Verkehrsminister Hermann geht mit gutem Beispiel voran. Foto: dpa

Berufspendler sollen nach dem Wunsch des Verkehrsministeriums aufs Rad umsteigen. Fünf Modellstädte im Bundesgebiet legen umfangreiche Pläne für eine saubere Mobilität vor.

Stuttgart - Als erstes Bundesland hat Baden-Württemberg flächendeckend untersuchen lassen, in welcher Region der Bau eines Radschnellweges sinnvoll ist. Wie Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Donnerstag ausführte, sind 70 mögliche Korridore für solche „Autobahnen für Radfahrer“ geprüft worden, bei 32 von ihnen sieht das Ministerium einen vordringlichen Bedarf zum Bau eines vier Meter breiten Radschnellweges. Dort liegt die Zahl der Nutzer bei über 2000 am Tag. Hermann will die Berufspendler vermehrt vom Auto aufs Rad locken: „Jeder Pendler auf dem Rad entlastet Schiene und Straße in den Spitzenzeiten“, sagte er. Und er fahre schadstoff- und lärmfrei.

Die Kosten für die Radstraßen sind hoch

Das Land will mit seiner Radverkehrsstrategie den Anteil des Rades an allen Wegen steigern – von acht Prozent (2008) auf 16 Prozent im Jahr 2020 und 20 Prozent im Jahr 2030. Das Umsteigen soll mit einem attraktiven Angebot an Radwegen erleichtert werden. Bis 2025, so Hermann, sollten in Baden-Württemberg bis zu zehn Radschnellwege verwirklicht werden. Das Land hilft den Kommunen und Kreisen bei den Planungskosten. Bei vier Pilotprojekten für Radschnellwege geht es im Südwesten relativ rasch mit der Planung voran. Der erste Spatenstich für die Radschnellweg-Verbindung von Böblingen und Sindelfingen nach Stuttgart auf der alten Panzerstraße stehe kurz bevor. „Es sind keine Wege, es sind Straßen“, sagte Minister Hermann über Radschnellwege, die pro Kilometer zwischen einer halben und einer Million Euro kosten.

Das Konzept beim ÖPNV: ein Tag, ein Euro

Auch in den Luftreinhaltungskonzepten der fünf vom Bund ausgewählten Modellstädte spielt der Ausbau des Radverkehrs eine wichtige Rolle. Reutlingen, Herrenberg (Kreis Böblingen), Mannheim, Essen und Bonn waren von der Bundesregierung aufgefordert worden, bis Donnerstag Maßnahmen vorzuschlagen, wie die Belastung mit Stickoxiden in den Innenstädten reduziert werden könnte. Sie sollen in Modellprojekten vom Bund gefördert werden. Unter anderem sind Verkehrsführungs-Apps geplant und hohe Prämien, um Dieselfahrer zum Umsteigen zu bewegen. Auch können sich alle Städte eine deutliche Senkung der Ticketpreise vorstellen. So wollen Bonn und Reutlingen nach Wiener Vorbild ihre Jahreskarten künftig zum Preis von einem Euro pro Tag anbieten.

Nun steht fest, dass Tübingen – das ein Konzept für einen kostenfreien Nahverkehr hat – nicht mehr in den Kreis der Modellstädte kommt. „Da Tübingen bereits eine Vorreiterrolle einnimmt, würde ich mich sehr freuen, mit Ihnen zu diesem Thema im Gespräch zu bleiben“, heißt es in einem Schreiben des bis Mittwoch zuständigen Verkehrsministers Christian Schmidt an den Tübinger OB Boris Palmer. „Ich hoffe, dass das Gesprächsangebot auch für den Nachfolger gilt“, sagte Palmer.