Was, wenn die Autopendler nicht auf die Seilbahn umsteigen? Da müsse frühzeitig gegengesteuert werden, sagt Günter Sabow. Das Foto zeigt die Seilbahn in Koblenz. Foto: dpa/Thomas Frey

Möglicherweise werden Beschäftigte im Synergiepark irgendwann auf dem Eiermann-Campus wohnen. Möglicherweise fahren sie dann mit einer Seilbahn zum Arbeitsplatz. Technisch wäre dies machbar.

Möhringen/Vaihingen - Wohnungen in Stuttgart sind knapp und teuer. Viele können oder wollen sie sich nicht leisten, wohnen deshalb in der Region und pendeln zum Arbeitsplatz in die Landeshauptstadt, zum Beispiel in den Synergiepark, wo sich immer mehr Firmen ansiedeln. Dort hat man das Problem längst erkannt und will gegensteuern. „Wir haben eine Kooperation mit dem Eiermann-Campus , auf dem ein Wohn- und Gewerbegebiet mit rund 4500 Wohnungen entsteht und mit dem die Stadt bei der Internationalen Bauausstellung 2027 glänzen will. Für Mitarbeiter im Synergiepark, die weite Wege zum Arbeitsplatz haben, soll es dort Belegungsmöglichkeiten geben. Darüber verhandeln wir gerade“, sagt Günter Sabow, der Vorsitzende der Wirtschafts- und Industrievereinigung Stuttgart (WIV).

Die Seilbahn ist technisch machbar und könnte täglich 10 000 Fahrgäste transportieren

Weil es bisher noch keine gute Verbindung vom Eiermann-Campus zum Synergiepark gibt, hat er mit Interesse die Präsentation des Zwischenberichts der Machbarkeitsstudie über eine Seilbahnverbindung im Technikausschuss des Gemeinderats und vor den Möhringer und Vaihinger Bezirksbeiräten zur Kenntnis genommen. Dort hatte sich unter anderem gezeigt, dass eine Seilbahn technisch machbar ist, und dass sie bis zu 10 000 Fahrgäste am Tag transportieren kann.

„Für mich war es überraschend, dass sich bei der Seilbahnerschließung die Prioritäten geändert haben“, sagt Günter Sabow. Bisher sei man davon ausgegangen, dass der größte Bedarf auf dem Abschnitt zwischen der A 8 und dem Synergiepark liege. „Nun habe ich den Eindruck, dass es aktuell darum geht, vom Eiermann-Campus her eine Erschließung zum Synergiepark zu bekommen“, sagt er. Der Grund dafür sei einleuchtend, weil das Bauprojekt dort immer mehr Gestalt annehme. „Dadurch wird aber die Frage immer dringender, wie vom Campus her zum Synergiepark eine moderne Erschließung, zum Beispiel durch eine Seilbahn, entsteht“, sagt der WIV-Vorsitzende. Jetzt habe man für den Bereich zwischen Synergiepark und Autobahn mehr Zeit, zu überlegen, was man tun müsse: „Das wird dort wohl auf konventionelle Maßnahmen wie den Ausbau der Nord-Süd-Straße hinauslaufen.“

Im Synergiepark entsteht ein digitalisiertes Parkplatzkonzept

Wegen der fehlenden Parkplätze im Synergiepark müssten sich die dort ansässigen Firmen mit einem digitalisierten Parkplatzkonzept auseinandersetzen. Die WIV setze dieses gemeinsam mit Experten um. „Es geht dabei darum, die Firmenparkplätze komplett zu erfassen, so dass man von jedem einzelnen Parkplatz weiß, wie er tagsüber belegt ist, damit freie Plätze von Mitarbeitern oder Externen genutzt werden können“, sagt Sabow. Das System werde als App verfügbar sein, auf der man sehen könne, welcher Parkplatz frei sei und welchen man reservieren könne. „Die App beinhaltet auch ein Bezahlsystem“, ergänzt er.

Sollte sich der Gemeinderat für den Bau der Seilbahn vom Eiermann-Campus zum Synergiepark entscheiden und dann im zweiten Abschnitt die Weiterführung zur A 8 in Richtung Flughafen und Messe mit einem Parkhaus für 3000 bis 4500 Fahrzeugen, „dann braucht man ein Konzept, damit die Pendler ins Parkhaus fahren, umsteigen und mit der Seilbahn in den Synergiepark fahren“, sagt Sabow. Der WIV-Vorsitzende teilt also durchaus die Bedenken Stefan Tritschlers vom Verkehrswissenschaftlichen Institut, der im Technik-Ausschuss gesagt hatte, dass dieser Seilbahnabschnitt das Stadtbahnangebot „kannibalisieren“ könne. Die Firmen müssten deshalb zum Beispiel mit vergünstigten Tickets ihre Mitarbeiter zum Umsteigen in die Seilbahn motivieren. Gleichzeitig müsste die Stadt die öffentlichen Parkplätze an den Straßen des Synergieparks verknappen.

Vor dem Bauen schauen, ob sich die Investition lohnt

„Das Ganze reguliert sich aber nicht von selbst. Bevor man diesen Abschnitt mit der Seilbahn und das Parkhaus baut, braucht man klare Absprachen mit den Firmen im Synergiepark, die daran interessiert sind, sonst investiert man sehr viel Geld, und am Ende steht das Parkhaus leer“, sagt Günter Sabow. „Dann gibt es lange Gesichter.“ Er weiß, dass der Zwischenbericht in den städtischen Gremien von Stuttgart noch keine Entscheidung für den Bau der Seilbahn war: „Das war jetzt erst einmal ein Lagebericht. Jetzt muss man darstellen, was das alles kosten würde.“