Unirektor Dabbert wirbt für freiwillige Tempobegrenzung. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

„Langsamere Autos, schnellere Behörden“ – das wünscht sich der Hohenheimer Unirektor Stephan Dabbert. Mit seiner Plakataktion dringt er auf die Umsetzung des Mobilitätsplans – und auf einen sichereren und besser erreichbaren Campus.

Seit knapp zehn Jahren bemüht sich die Uni Hohenheim um ein Tempolimit auf ihrem Campus. Bisher vergebens. Deshalb schritt Rektor Stephan Dabbert nun selbst zur Tat. Er ließ Plakate gestalten, auf denen ein Tempo-30-Herz um selbiges der Autofahrer wirbt, besorgte sich eine Leiter und brachte das erste Plakat am Anfang der Garbenstraße an.

Die Gesellschaft stehe vor gewaltigen Herausforderungen

Seit 2013 arbeitet die Uni Hohenheim an dem Ziel, den Campus für Fußgänger und Radfahrer sicherer zu machen, seine Aufenthaltsqualität, aber auch Erreichbarkeit zu verbessern und zugleich ein Zeichen für klimafreundliche Mobilität zu setzen. Das Ganze mündete in einen Mobilitätsplan, dem 2017 auch der Stuttgarter Gemeinderat zugestimmt hatte – als Teil eines städtebaulichen Rahmenplans. Darin war Tempo 30 als „kurzfristige Maßnahme“ zur Umsetzung bis 2018 vorgesehen. „Seither ist nichts passiert“, sagt der Rektor. Jedenfalls kein Tempolimit. Ihm falle es zunehmend schwerer, dafür Verständnis aufzubringen: „Wir stehen als Gesellschaft vor gewaltigen Herausforderungen. Wenn wir selbst für kleine Fortschritte viele Jahre benötigen, werden wir bei komplexen Transformationsprozessen wie der Verkehrs- und Energiewende scheitern“, so Dabbert.

SSB befürchten Bus-Verspätungen

Bestärkt fühle er sich allerdings durch einen Beschluss des Stuttgarter Gemeinderats im Februar dieses Jahres. Die Landeshauptstadt trat der Städteinitiative für Tempo 30 bei, mit dem Ziel, sich als Modellkommune beim Bund zu bewerben. Gegen das Tempolimit auf dem Campus hätten sich jedoch die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) ausgesprochen, die wegen der Verlängerung der Buslinie 65 zum Flughafen – ebenfalls ein Wunsch der Uni – Verspätungen minimieren wollten. Dieses Ziel kann nach Dabberts Ansicht eher erreicht werden, wenn die 14 Parkplätze an der Fruhwirthstraße wegfielen. Dann könnten die Busse im Begegnungsverkehr aneinander vorbeifahren und müssten nicht warten. Der Uni schwebt zudem vor, die Heinrich-Papst-Straße als neuralgische Stelle zwischen Denkbar und Biobau zu einer verkehrsberuhigten Zone umzugestalten, mit gleichberechtigten Verkehrsteilnehmern und maximal Tempo 20. Aber das ist Zukunftsmusik. „Wir sind ein Aufenthaltscampus und kein Durchfahrcampus“, meint Martin Kerner, Mobilitätsmanager der Uni Hohenheim. Dabbert drückt es etwas anders aus: „Wir versuchen einen lebenswerten Campus zu haben.“

Direkte Stadtbahn-Anbindung in die City lässt auf sich warten

Positiv zu Buche schlage die Parkraumbewirtschaftung: Seither werde kaum noch wild geparkt, so Kerner. Bezüglich der öffentlichen Erreichbarkeit der Uni sei aber noch Luft nach oben. „Auf die direkte Stadtbahnanbindung in die Innenstadt warten wir noch“, so Dabbert. Die SSB habe „halt andere Prioritäten“.