Der Verkehrslärm in Köngen belastet die Anwohner. Foto: /Roberto Bulgrin

Über eine Verkehrskonzeption denkt die Gemeinde Köngen nach. SPD und Grüne haben beantragt, ein Fachbüro zu beauftragen. Dabei geht es darum, Schwachstellen aufzuspüren.

Köngen - Viele Bausteine zu einem Verkehrskonzept haben die Köngener bereits in die Tat umgesetzt. Dazu gehören E-Ladesäulen am Stöfflerplatz sowie am Burgforum ebenso wie Tempolimits auf den Durchfahrtsstraßen. Damit künftig aus einem Guss geplant werden kann, haben die Fraktionen von Bündnis 90/Grüne und SPD einen gemeinsamen Antrag für ein Verkehrskonzept gestellt. Im Gemeinderat stellte Dirk Koppenschläger von der Bernard Gruppe Möglichkeiten vor, wie eine solche umfassende Planung aussehen könnte. Die Anregungen des Experten fanden im Köngener Gemeinderat zwar Anklang. Dennoch gab es bei der letzten Sitzung dieses Jahres im Burg-Forum auch kritische Stimmen.

Kreisverkehr an neuralgischem Punkt

Für Adina Fernengel-Kurzenberger (CDU) etwa ist es schwer nachvollziehbar, dass die Gemeinde etwa 7600 Euro für ein ÖPNV-Konzept zahlen soll, während die Schulbusse überfüllt seien: „Wäre es da nicht besser, für dieses Geld gerade jetzt in Zeiten der Pandemie zusätzliche Busse zu finanzieren?“ hakte die Kommunalpolitikerin nach.

Für Thomas Kuttler (Freie Wähler) ist es wichtig, in ein etwaiges Verkehrskonzept den Bereich der Denkendorfer Straße am Festplatz einzubeziehen. An diesem neuralgischen Punkt im Verkehrsnetz denken die kommunalen Planer über einen Kreisverkehr nach. Ob und in welcher Form das Sinn machen würde, sollte nach Kuttlers Ansicht Bestandteil der Verkehrskonzeption sein. Das findet Kuttler nicht zuletzt deshalb wichtig, weil in diesem Bereich auch viele Radfahrer und Spaziergänger unterwegs sind, die von den nahe gelegenen Feldern kommen.

Konzept für Parken

„Es ist wichtig, dass wir ein ganzheitliches Konzept für den Verkehr in Köngen bekommen“, begründete Heiko Kielmann (Grüne) den Antrag der beiden Fraktionen. Um eine Gesamtschau zu erhalten, plädiert Kielmann für eine „große Lösung“. Die Idee, ein Verkehrskonzept zu beauftragen, war im Zuge der Lärmaktionsplanung aufgekommen. Kielmann hob aber hervor, dass man die Pläne für Köngen nicht ohne die Situation in Wendlingen betrachten dürfe. Dem pflichtete Bürgermeister Otto Ruppaner bei: „Wir haben den Busbahnhof und den Bahnhof in der Nachbarstadt im Blick.“ Viele Pendler aus Köngen steigen in Wendlingen auf den öffentlichen Nahverkehr um. Der Verwaltungschef sieht in einem Verkehrskonzept die Chance, von den Experten viele Impulse für die Gemeinde Köngen zu bekommen. Er will den Blick auch auf Details lenken. „Da geht es zum Beispiel auch darum, zu schauen, wie man Bordsteine barrierefrei gestalten kann.“ Gerhard Gorzellik (SPD) findet eine „Schwachstellenanalyse“ wichtig. Das könne ein externes Fachbüro am besten leisten. Die Bernard-Gruppe hat schon ein Verkehrskonzept für die Stadt Plochingen erarbeitet. Um den öffentlichen Nahverkehr noch attraktiver zu gestalten, und um mehr Menschen zum Umstieg zu bewegen, könnten aus Gorzelliks Sicht etwa die Bushaltestellen aufgewertet werden.

„Unser Mobilitätskonzept sieht vor, die Straßenräume so zu gestalten, dass sie allen Verkehrsteilnehmern gerecht werden“, brachte Dirk Koppenschläger seine Visionen auf den Punkt. Neben einer umfassenden Analyse der Verkehrsdaten will der Experte die Erschließung und die Verkehrsführung unter die Lupe nehmen. Als optionale Leistung bietet sein Büro auch ein Konzept für das Parken an. Der Experte regte auch eine Bürgerbeteiligung an.

Die Gemeinderäte nahmen die Pläne vorerst nur zur Kenntnis. Möglichst zeitig im Frühjahr 2021 will Hauptamtsleiter Gerald Stoll für das Verkehrskonzept Fördermittel des Landes Baden-Württemberg beantragen. Das Gesamtpaket würde nach Koppenschlägers Berechnung rund 50 000 Euro kosten. Das Verkehrskonzept wäre nach Stolls Worten zu 50 Prozent förderfähig: „Falls wir die Fördermittel nicht bekommen sollten, müssen wir entscheiden, ob wir das Verkehrskonzept selbst finanzieren.“ Heiko Kielmann (Grüne) ist es wichtig, die Bürgerinnen und Bürger in dem Prozess mitzunehmen: „Sie wissen am besten, wo die Probleme liegen.“