Oliver Haußer startet zu einer Testfahrt nach Plochingen Foto: Sascha Sauer

Unser Nahverkehrs-Tester Oliver Haußer muss sich statt mit Papierkram mit einer Hotline plagen. Ansonsten gewöhnt sich der Fellbacher langsam an die Zeit ohne eigenes Auto.

Fellbach - - Die ersten 48 Stunden sind geschafft. Oliver Haußer, der für die Leser der Fellbacher Zeitung zwei Wochen lang die Polygo-Card des VVS testet, zieht ein erstes Fazit: „Der Unterschied zum eigenen Auto ist, dass man alles ein bisschen mehr planen muss.“ Gerade bei größeren Strecken sollte man vorher wissen, wie lange man unterwegs ist, sagt er. „Man braucht definitiv Eingewöhnungszeit.“

Die Polygo-Card ist Haußer quasi auf dem silbernen Tablett serviert worden, denn fast alle nötigen Anmeldungen hatte ein VVS-Mitarbeiter übernommen. Als Neukunde hätte der Fellbacher wohl mindestens eine Dreiviertelstunde investieren müssen, um eine Polygo-Card zu bestellen. Denn zuallererst müssen sich Interessenten bei einem Kundencenter der Deutschen Bahn oder bei der SSB registrieren lassen und ein VVS-Abonnement abschließen. Das kostet Zeit. Der Kunde muss sich unter anderem überlegen, ob er ein Jahres- oder Monatsticket möchte, und wie viele Zonen er braucht. Ebenso muss er ein Lichtbild abgeben oder im Internet hochladen.

Die Freischaltung ist kein Problem

Wer die Polygo-Card irgendwann in den Händen hält, kann dann die Dienstleistungen dazu buchen. Für den Test wurde Oliver Haußer vorab für die Dienste Stadtmobil und Nextbike angemeldet. Auf eigenen Wunsch hat er sich auch den Service Car2go freischalten lassen. Dafür musste er allerdings zum Stuttgarter Hauptbahnhof. „In der Stadtbahn der Linie U 1 fiel mir auf, dass die dort angebrachte Beschilderung nicht auf dem aktuellen Stand ist“, sagt Haußer. So seien die Haltestellen Charlottenplatz und Rathaus angezeigt worden, obwohl die U 1 wegen der Großbaustelle des Bahnprojekts Stuttgart 21 schon länger über den Hauptbahnhof umgeleitet wird. „Die Freischaltung für Car2go war aber kein Problem“, sagt der Fellbacher.

Gleich am Dienstagmorgen will Haußer das Angebot nutzen. Das dürfte normalerweise kein Problem sein, sagt er, denn bei ihm um die Ecke in der Beskidenstraße stünden in der Regel immer zwei bis drei Elektro-Smarts. „Doch ausgerechnet an dem Morgen war keines da.“ So muss er doch wieder mit der Stadtbahn zur Arbeit nach Stuttgart fahren.

In der Mittagspause ein Auto für den Feierabend gebucht

Nach dem Job im Einkauf bei der Firma Mahle in Stuttgart entscheidet sich der Industriekaufmann, eine Tour mit dem Stadtmobil zu machen. Bereits in der Mittagspause hat er ein Auto über die Stadtmobil-Seite im Internet gebucht. „Die Anmeldung und Reservierung waren verständlich und gut durchzuführen“, sagt er. Er bucht einen Opel Astra am S-Bahnhof in Stuttgart-Sommerrain. „Von dort aus mussten meine Frau und ich aber erst mal zehn Minuten zum Auto laufen“, sagt Oliver Haußer.

Der Opel ist gefunden, das Handbuch im Inneren durchgeblättert. „Darin stand auch, dass man den Wagen vor der Fahrt auf Beschädigungen untersuchen soll und diese gegebenenfalls einer Hotline meldet“, sagt der Polygo-Card-Tester. Gesagt, getan. Am Kotflügel findet er einen Kratzer, der tatsächlich nicht im Fahrtenbuch eingetragen war. „Leider kam ich bei der Hotline trotz vier Versuchen nicht durch, also bin ich losgefahren“, sagt Haußer. Das Auto trifft nicht ganz seinen Geschmack: „Der Wagen war etwas heruntergekommen und ein Navi war auch nicht drin.“ Die Fahrt zu einem Sportgeschäft in Plochingen verläuft aber gut. Und auch die Hotline erreicht er schließlich irgendwann. „Eine freundliche Dame am anderen Ende der Leitung nahm freundlich den Schaden auf“, sagt Haußer.