Bei Gegenverkehr darf ein Autofahrer die gestrichelte Linie des Radschutzstreifens überfahren – solange er keinen Radfahrer gefährdet. Unter anderem aufgrund dieser Regelung gelten die Streifen wegen der Sicherheit der Radler als umstritten. Foto: Thomas Krämer

Wegen des zunehmenden Autoverkehrs auf der Filderebene rückt das Fahrrad immer mehr als mögliche Alternative in den Fokus – und damit aber auch die vielen Probleme damit.

Filder - Auf den Straßen auf den Fildern sind zu viele Autos unterwegs. Das Fahrrad soll seinen Beitrag dazu leisten, um die Situation zu verbessern – und deshalb gefördert werden. Darüber sind sich sowohl der Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen als auch die Stadtverwaltung einig. Doch auf dem Weg dorthin hat man erst einmal – im übertragenen Sinne – einen Platten zu beklagen.

Eva Noller, die Erste Bürgermeisterin der Kommune, zog jüngst im Technischen Ausschuss eine Vorlage zurück, die eine Radverkehrskonzeption vorsah. Stadträte würden die 50 000 Euro, die das Gutachten kostet, lieber für konkrete Maßnahmen nutzen und bezweifeln den Nutzen einer solchen Konzeption, kritisierten außerdem, dass man sich an den Fördermöglichkeiten ausrichten würde und nicht am Ort selbst.

Ein weiterer Knackpunkt, der von Ilona Koch in die Diskussion geworfen wurde, sind Radschutzstreifen. Diese gelten als umstritten wegen der Sicherheit für Radler. „Wir möchten sichere Wege für Radfahrer, und das sind getrennte Wege“, so die CDU-Fraktionssprecherin Koch. Sie wehrt sich deshalb gegen Radverbindungen auf der Basis von Radschutzstreifen.

Autotüren werden Radlern gefährlich

Diese Ablehnung von Radschutzstreifen kann Monika Knopf, Vorstandsmitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Filder, derweil nicht nachvollziehen. „Diese Schutzstreifen sind grundsätzlich gut, geben Radlern Raum und den Autofahrern das optische Signal, dass Radfahrer dort gewünscht sind“, sagt sie. Allerdings müssten Schutzstreifen breit genug sein, und Parkplätze rechts davon wären auch keine gute Lösung. „Aufgehende Autotüren sind eine große Gefahr“, sagt sie, im Zweifelsfall müsste eben auf die Parkplätze verzichtet werden. Knopf vermisst generell die Durchgängigkeit der Radverbindungen und wirft der Stadtverwaltung Halbherzigkeit vor. „Und die Stadträte bremsen, obwohl es noch viel zu tun gibt“, kritisiert Monika Knopf. Sie vermisse eine Radkonzeption für die Filder.

Auch in Filderstadt gibt es einige Radschutzstreifen. Nachdem anfangs über deren Nutzen intensiv debattiert worden ist, sind sie im Moment nach Worten von Jürgen Lenz kein großes Thema mehr. „Sie wurden aus der Not geboren, weil der Platz fehlt“, sagt der für den Radverkehr zuständige Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes. Der engagierte Radfahrer fühlt sich auf den Schutzstreifen sicherer als auf der Straße oder dem Gehweg – wo ohnehin nur Kinder bis zu zehn Jahren unterwegs sein dürfen. Lenz geht davon aus, dass im Rahmen eines Radverkehrskonzepts weitere Radschutzstreifen kommen werden.

Modellversuch in Filderstadt

Nach Worten von Markus Belz von der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg (AGFK) verbessern gut geplante und gemachte Radschutzstreifen die Sicherheit der Radfahrer. Das gelte vor allem an Kreuzungen. „Dort sind nach rechts abbiegende Fahrzeuge wegen des toten Winkels die größte Gefahr“, sagt er. Und mit einem zusätzlichen, einen halben Meter breiten Puffer zwischen dem Schutzstreifen und rechts parkenden Autos würde auch die Gefahr durch sich öffnende Autotüren verringert.

In Filderstadt wird es vom kommenden Jahr an auf der Strecke zwischen Plattenhardt und der Burkhardtsmühle einen Modellversuch geben. „Erstmals wird außerorts ein Radschutzstreifen angelegt“, sagt Belz, wofür eine Ausnahmegenehmigung notwendig gewesen sei. Die Markierung wird auf der bergauf führenden Fahrspur aufgetragen. Es soll unter-sucht werden, wie Radfahrer und Autofahren mit einem solchen Schutzstreifen zurechtkommen und ob dieser die Sicherheit auf der Straße – gerade für Fahrradfahrer – erhöht.