In den Garagen der drei Eigentümer gibt es bisher keinen Strom. Foto: Jacqueline Fritsch

Ein Mann aus Stuttgart will Strom in der Garage, um künftig dort ein E-Auto zu laden. Seit Monaten bemüht er sich um den Anschluss. Wären da nicht die Vorschriften...

Degerloch/S-Süd - Wolfgang Raible ist Rentner. Mit seinem Auto fahre er nicht viel, sagt er. Meistens stehe es in seiner Garage. Auch deshalb denkt er darüber nach, seinen Benziner gegen ein Elektroauto zu tauschen. Das Problem ist nur: Seine Garage hat keinen geeigneten Stromanschluss. Und wenn er es nicht zu Hause laden könne, kauft sich Wolfgang Raible auch kein E-Auto. „Dann soll sich die Politik aber nachher nicht beschweren, dass man mit einem normalen Auto in die Stadt fährt, wenn sie es einem so schwer macht“, sagt er.

Alle drei Eigentümer wollen den Stromanschluss

Seit Monaten bemüht sich Wolfgang Raible um einen Stromanschluss für seine Garage. Er ist einer von drei Eigentümern in seinem Haus. Alle Drei haben benachbarte Garagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Und alle Drei wollen diesen Stromanschluss. Bisher würden die elektrischen Garagentore provisorisch vom Strom des Nachbarn mitbetrieben, erklärt Raible. Das gehe natürlich nicht mehr, wenn darin künftig E-Autos geladen werden und der Verbrauch dadurch deutlich größer wird. Einen neuen Anschluss ans Stromnetz zu bekommen, ist aber gar nicht so leicht. „Zuerst war jemand hier, der mir ein Angebot gemacht hat, nachdem er geschaut hat, wo der Strom herkommen und ein Zähler platziert werden könnte“, erzählt Raible, „dann hat jemand von Stuttgart Netze die Anschlussmöglichkeiten geprüft und festgestellt, dass ich das Angebot so gar nicht hätte bekommen dürfen, weil es zu wenig Platz in der Garage gibt“.

Normalerweise wird eine Garage vom Stromanschluss des Hauses mitversorgt. „Das ist in diesem Fall nicht möglich, weil man eine öffentliche Straße überqueren müsste“, erklärt Moritz Oehl, Sprecher der Stuttgart Netze. Deshalb habe das Unternehmen bei Wolfgang Raible viele Möglichkeiten geprüft. Lege man einen neuen Anschluss per Kabel in die Garagen, müssten ein Hausanschlusskasten und ein Zählerschrank installiert werden. „Wenn man die aber in die Garage baut, wären sie nicht mehr zugänglich, sobald ein Auto drinsteht“, sagt Oehl. Denn auch mit parkendem Fahrzeug müsste zu den Kästen gut ein Meter Abstand eingehalten werden, damit ein Techniker im Falle einer Störung jederzeit an die Geräte herankommt.

Es gibt viele Probleme für den Anschluss

Eine andere Lösung wäre, eine sogenannte Zähleranschlusssäule neben die Garagen zu stellen. Von dort könnte der Strom mit drei Kabeln in die Garagen verteilt werden und jeder würde einen eigenen Zähler bekommen, was Raible und seinen Nachbarn wichtig ist. „Das Problem ist, dass das Grundstück mit der Wand der Garage endet“, sagt Moritz Oehl. Es gibt also schlicht keinen Platz für eine solche Anschlusssäule. „Man könnte mit dem Eigentümer des angrenzenden Grundstücks eine Vereinbarung treffen, dass man die Säule dorthin stellen darf“, sagt Oehl, „oder man fragt die Stadt, ob man vom Gehweg einen Quadratmeter benutzen darf“. Das macht Wolfgang Raible nun, auch wenn er sich eine weniger komplizierte Lösung gewünscht hätte. Der Rentner fühlt sich in seinem Vorhaben, auf Elektromobilität umzusteigen, von der Politik vernachlässigt. Die müsste es aus seiner Sicht einfacher gestalten, ein E-Auto in der heimischen Garage zu laden. „Da muss sich echt noch was tun“, sagt er, „und das Gefühl habe ich gerade nicht“.

Raible hofft nun, dass er irgendwann tatsächlich Strom für seine Garage bekommt, „sonst wäre es ärgerlich“. Schließlich sei er bereit, viel Geld in den neuen Anschluss und später in die Elektromobilität zu stecken. „Das geht mit den Kosten für die Wallboxen schon an die 10 000 Euro“, sagt er, „und dann hat man noch kein Elektroauto“.