Ob Durchgangsverkehr, ob Parken in der Einkaufsstraße (wie in der Johannes-Daur-Straße in Korntal) oder das Angebot der Strohgäubahn: im neuen Konzept sollen alle Arten der Mobilität enthalten sein. Foto: factum/Archiv

Viele Menschen sind in der Stadt unterwegs. Sie wollen Platz haben, ob für das Fahrrad oder das Auto. Alles soll berücksichtigt werden im Mobilitäts- und Parkraumkonzept. Die ersten Schritte sind bereits getan.

Korntal-Münchingen - Es soll umfassend sein und alle diejenigen mit einbeziehen, die sich in der Stadt bewegen – wie auch immer. Zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Bus, mit der Bahn, mit dem Auto. Der Gemeinderat hat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause bei einem externen Büro ein Mobilitäts- und Parkraumkonzept für Korntal-Münchingen in Auftrag gegeben. Das Ziel ist es, Schadstoffe zu reduzieren, um die Klimaschutzziele der Stadt und des Landkreises zu erreichen, und allen Verkehrsteilnehmern gerecht zu werden.

Um das Konzept zu erstellen, sollen Bürger und Gruppen einbezogen und beteiligt werden – sei es in Arbeitsgruppen oder durch Befragungen. Die Grünen haben im Gemeinderat dagegen gestimmt; die Zählungen seien übertrieben, argumentierten sie, der Nahverkehr überbewertet und das Ganze zu teuer.

Verwaltung will weg von Einzellösungen

Die Fraktion ist für einzelne Lösungen, zum Beispiel für das Parken am Bahnhof, ein Verkehrskonzept für den Bereich des Koroneo mit dem Edeka-Markt, oder Mobilitätsmanagement für die Verwaltung und einzelne Firmen. Solche Einzellösungen aber hält die Verwaltung für nicht mehr richtig. Das habe man viel zu lange gemacht, sagte der Bürgermeister Joachim Wolf unserer Redaktion.

„Die Nachhaltigkeit steht im Vordergrund. Wir haben bisher alle Verkehrsthemen als Einzelmaßnahmen punktuell gearbeitet, weil wir kein Gesamtkonzept hatten. Jetzt wollen wir eine ganzheitliche Betrachtung, die mittel- bis langfristig angelegt ist“, so Wolf. Fuß- und Radwege sollen darin ebenso vorkommen wie die Elektromobilität und die Parkplätze. Rings um die neue Stadtmitte, so war aus der Verwaltung weiter zu hören, gebe es mehr als 100 Stellplätze mehr als vorher – obwohl ein alter Parkplatz mit 48 Plätzen überbaut wurde.

Im Gemeinderat hatte Wolf betont, der Verkehr habe maßgeblichen Anteil am Ausstoß von CO2 – und die Stadt wolle dazu beitragen, den Ausstoß dieses Luftschadstoffes zu verringern. Verkehr und Mobilität sei „ein sehr komplexes Gebilde“. Man könne nicht eine Stelle ändern und dabei andere ignorieren, das sei ähnlich wie bei kommunizierenden Röhren.

Beim Erstellen des Konzeptes sollen lokale Akteure mit eingebunden werden, wie die Agendagruppen, der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC), der Einzelhandel oder andere Unternehmen. Auch müsse man die Folgen der Neubaugebiete auf den Straßen berücksichtigen. Bei den Gruppen, die mit einbezogen werden sollen, denkt der Rathauschef auch an diejenigen, die beim Zukunftskonzept KM 2025 mitgewirkt haben. Die Steuerungsgruppe werde das Thema einbringen; einige Gruppen seien aber mehr oder weniger eingeschlafen: „Wenn der Bürger nicht mitgestalten will, können wir ihn nicht zwingen.“

Geteiltes Echo

Bei den Stadträten stieß das Vorhaben auf ein geteiltes Echo. Die Grünen waren dagegen. Martin Hönes (CDU) sagte, das Konzept sei in der Fraktion umstritten; in Korntal und Münchingen seien Parkplätze vernichtet worden, obwohl der Bedarf gestiegen sei. Guntram Schrempp (SPD) sprach sich für die Erstellung des Konzepts aus; es gebe eine solide Datenbasis, darauf aufbauend könne der Lärmaktionsplan aktualisiert werden. Den zu reduzieren, sei zwar wünschenswert, so Marianne Neuffer (Freie Wähler): „Aber wir glauben’s kaum.“ Auch wegen der Neubauten brauche es in den Innenstädten mehr Parkplätze, ebenso wie am Bahnhof. Die drei Büros in der engeren Wahl hätten unterschiedliche Ansätze und sehr unterschiedliche Honorare. Viola Noack (FDP) begrüßte, dass Agendagruppen und Einzelhandel eingebunden werden sollen. „Wir sind es der Bevölkerung schuldig, dass wir was machen.“

Der Auftrag für den ersten Schritt, die Analyse des Zustandes, wurde für 38 500 Euro an ein großes Ingenieurbüro aus Aalen vergeben, das sich weltweit schwerpunktmäßig mit Verkehrs- und Infrastrukturplanung beschäftigt.

Perspektive

Das Mobilitäts- und Parkraumkonzept ist mittel- und langfristig angelegt. Mit der Umsetzung soll rasch begonnen werden. 2019 soll das Konzept fertig sein.

Erster Beschluss

Im Februar diesen Jahres hatte der Gemeinderat beschlossen, für das Konzept Geld in den Haushalt 2017 einzustellen.

Juli 2017

Der Gemeinderat beauftragt eine von drei Firmen, die Konzepte vorgelegt hatten.

Herbst 2017

Von September bis November werden Verkehrszählungen stattfinden und die Angebote des öffentlichen Nahverkehrs analysiert. Bürger werden befragt und der bestehende Zustand aufgenommen.