Das E-Mobil von Georgios Skempes muss alle zwei Tage an die Steckdose. Foto: Christian Hass Stuttgart

Der staatliche Zuschuss hat tatsächlich ein etwas größeres Interesse an E-Autos ausgelöst. In Stuttgart sind in diesem Jahr bis Ende April erst 37 „Stromer“ zugelassen worden.

Stuttgart - Nach einer langen Hängepartie hat die Bundesregierung vor wenigen Tagen eine staatliche Prämie für vom 18. Mai an gekaufte Elektroautos beschlossen: Für reine „Stromer“ gibt es 4000 Euro, Käufer eines auch noch mit einem normalen Motor ausgerüsteten Plug-in-Hybrids erhalten 1000 Euro weniger.

„Uns rennt wegen der Prämie aber niemand die Türen ein“, heißt es in einem Stuttgarter Autohaus. Die lange politische Debatte um die Förderung habe das ohnehin schwache Interesse weiter verringert. „Potenzielle Interessenten haben sich im Frühjahr zurückgehalten, weil es lange keine Entscheidung über die Prämie gab“, sagt ein Anbieter. Die Zulassungsstatistik bestätigt diese Aussage eindrucksvoll: Ende 2015 waren in Stuttgart 792 Elektroautos zugelassen. Vier Monate später – am 30. April 2016 waren es 829 – ein „Zuwachs“ von 37 Fahrzeugen. Insgesamt waren in der Landeshauptstadt zu diesem Zeitpunkt mehr als 350 000 Fahrzeuge angemeldet.

Nur wenig Interessenten entscheiden sich zum Kauf

„Nach der Entscheidung interessieren sich wieder mehr Kunden für Elektroautos“, sagt Thomas Stierle von der Schwabengarage. Der Vorführwagen sei häufiger als früher unterwegs. „Die staatliche Prämie halte ich allerdings nicht für kriegsentscheidend“, so der Fachmann. Trotz der Förderung seien reine E-Mobile immer noch deutlich teurer als konventionelle Fahrzeuge. Wegen des Preises und der nach wie vor im Vergleich zu Verbrennungsmotoren geringen Reichweite entschieden sich nur wenige Interessenten zum Kauf. „Wir haben 2015 fünf jeweils rund 39 000 Euro teure Focus-Modelle mit Elektroantrieb verkauft“, so Stierle.

Auch bei der Hahn-Gruppe, die neben Volkswagen auch die Marken Skoda, Audi, Porsche und Seat vertreibt, rennt die Kundschaft wegen der Elektroprämie nicht die Türen ein. „Es ist zu früh, um eine klare Tendenz zu erkennen“, sagt Frank Brecht, Vorsitzender der Geschäftsführung. Es gebe aber Interessenten, die weitere Informationen haben möchten. Der größte Teil der bis jetzt verkauften E-Autos sei an Kommunen und an Verwaltungen gegangen. Bis heute hätten sich erst recht wenige private Käufer für ein reines Elektrofahrzeug oder ein Hybrid-Modell entschieden.

Positive Erfahrungen, zunehmendes Interesse

Dietmar Schäfer vom Toyota-Zentrum an der Heilbronner Straße hat recht positive Erfahrungen gemacht. „Wir haben 2015 mehrere hundert Hybrid-Fahrzeuge vom Typ Prius, Auris und Yaris verkauft.“ Für diese mit Elektro- und Verbrennungsmotor ausgestatteten Fahrzeuge gibt es aber keine staatliche Prämie, weil die Batterien nicht plug-in-fähig sind. Diese könnten nicht über die Steckdose, sondern nur während der Fahrt aufgeladen werden. „Toyota und die Händler springen aber für den Staat ein und teilen sich die Prämie von 3000 Euro “, sagt Schäfer. Plug-In-Hybride, die erheblich teurer seien, hält er für nicht besonders wirtschaftlich. „Da muss man sehr viel Strom aus der Steckdose tanken, bis sich der Kauf lohnt.“

„Die staatliche Prämie hat das Interesse an unsrem Elektromodell i 3 spürbar belebt“, erklärt auch Nicolai Klemm, von der Stuttgarter BMW-Niederlassung. Dadurch sinke der Grundpreis des Wagens auf rund 32 000 Euro. Allerdings lägen die offiziellen Details über die Abwicklung erst Anfang Juni vor. „Die Reichweite eines Elektro-Fahrzeugs ist der entscheidende Knackpunkt für alle Interessenten“, weiß der Fachmann. Deshalb gebe es von September an ein Modell mit stärkerer Batterie. „Die schafft unter Stuttgarter Verhältnissen im Winter 170 und im Sommer 220 Kilometer“, so Klemm. Den typischen Käufer gibt es für den Fachmann nicht. „Zu uns kommen junge Leute, aber auch Senioren über 70.“ Rund 60 Prozent der Verkäufe gingen an Firmen.

Nach zwei Tagen muss der Wagen an die Steckdose

Georgios Skempes fährt seit zwei Jahren einen BMW i 3 mit inzwischen 53 000 Kilometern auf dem Tacho. „Für den Kauf war der Umweltaspekt ausschlaggebend, da ich mit dem Wagen lokal keine Abgase erzeuge“, sagt er. Mit seiner Entscheidung ist er bis jetzt zufrieden: „Man ist mit Strom flott und mit viel Fahrfreude unterwegs.“ Der Softwareentwickler pendelt täglich zwischen seinem Arbeitsplatz in Leinfelden-Echterdingen und der 37 Kilometer entfernten Wohnung in Asperg. „Nach zwei Tagen muss der Wagen an die Steckdose“, so Skempes. „Die Prämie dürfte das Interesse an E-Autos fördern“ meint er und ergänzt: „Der Zuschuss von 3000 Euro für Plug-in-Hybride ist im Vergleich zu reinen Elektroautos allerdings zu hoch.“

Die Landeshauptstadt will bis zum nächsten Frühjahr 45 vollelektrische Fahrzeuge mit möglichst großer Reichweite anschaffen. Plug-In-Hybride sollen nur noch in besonderen Ausnahmefällen zum Einsatz kommen.