Im Coronasommer 2020 waren die Menschen in Deutschland mehr unterwegs als im Jahr davor. Foto: dpa/Marius Becker

Im Frühjahr führte die Corona-Pandemie zu einem erheblichen Rückgang der Mobilität in Deutschland. Seit dem Sommer sind wir wieder eifrig unterwegs. Der seit Anfang November geltende Teil-Lockdown änderte daran so gut wie nichts, wie eine Auswertung von Mobilfunkdaten zeigt.

Stuttgart - Corona verändert (fast) alles. Das gilt für Lebensbereiche wie die Arbeit, den Handel und das Sozialverhalten – aber eben auch für die Mobilität. Sind wir weniger mobil als vor der Krise? Im Pandemiejahr lässt sich diese Frage relativ leicht beantworten, und zwar dank massenhaft ausgewerteter Mobilfunkdaten.

Neue Daten, die das Schweizer Datenanalyse-Unternehmen Teralytics unserer Zeitung auf Anfrage zur Verfügung gestellt hat, zeigen die Veränderung im Mobilitätsverhalten. Vom ersten Lockdown im März bis weit in den Sommer hinein lag die Mobilität weit unter dem Vorjahresniveau. Zwischen Mitte Juli und Mitte Oktober registrierte der Datenanbieter sogar etwas mehr Bewegungen als im Sommer 2019. Ungefähr seit dem Teil-Lockdown liegen die Werte wieder unter dem Vorjahresniveau, wie unsere Visualisierung zeigt:

Mobilfunkbetreiber erfassen unter anderem, wenn die Handys und Smartphones ihrer Kunden von einer in die andere Funkzelle wechseln. Damit lässt sich das Mobilitätsverhalten eines ganzen Landes abbilden - und gute Geschäfte machen. Netzbetreiber wie die Telekom oder Telefonica haben eigene Dienstleister, die diese Daten beispielsweise für Verkehrsplaner aufbereiten.

Teralytics nutzt die Corona-Pandemie, um den Nutzen solcher Daten aufzuzeigen. Die Firma verwertet riesige Datenmengen aus dem Netz von Telefonica; die spanische Firma ist unter anderem mit der Marke O2 in Deutschland vertreten. Dafür kooperiert Telefonica mit unterschiedlichen Medien, aber auch mit dem Statistischen Bundesamt.

Teil-Lockdown vom 2. November wirkt kaum

Die uns nun zur Verfügung gestellten Daten reichen bis Ende November. Der Teil-Lockdown zeitigt offenbar kaum Wirkung; die Mobilität der Menschen hat sich anders als im März kaum reduziert. Das ist eine Erklärung dafür, warum die Zahl der Corona-Infektionen im Herbst weit weniger stark sank als im Frühjahr beziehungsweise seit Ende November sogar wieder ansteigt. Eine Folge sind die nun geltenden, wesentlich härteren Einschränkungen.

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Eine Auswertung des Statistischen Bundesamts zeigt, dass in Corona-Hotspots die Mobilität stärker zurückgeht als in Gebieten mit wenigen Neuinfektionen. Das war allerdings vor dem Teil-Lockdown. Ende November registrierte Teralytics immer noch weit mehr als eine Milliarde Bewegungen allein unter den Nutzern des Telefonica-Netzes.

Daten für den aktuell geltenden, schärferen Lockdown liegen noch nicht vor. Je nachdem, wie sie ausfallen, werden sie ein guter Indikator dafür sein, ob die Maßnahmen wirken – oder nicht.