Die Hersteller überbieten sich in Barcelona mit Neuheiten bei den Computeruhren: Mit ihrem eigenen Mobilfunkmodul kommt die LG Watch Urbane LTE auch ganz ohne Handy aus. Foto: LG/dpa

Auf der Mobilfunkmesse in Barcelona überbieten sich die Hersteller bei den Wearables mit Neuheiten. Alle wollen die Ersten sein – obwohl bisher kaum Geld zu verdienen ist, mein Redakteur Daniel Gräfe.

1900 Hersteller und Dienstleister stellen in Barcelona aus. Selten hat es auf der weltgrößten Mobilfunkmesse so viele Neuheiten gegeben. Vor allem Fitnessbänder und Computeruhren werden in allen Varianten präsentiert. Immer mehr Menschen vermessen sich selbst. Ob Wegstrecke, Puls oder Blutdruck: Die Daten taugen mittlerweile zum Partygespräch. So wie das mit Perlen überladene Armband eines US-Anbieters partytauglich ist – das kleine Display ist an der Unterseite des Handgelenks verborgen .

Die Technik zum Tragen – auch Wearables genannt – fächert sich also rasant auf. Die Unternehmen haben Angst, beim nächsten großen Trend nach Smartphones und Tablets nicht zu den Ersten zu zählen. Doch sie könnten auch als Erste vergeblich auf das große Geschäft warten.

Während Fitnessbänder nicht nur im Gespräch sind, sondern auch getragen werden, legt sich bisher kaum jemand eine Computeruhr zu. Smartwatches gibt es inzwischen als wasserdichte Variante für den Sportler oder als klassisch gehaltenen Zeitmesser für die Frau von Welt. Doch bieten sie für einen Preis von mehreren Hundert Euro auch einen überragenden Mehrwert? Es mag interessant sein, im Restaurant dezent eine Nachricht ablesen zu können oder mit einer Handbewegung ein Telefongespräch anzunehmen – ein Kaufargument ist das für viele nicht. Deshalb dürften auch nach der Messe die Kunden zögern, sich eine Computeruhr zuzulegen. Die gestiegene Auswahl wird etliche eher verwirren.

Ohnehin sollte man nichts kaufen, was man nicht wirklich braucht. Was im Übrigen auch für die Smartphones gilt. Sie bieten dieses Jahr kaum Neues. Das wichtigste sind verkürzte Ladezeiten und bessere Möglichkeiten, mit ihnen mobil bezahlen zu können. Ansonsten können sich die Verbraucher auch mit einem älteren Spitzenmodell zufrieden geben oder zu einem Handy der mittleren Kategorie greifen. Denn auch diese haben oft einen schnellen Rechenchip, eine gute Kamera und den Datenturbo LTE mit an Bord. Immer mehr Verbraucher haben das bereits erkannt. Wer bereits ein Computerhandy besitzt, greift weniger schnell zu einem neuen Modell als früher.

Dennoch: Die Bedeutung von Smartphones nimmt weiter zu. Sie sind zur Steuerzentrale des Alltags geworden. Wir kommunizieren, navigieren und kaufen mit ihnen. Sie dienen zur Zerstreuung und als Arbeitsmittel. Viele würde es mehr schocken, das Computerhandy zu verlieren als Personalausweis oder Hausschlüssel. Auch weil das Smartphone immer mehr Daten speichert und Auskunft über unsere Gewohnheiten gibt.

Deshalb brummt der Markt mit der Sicherheit inzwischen auch bei den Computerhandys: Ihre Speicher sollen standardmäßig verschlüsselt sein und Apps besser kontrolliert werden. All das ist notwendig und sinnvoll; aber es täuscht nicht darüber hinweg, dass es jeden jederzeit treffen kann. Man kann nur vorsorgen, dass man auf die Folgen des Datenklaus möglichst gut vorbereitet ist.

Die Gefahren wie Chancen nehmen weiter rasant zu. Die Mobilfunk-Anbieter investieren massiv in die Infrastruktur, denn ohne leistungsfähigere Netze werden die Datenströme der Zukunft nicht zu bewältigen sein. Denn dann sind nicht nur Smartphones, sondern auch Milliarden von Haushalts- und Industriegeräten mit dem Internet verbunden. 5 G heißt die neue Generation, die ab 2020 kommen soll. Man kann nur hoffen, dass der Ausbau auch hierzulande mehr Fahrt aufnimmt. Denn schon beim aktuellen Standard hinkt Deutschland hinterher.

d.graefe@stn.zgs.de