Richard Briem aus Filderstadt zeigt, wie er seinen Wagen mit Saft versorgt. Foto: Jacqueline Fritsch

Baden-Württemberg verfügt über ein flächendeckendes Ladenetz für elektrisch betriebene Fahrzeuge. Auch die Filderebene steht gut da. Händler warten währenddessen auf einen Anstieg der Nachfrage bei E-Autos.

Filder - Guten Tag – die Ladedose ist jetzt frei verfügbar“. Der Text erscheint mitsamt lachendem Gesicht, sobald Richard Briem seine Karte der Stadtwerke an die Ladestation hält. Nun kann er den Stecker in die Ladesäule und in sein Auto stecken. „Ladevorgang läuft“, heißt es oben auf dem Display, unten wird der Ladefortschritt in Kilowattstunden angezeigt. Spätestens alle 250 Kilometer muss der BMW i3 mit Strom aufgeladen werden.

Filderstadt sei gut ausgestattet mit öffentlichen Ladestationen für Elektroautos, sagt Richard Briem, Geschäftsführer des Autohauses Briem. Die Stadtwerke allein betreiben zurzeit neun Stationen. Eine Gesamtzahl der Lademöglichkeiten ist aufgrund der verschiedenen Betreiber schwer zu finden. In Stuttgart gibt es offiziell 405 Ladepunkte an 200 Stationen. Die Karte, auf die die Stadt verweist, verzeichnet auf der Filderebene 102 Ladestationen. Davon sind sechs sogenannte Schnellladestationen.

Bezahlen via QR-Code

In Richard Briems Auto kann die eingebaute Navigation alle umliegenden Ladestationen mit Entfernung und Verfügbarkeit anzeigen. Die beiden Ladepunkte vor seinem Geschäft sind öffentlich nutzbar. Im Betonfundament sieht man aber, wem die Anlage gehört: „Richi“ ist dort in etwas schiefen Buchstaben eingeritzt. „Das bin ich“, sagt Richard Briem und lacht. Er erklärt, dass man an öffentlichen Ladestationen entweder mit einer Karte des jeweiligen Anbieters bezahlen oder den QR-Code an der Säule mit dem Handy scannen und dann über eine Website bezahlen kann.

Der Preis variiert je nach Anbieter und aktuellem Strompreis. Die Stadtwerke Filderstadt verlangen derzeit an normalen Ladesäulen 30 und an Schnellladesäulen 50 Cent pro Kilowattstunde. Beim Energieversorger EnBW zahlt man im Standardtarif 39 Cent pro Kilowattstunde für Wechselstrom und 49 Cent pro Kilowattstunde für Gleichstrom, EnBW-Kunden zahlen je zehn Cent weniger.

Als Autoverkäufer weiß Richard Briem, wo das Problem mit der Elektromobilität zurzeit liegt: „Die Autos stehen da, die Kaufkraft fehlt aber noch“, sagt er. Sein Kollege Harald Mack ergänzt: „Wenn der Akku mal eine längere Reichweite hat oder in kurzer Zeit voll aufladbar ist, würde es vielleicht ganz anders aussehen.“ Bisher seien E-Autos nur attraktiv für Kunden, die kurze Strecken fahren.

Noch wenige Schnellladesäulen im Vergleich

Dabei ist Baden-Württemberg laut EnBW gut mit öffentlichen Ladestationen versorgt; seit Ende vergangenen Jahres verfügt es als erstes Bundesland über ein „flächendeckendes Ladenetz für Elektroautos“. Das Unternehmen betreibt laut eigenen Angaben auf der Filderebene 60 Normal- und drei Schnellladestationen. „In 2019 konnten wir über alle Ladestationen hinweg im Vergleich zum Vorjahr mehr als doppelt so viele Ladevorgänge verzeichnen“, sagt Heiko Willrett, ein Sprecher der EnBW. Ein Ausbau des Ladenetzes auf der Filderebene sei derzeit jedoch nicht geplant. Lediglich in Filderstadt soll eine weitere Schnellladestation entstehen. Anders sieht es bei der Stadt Stuttgart aus: Sie will das Ladenetz in 88 Stadtteilen ausbauen. Eine Ladestation zu finden, sollte für E-Auto-Fahrer auf den Fildern also kein Problem sein. Da aber überwiegend Normalladestationen angeboten werden, ist beim Ladevorgang Geduld gefragt. Die Dauer hängt von der maximalen Ladeleistung des Autos und dessen Batteriekapazität ab. Hat ein E-Auto etwa eine Kapazität von 20 Kilowattstunden, dauert das Laden an einer Normalladestation laut Stuttgart Netze zwei bis sechs Stunden. An einer Schnellladestation mit Wechselstrom würde es etwa eine Stunde, bei Gleichstrom nur neun Minuten dauern. „Meistens stehen E-Autos jedoch lange Zeit, weshalb Normalladestationen in vielen Fällen eine sinnvolle Wahl sind“, sagt Heiko Willrett von der EnBW.

In Baden-Württemberg sind mehr als 44 000 E-Fahrzeuge unterwegs

Richard Briem wartet noch auf den großen Ansturm auf die Elektrofahrzeuge. Derzeit liegt der Anteil von rein strombetriebenen Fahrzeugen an allen Neuzulassungen in Deutschland bei drei Prozent. In Baden-Württemberg sind mehr als 44 000 E-Fahrzeuge unterwegs, bundesweit sind es rund 231 000. Für Autowerkstätten bedeutet der moderne Antrieb trotz der bisher relativ geringen Zulassungszahlen viel Aufwand. Laut Briem haben Autohäuser hohe fünfstellige Mehrkosten unter anderem für Spezialwerkzeug, Schulungen für Werkstatt-Mitarbeiter und Sicherheitsvorkehrungen. Mit dem Effekt: „Wenn die Menschen nun doch flächendeckend E-Autos kaufen würden, wären wir als Werkstatt dafür gerüstet“, sagt Harald Mack.