Die neueste der 16 begrünten Haltestellen in Asperg. Foto: Anna-Sophie Kächele

Die Stadt Asperg ersetzt nach und nach jede Bushaltestelle durch eine begrünte, nachhaltige Variante. Die Konstruktion ist ein regelrechtes Umweltwunder, doch die Bevölkerung scheint den Unterschied nicht zu bemerken.

Alexander Greschik sitzt an einer Haltestelle. Der Bus kommt zwar erst Anfang Oktober, aber auf den wartet der Klima- und Energieberater der Stadt Asperg sowieso nicht. Es geht um den Fahrgastunterstand: Wände aus Glas,eine Bank aus Holz, der Mülleimer fehlt noch. Ansonsten sieht sie gewöhnlich aus, wie eine Bushaltestelle eben aussieht. Erst aus Alexander Greschiks Büro sieht man die Steinpflanzen und die Solarzelle auf dem Dach. Momentan ist die Bepflanzung des jüngsten Unterstandes noch recht sparsam, aber auch an den anderen 15 Haltestellen im Stadtgebiet wächst kein Dschungel, die Pflanzen sind nur circa zehn Zentimeter hoch. „Selbstpflegend“, nennt Greschik die Anlage, man müsse nur ein Mal jährlich auf das Dach schauen, um verlorene Fußbälle und Müll herunterzuholen.

Vier Grad kühlen statt unter konventionellen Haltestellen

Vier Grad kühler soll es durch die Bepflanzung werden, ein Segen an heißen Sommertagen, von denen es in Zukunft immer mehr geben wird. „Es vergeht kaum ein Monat, an dem nicht der heißeste Tag seit Wetteraufzeichnungen gemessen wird. Wie weit wollen wir das Spiel noch treiben?“, fragt Greschik. Nebenbei sollen die Steinpflanzen Feinstaub aus der Luft filtern und Insekten Lebensraum bieten.

Das Motto des Klima- und Energieberaters Alexander Greschik: Einfach mal anfangen. Foto: Kächele

Dabei geht es nicht nur um die Pflanzen. Durch die PV-Anlage auf dem Dach braucht die Haltestelle keinen Stromanschluss, die LEDs leuchten durch die Kraft der Sonne, die Metallbeine sind größtenteils recycelt, das Glas so beschichtet, dass sich Schmierereien allein mit Wasser abwaschen lassen.

So weit, so gut. Aber was kostet das kleine Nachhaltigkeitswunder, das sich in maximal 30 Minuten montieren lässt? Rund 10 000  Euro, wobei Alexander Greschik die 20 Prozent Kosteneinsparung im Vergleich zu konventionellen Haltestellen betont. „Es gibt den Trugschluss, dass Klimaschutzmaßnahmen immer nur teuer sind“, sagt Greschik und deutet zeitgleich auf die Laternen gegenüber, die innerhalb von eineinhalb Jahren mit LED-Lichtern ausgestattet wurden und sich finanziell schon selbst tragen. „Klimaschutz im Kleinen“ nennt er solche Maßnahmen. „Das dürfen die anderen Kommunen gerne nachmachen“, sagt Greschik.

Aber auch bei den Bürgern setze er auf den Nachahmungseffekt. Wer weiß, vielleicht fühle sich dadurch jemand animiert, statt einem Kiesbett ein Blühstreifen in seinem Vorgarten anzulegen? Einen Kilometer weiter steht eine junge Frau an einer Bushaltestelle. Was sie von der Begrünung halte? „Die ist begrünt?“, fragt sie und läuft einmal darum herum. Tatsächlich sei es etwas kühler als unter anderen Bushaltestellen, die Pflanzen seien ihr aber nicht aufgefallen. Für den Nachahmungseffekt bräuchte es also wohl noch mehr Transparenz. Die junge Frau schlägt ein Schild an den neuen Bushaltestellen vor, das über die Vorteile informiert.

Weitere Haltestellen sollen folgen

Alexander Greschik ist neben Asperg keine andere Kommune mit begrünten Haltestellen im Landkreis bekannt. „Es gibt oft die Befürchtung, dass etwas teurer und aufwendiger wird, wenn man es nicht nach dem Schema F macht“, sagt er und fasst es unter der „generellen Angst vor Neuem“ zusammen. In Asperg würden Gemeinderat, Verwaltung und Bürger mitziehen – darum wird es auch nicht bei den 16 begrünten Bushaltestellen im Stadtgebiet bleiben.

Folgende Bushaltestellen sind bereits umgebaut

  •  Saarstraße
  • Neckarstraße
  • Im Waldeck 
  • Lehenbrücke
  • Hohenstaufenstraße
  • Wilhelmsplatz
  • Volksbank
  • Möglinger Straße
  • Berliner Straße
  • Gymnasium

Die Bushaltestellen Stadtmitte, Weinstraße, Markgröninger Straße, Bahnhof und Stuttgarter Straße sind außerdem in der Planung.