Die Junge Union Steinenbronn hat eine Podiumsdiskussion zur Zukunft der Automobilität veranstaltet. Foto: Malte Klein

Bei einer Podiumsdiskussion der Jungen Union Steinenbronn haben Experten über Elektromobilität gesprochen. Angestellte in der Autoindustrie sorgen sich teils um ihre Arbeitsplätze. Ist die Sorge gerechtfertigt?

Steinenbronn - Wenn sich der Steinenbronner Matthias Miller mit Freunden unterhält, sprechen sie immer wieder über die sich rasch wandelnde Mobilität. Denn die wandelt sich vom Verbrennungs- zum Elektroantrieb. „Manche arbeiten in der Autoindustrie und sorgen sich, dass sie ihre Arbeitsplätze verlieren“, sagte der Vorsitzende der örtlichen Jungen Union (JU). Weil sie dieses Thema so interessiert, haben sie für die JU Nordwürttemberg den „Mobilitätsgipfel 2018 – Zukunft der Automobilität“ als Podiumsdiskussion in der Bauer Eventlocation in Steinenbronn organisiert.

Miller stellte den Gesprächspartnern die Frage, ob die Zukunft der Autoindustrie in der Region Stuttgart düster aussieht. Die Antworten gaben Eckart von Klaeden, der Leiter Politik und Auslandsbeziehungen der Daimler AG, Franz Loogen, Geschäftsführer E-Mobil BW, Nicole Razavi Parlamentarische Geschäftsführerin und stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, und Kai Burmeister, Gewerkschaftssekretär der IG Metall BW.

Es werde nicht zu Massenentlassungen kommen

„Wir brauchen nicht sorgenvoll in die Zukunft zu schauen, wenn sich das Auto ändert“, sagte Burmeister. „Wenn wir das neue Auto hier entwickeln und bauen, wird es nicht zu Massenentlassungen kommen.“ Das sah Loogen ähnlich: „In der Summe brauchen wir nicht ängstlich zu sein. Denn die Autoindustrie hier war immer schon gut darin, komplexeste Systemlösungen zu entwickeln.“ Das gelte auch für die Zukunft, wenn es um Themen wie autonomes Fahren gehe.

In Summe werde es in Autos mehr Elektronik und manch andere Bauteile nicht mehr geben. „Schon jetzt kommen 30 Prozent der Wertschöpfung in einem hochklassigen Auto aus dem Bereich. Bange machen gilt also nicht.“ Es gebe allerdings eine Gefahr für die Autoindustrie: „Wir dürfen nicht zu wohlstandszufrieden sein. Risiko ist, wenn die Ingenieure nicht mehr hungrig auf Neues sind.“

Der Verbrennungsmotor werde eine Zukunft haben

Doch auch wenn es aktuell viel um neue Antriebe geht, bedeutet das nicht das Aus für Benzinmotoren. „Verbrennungsmotoren sind noch zukunftsfähig“, sagte von Klaeden. „Sie werden eine Zukunft neben weiteren Antriebsarten haben.“ Miller fragte, ob die deutschen Autohersteller die Elektromobilität verschlafen hätten. „Am Ende müssen die Elektroautos am Markt bestehen. Das ist der Erfolgsmaßstab“, antwortete von Klaeden.

Das sei aber in der Vergangenheit nicht so einfach gewesen. „Wir haben mit dem Elektro-Vito viel Geld verloren, weil der von den Kunden nicht angenommen worden ist“, sagte von Klaeden. Anderen Herstellern sei es genauso gegangen. Letztlich werde der Markt auch von politischen Entscheidungen beeinflusst. „Als die Niederlande die staatlichen Subventionen für Elektroautos reduziert haben, ist dort der Markt eingebrochen.“ Auch Nicole Razavi widersprach, dass bisher noch nichts in der Elektromobilität getan wurde: „Es ist nicht so, dass wir uns jetzt erst auf den Weg machen. Wir haben schon 2004 die Landesinitiative E-Mobil BW auf den Weg gebracht.“ Diese Innovationsagentur ist seitdem die zentrale Anlaufstelle für künftige Mobilität.

Miller richtete im Gespräch mit unserer Zeitung den Blick auch auf die lokale Ebene: „Uns ist wichtig, dass in Steinenbronn eine Elektrotankstelle und am besten auch noch eine Wasserstofftankstelle gebaut werden.“ Er sieht die Kommunen generell in der Pflicht: „Sie müssen in Vorleistung gehen. Wenn es die Tankstellen gibt, werden sich mehr Leute Elektroautos kaufen.“ Perfekt wäre es, wenn die Kommune zum Gebiet der Daimler-Carsharing-Tochter Car2Go gehöre, so Miller. Diese bietet in der Region Stuttgart nur Elektroautos von Smart und Mercedes an. „Dann könnten wir von hier zum Flughafen und wieder zurückfahren und die Miete hier beenden. Unser Ziel ist es, dieses Carsharing nach Steinenbronn zu holen“, sagte Miller.