Ein Handy mit dem Drahtlosfunk NFC wird an ein Bezahlterminal gehalten Foto: dpa

Das mobile Zahlen liegt im Trend, heißt es. Doch Sicherheitsbedenken schrecken viele Deutsche ab. Nur jeder Zehnte nutzt mobile Zahldienste.

Stuttgart - Mobile Bezahldienste sollen den Einkauf revolutionieren. Doch mit dem Smartphone an der Supermarktkasse oder im Fachgeschäft zu zahlen bleibt bei den Deutschen unbeliebt. Nur jeder Zehnte nutzt im Einzelhandel mobile Bezahldienste. Und nur für jeden Hundertsten ist es die bevorzugte Bezahlmethode. Das hat eine repräsentative Umfrage des High-Tech-Branchenverbandes Bitkom ergeben. „Das Zahlungsverhalten der deutschen Verbraucher ist von jeher eher konservativ, und auch der Handel ist beim Angebot von modernen Zahlungsmethoden hierzulande sehr zurückhaltend“, sagte Bitkom-Vizepräsident Ulrich Dietz.

Experten rechnen dennoch damit, dass das kontaktlose Bezahlen mit der sogenannten NFC-Technologie massiv an Bedeutung gewinnen wird. Dabei werden die Daten über eine kurze Distanz gefunkt. Smartphones oder Kreditkarten, die den NFC-Chip an Bord haben, werden an ein Lesegerät an der Kasse gehalten, und so wird der Betrag verrechnet. „Mittels NFC werden wir uns künftig beim Carsharing anmelden und die Autotür öffnen, uns im Bürgeramt ausweisen oder unsere elektronische Gesundheitskarte nutzen“, sagte Dietz, der auch Geschäftsführer des Stuttgarter IT-Dienstleisters GFT ist.

Im Handel gibt es noch zu wenige Bezahlterminals

Das größte Hindernis ist, dass es derzeit nur rund 60 000 mobile Bezahlmöglichkeiten im Handel gibt, das entspricht rund acht Prozent aller Kassenterminals. In den kommenden zwei Jahren werde die Zahl aber rasch wachsen, so Bitkom. „Wenn die Kassenterminals flächendeckend umgerüstet sind, kann das Bezahlen per Smartphone in kürzester Zeit seinen Durchbruch erleben“, sagte Dietz.

Viele Ketten haben bereits angekündigt, konsequent auf das mobile Zahlen zu setzen. So kündigte am Dienstag auch Aldi Nord an, ab sofort in allen 2400 Filialen bundesweit mobiles Zahlen über NFC anzubieten. Auch Apples mobiles Bezahlsystem werde nach seiner Einführung den Wandel beschleunigen, so Dietz. „Apple Pay kann in Deutschland durchschlagenden Erfolg haben.“

Eine weitere Hürde sind Sicherheitsbedenken. Laut einer am Mittwoch präsentierten Studie der Unternehmensberatung PwC befürchten rund 90 Prozent der Deutschen, dass ihre Daten gehackt oder missbraucht werden könnten. Fast ebenso viele sehen die Gefahr, dass ihr Handy gestohlen und mit den Bezahldaten Missbrauch getrieben wird. „Hier sind die Anbieter gefragt, für ein Höchstmaß an Sicherheit zu sorgen und die Vorteile ihrer Lösungen noch offensiver darzustellen“, sagte Nikolas Beutin, Experte für mobile Bezahlsysteme.