In Fellbach wird es bald drei neue Ladestationen für Elektroautos geben. Foto: dpa

Fuhrparkexperte Marc-Oliver Prinzing verteufelt den Diesel nicht, er sei gerade für gewerbliche Kunden wichtig. Erdgas sei eine gute aber völlig unterschätze Alternative.

Fellbach - Mit Prognosen ist es so eine Sache. Jeder will sie lesen, aber sie treffen nur selten zu. So sagte einst der letzte deutsche Kaiser, Wilhelm II: „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.“ Und auch, dass der Diesel mal auf der Abschussliste steht, hätte bis vor kurzem wohl kaum einer prophezeit.

Das Thema Auto bewegt viele Menschen. Die Industrievereinigung und die Stadtwerke Fellbach haben deshalb gemeinsam Marc-Oliver Prinzing, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Fuhrparkmanagement, für einen Vortrag geholt. Der Experte sollte einen Ausblick auf die Mobilität der Zukunft geben. Und der verdeutlichte mit einem Satz den Ernst der Lage: „Wir haben Emissionsprobleme in Shanghai, Singapur und Stuttgart.“

Fuhrparkexperte Marc-Oliver Prinzing Foto: privat
Natürlich kam der Diesel-Skandal schnell zur Sprache. „Bei den Autohändlern stehen die Höfe voll mit Euro-5-Dieseln“, sagte Prinzing. Doch für ihn sei ein Benziner keine grüne Alternative. „Wir brauchen einen sauberen Diesel, gerade für gewerbliche Kunden ist der Kraftstoff wichtig und auf absehbare Zeit nicht zu ersetzen“, sagte er.

Dagegen stehe die Nutzung von Elektrofahrzeugen in gewerblichen Fuhrparks noch am Anfang. Dabei gehe es um die Reichweite und etwa um die Frage, wo ein Außendienstmitarbeiter sein Auto laden könne, wenn er unterwegs ist. Zudem sei es nicht wirtschaftlich, mit einem Elektrofahrzeug 30 000 oder 40 000 Kilometer im Jahr zu fahren.

Auch die Stadtwerke Fellbach setzen auf alternative Antriebe. Bereits seit 1995 betreiben sie eine öffentliche Erdgastankstelle. „Seit drei Jahren haben wir eine halböffentliche Ladestation für Elektroautos bei den Stadtwerken und eine öffentliche Ladestation am Rathaus“, sagte Gerhard Ammon. Der Geschäftsführer der Stadtwerke Fellbach betonte, dass noch in diesem Jahr eine öffentliche Ladeinfrastruktur im gesamten Stadtgebiet aufgebaut werden soll. Es soll zusätzliche Stationen in der Eisenbahnstraße, bei der Bücherei Oeffingen und in der Fellbacher Straße geben. Doch das sei nicht genug: „Es wäre gut, wenn Firmen Ladestationen als Benefit anbieten“, sagte Ammon. So könnten Kunden während eines Meetings ihr Auto aufladen.

Erdgas punktet mit einer guten Reichweite und ist eine Alternative zum Diesel

Fuhrparkexperte Prinzing betonte, dass im Allgemeinen „Erdgasautos nicht so sexy wie Elektroautos“ wahrgenommen werden. Doch das Image sei nicht gerecht: „Erdgas ist eine völlig unterschätzte Alternative.“ Der Kraftstoff punkte mit einer guten Reichweite und habe sich auch in der Praxis gut bewährt. „Man muss halt geplanter fahren – wegen der Tankstellen.“ Der Kaufpreis sei ähnlich wie bei einem Diesel-Fahrzeug, man spare aber rund 40 Prozent Kraftstoff und 90 Prozent Kfz-Steuer.

Wohin geht die Reise beim Automobil? Marc-Oliver Prinzing ist sich sicher, dass auch in Zukunft, dort, wo viel gefahren wird, Dieselfahrzeuge zum Einsatz kommen. Erdgasfahrzeuge seien eine gute Alternative, weil sie sowohl wirtschaftlich als auch nachhaltig sind. Und damit Elektrofahrzeuge die Straßen erobern, müsse erst die Infrastruktur noch verbessert werden, sagte der Experte.