Mit der Option „Stream On“ will die Telekom neue Kunden locken. Foto: Getty

Mit seinem TV-Angebot rückt die Telekom zunehmend auch als Streaming-Dienstleister auf den Plan. Zubuchbare Optionen sollen das mobile Streaming günstiger machen. Und könnte ein Zwei-Klassen-Netz zur Folge haben.

Bonn - Die Deutsche Telekom hat einen neuen Mobiltarif für unbegrenztes Datenvolumen bei einzelnen Streaming-Angeboten angekündigt. „Datenvolumen entwickelt sich zur wichtigsten Währung, es ist das Benzin des Smartphone-Motors“, sagte Telekom-Manager Michael Hagspihl am Dienstag in Bonn. Ab dem 19. April soll die Funktion „Stream On“ zubuchbar sein. Das Abspielen bestimmter Inhalte wird dann nicht mehr auf das verfügbare Datenvolumen angerechnet.

Zu den ersten Partnern gehören Apple Music, Amazon, Netflix und YouTube, Medienportale wie „Chip“ und „Spiegel Online“ sowie die ZDF Mediathek, der Sportkanal Sky und auch das mobile Entertain-TV-Angebot der Telekom. Nicht dabei sind derzeit noch populäre Streaming-Dienste wie Spotify und Google Play Music.

Das Partnernetz soll laut Telekom weiter ausgebaut werden. Ob oder wie viel die Partner dafür bezahlen müssen, um in das Programm aufgenommen zu werden, ist bisher nicht bekannt. Unbegrenzt Musik der Partner können künftig Nutzer des Tarifs MagentaMobil M hören, Streaming-Angebote lassen sich kostenlos im Tarif MagentaMobil L zubuchen.

Telekom umschifft die Netzneutralität

Seinen TV-Streaming-Dienst Entertain TV will die Telekom mit einem einfachen Einstiegs-Modell für ausschließlich lineares Fernsehen ergänzen. „StartTV“ soll ab Mai für zwei Euro im Monat den Empfang von rund 100 Sendern bieten, 22 davon in HD-Qualität. „Auch das lineare Fernsehen ist für viele Kunden weiterhin attraktiv“, sagte Hagspihl. Damit dürfte das Unternehmen auch versuchen, von dem erst kürzlich erfolgten Wechsel des Antennenfernsehens auf den neuen Standard DVB-T2 zu profitieren. Auch andere Streaming-Anbieter erhoffen sich, dass sich viele TV-Zuschauer keine neue Settop-Box zulegen, sondern auf Fernsehen per Streaming wechseln.

Das Entertain-Angebot wiederum soll schrittweise ausgebaut werden, etwa mit exklusiven Eishockey-Übertragungen oder Fußballspielen aus der dritten Liga. Zuletzt erhielt die Telekom verstärkt Konkurrenz durch Vodafone, das mit GigaTV eine eigene TV-Plattform für die verschiedensten Streaming-Angebote auf den Markt brachte.

In der Vergangenheit war die Telekom immer wieder in die Kritik geraten, wenn es Vorstöße gab, Online-Dienste bevorzugt zu behandeln. Um ein Zwei-Klassen-Netz zu verhindern, hatte die EU vor einem Jahr eine Richtlinie erlassen, an die sich die Mobilfunkanbieter halten müssen. Demnach sollen alle Dienste im Internet gleich behandelt und mit der gleichen Geschwindigkeit durchs Netz geleitet werden – damit Anbieter wie die Telekom die Partner mit viel Geld nicht bevorzugen.

Die Telekom-Regulierungsbehörde Berec hatte auch das „Zero Rating“ weitgehend eingeschränkt, das Streaming-Angebote dadurch bevorzugt, indem sie nicht auf das Datenvolumen angerechnet werden. Es wird sich zeigen, wie die Berec auf den Vorstoß der Telekom reagiert.