In Schorndorf gibt es den Gemeinderatsbeschluss, dass keine Mobilfunkmasten auf öffentliche Gebäude gesetzt werden dürfen. Foto:  

In Schorndorf tauschen sich Betreiber und städtische Vertreter bei einem Mobilfunkgipfel über die Internetversorgung aus. An vielen Stellen der Stadt ist der Empfang mit dem Handy schlecht. Die Betreiber tun sich aber schwer bei der Suche nach Standorten für neue Masten.

Schorndorf - Es ist reine Glückssache, die Schornbacher Ortsvorsteherin per Mobilfunk im Rathaus des Schorndorfer Teilorts zu erreichen: „Ich muss das Handy an ein ganz bestimmtes Fenster legen“, berichtet Sandra Sachse am Mittwoch auf dem selbst ernannten Mobilfunkgipfel, den die Stadt und der CDU-Bundestagsabgeordnete Joachim Pfeiffer einberufen haben. So ergehe es ihr mit dem Empfang im ganzen Ort, nur auf dem Gartengrundstück sei es etwas besser, weil dieses dem Mobilfunkmasten etwas näher liege.

Ähnliche Berichte gibt es aus Weiler: „Als ich dort gewohnt habe, habe ich verschiedene Handys und verschiedene Betreiber ausprobiert, aber am schlechten Empfang hat sich nichts geändert“, erzählt der Stadtrat Ingo Sombrutzki (CDU). „Und da geht es nur ums Telefonieren, das ist nicht mehr zeitgemäß“, ergänzt sein Fraktionskollege Hermann Beutel.

Die Schorndorfer Topografie ist nicht mobilfunk-freundlich

Weiße Flecken in der Mobilfunk- und Internetversorgung zeigen auch die entsprechenden Karten der drei Anbieter Telekom, Telefonica und Vodafone, die am Mittwoch zu dem fachlichen Austausch ins Schorndorfer Rathaus gekommen sind. Dabei stellt sich heraus, dass es mehrere Gründe gibt, warum sich die Versorgung nicht gleichmäßig über die gesamte Schorndorfer Gemarkung erstreckt: „Das liegt zum einen an der nicht ganz einfachen Topografie“, wie der städtische Chefplaner Manfred Beier erläutert. Schorndorf erstrecke sich über drei verschiedene Tallagen, hinzu kommen Teilorte in Höhenlagen wie Ober- und Unterberken sowie Schlichten.

Im Teilort Weiler gibt es bisher keinen einzigen Mobilfunkmasten

Die vorhandenen Antennen sind angebracht auf Hochpunkten wie den Wassertürmen Schlichten und Oberberken, nicht mehr benötigten Fernsehmasten, etwa bei Schornbach oder auch am Schornstein des Röhm-Areals und auf dem Kreiskrankenhaus. In Weiler allerdings gibt es keinen einzigen Mobilfunkmasten, der Teilort wird von Winterbach mehr schlecht als recht mitversorgt. Hinzu kommt die exponentiell steigende Nutzung des mobilen Internets. Hilmar Möhlmann von Telefonica berichtet, dass der mobile Datenverkehr jedes Jahr um 50 Prozent größer werde: „Die Ansprüche wachsen schneller als die Betreiber Infrastruktur bauen können.“

Telekom, Telefonica und Vodafone wollen die vorhandenen Standorte ausbauen

Alle drei Anbieter sind dabei, ihre Standorte in Schorndorf auszubauen. Vodafone wartet derzeit auf eine Baugenehmigung für einen Mobilfunkmasten in Weiler. Diese war vor zehn Jahren schon einmal erteilt worden und ist mittlerweile verfallen. Damals hatte eine Bürgerinitiative mobil gemacht. „Viele Menschen wollen die technische Infrastruktur – aber eben nicht direkt vor ihrer Nase. Aber es macht keinen Sinn, einen Masten 1000 Meter außerhalb zu errichten“, sagt Michael Zieg von Telekom.

Mobilfunk-Betreiber möchten auch auf öffentliche Gebäude zurückgreifen

Und auch aus anderen Gründen tun sich die Betreiber in Schorndorf bei der Suche nach neuen Standorten schwer: „Wir würden sofort auf dem Postturm einen Mast bauen, aber das ist vom Gemeinderat abgelehnt worden“, sagt Marcus Staschenuk von Vodafone. Michael Zieg lässt mehrfach durchblicken, dass er vom Grundsatzbeschluss des Gemeinderats gegen Mobilfunkmasten auf öffentlichen Gebäuden nicht viel hält: „Kommunale Liegenschaften sind und werden die Grundlage für kommunale Netze sein“, sagt er. Dies will Matthias Klopfer mitnehmen und vom neuen Gemeinderat beraten lassen.

Der Oberbürgermeister hingegen wünscht sich von Mobilfunkbetreibern eine Bereitschaft zur Kooperation, „schließlich sind wir Glasfasernetzbetreiber.“ Diesen Ansatz unterstreicht Gerhard Jeutter von der Bundesnetzagentur: „Niemand kennt sich in Schorndorf so gut aus wie diejenigen vor Ort. Kommen sie ins Gespräch.“ Der Anfang ist gemacht.