder ein Ticket kaufe“, sagt er.