Die Mobilitätswende kann zum Jobmotor werden, doch davor sind noch viele Fragen zu klären, kommentiert unser Brüssel-Korrespondent.
Wenn es um den Verkehr der Zukunft geht, denken die meisten Menschen an Elektroautos. Die Frage des Fahrzeugantriebs ist allerdings eher ein Nebenaspekt der Mobilitätswende. Das autonome und vernetzte Fahren wird viel tiefer in den Alltag der Verkehrsteilnehmer eingreifen, als es heute vorstellbar ist. Intelligente Systeme werden in Zukunft den Verkehr auf den Straßen steuern, dabei helfen, Unfälle zu vermeiden oder das Angebot im öffentlichen Nahverkehr und der Logistikbranche optimieren.
Die große Jagd nach den Daten
Das tatsächlich autonome Fahren ist allerdings noch ferne Zukunftsmusik. Denn es sind nicht nur technische, sondern auch grundsätzliche rechtliche Fragen zu klären. Wer haftet etwa, wenn ein fahrerloses Auto einen Unfall verursacht? Völlig offen ist auch, wer Zugriff auf die ungeheuren Datenmengen haben darf, die praktisch sekündlich anfallen. Nicht nur Autoversicherungen haben ein sehr großes Interesse daran.
Eine Chance für die deutschen Autobauer
Die Mobilitätswende wirft nicht nur viele Fragen auf, sie ist auch eine sehr große Chance. Sie wird der zentrale Treiber für Innovationen, Investitionen, Wachstum und Beschäftigung in der Automobilindustrie und den relevanten Zulieferbranchen sein. Die großen Fahrzeughersteller und die Gesetzgeber in der Europäischen Union müssen gemeinsam die Voraussetzungen schaffen, dass die wichtigen und am Ende gewinnträchtigen Entwicklungen nicht nur in den USA und China entstehen. Skepsis ist angebracht. In Deutschland wird im Moment lieber bis aufs Blut über die Zukunft des Verbrenner-Motors gestritten, als den notwendigen Ausbau der technischen Infrastruktur voranzutreiben, ohne die die Mobilitätswende nicht vorankommen wird. Und die EU muss beweisen, dass sie zu pragmatischen Lösungen in der Lage ist, ohne sich wieder einmal im Regelungsdschungel zu verirren.