Die Jugendlichen gestalten die Jubiläumsfeier Foto: Heinz Heiss

Sozial benachteiligte Jungen und Mädchen finden seit 25 Jahren Hilfe bei ihren vielfältigen Problemen

S-West - Sie gehen auf die Jugendlichen zu und warten nicht darauf, dass diese zu ihnen kommen. Die Sozialarbeiter der Mobilen Jugendarbeit (MJA) sind im Westen jetzt an 17 Standorten präsent, in Botnang an zehn – immer dort, wo sich sozial benachteiligte Jungen und Mädchen im Alter zwischen zehn und 21 Jahren treffen. Am Freitag hat die MJA in ihren Räumen in der Schlossstraße ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert. Neben Vertretern der Stadt und anderer Einrichtungen waren es die Jugendlichen selbst, die dem Fest Schwung verliehen haben – nicht zuletzt durch ihre Auftritte. Die Theatergruppe zeigte eine Kostprobe aus ihrem neuesten Stück. Die Freundinnen Jasmin und Sarah sangen, der 15-jährige Vlado Kojic hatte sein E-Piano mitgebracht und sorgte für die Hintergrundmusik, während sich die Gäste ums Buffet scharten und miteinander über vergangene Zeiten sprachen.

Esslinger Studenten untersuchten Mitte der achtziger Jahre die Situation Jugendlicher im Stuttgarter Westen. Damit wurde das Fundament für die MJA im Bezirk gelegt. Im Dezember 1986 setzten die drei katholischen und die sieben evangelischen Kirchengemeinden im Bezirk die Evangelische Gesellschaft, die Caritas und die evangelischen Gesamtkirchengemeinde Stuttgart als Träger der neuen MJA ein, berichtete deren Vorsitzender Hans Schmidt. Tatsächlich hat Stuttgart im Bereich der MJA bundesweit Pionierarbeit geleistet. Daran erinnerte Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle: „1967 hat Walter Specht sie in Freiberg gegründet. Jetzt gibt es sie in 16 Stadtbezirken, und wir sind damit der Spitzenreiter in Deutschland.“

Hochachtung vor der Arbeit

Der MJA im Westen sprach Möhrle seine größte Hochachtung aus: „Wir müssen darauf achten, dass wir keinen Menschen verlieren und nicht solange warten, bis ein Jugendlicher womöglich mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist.“ Die Mitarbeiter der MJA seien angesichts ihrer vielfältigen Aufgaben „wahre Generalisten“, lobte Möhrle. „Sie müssen besonders belastbar, flexibel und geduldig sein.“

Die Grundbedürfnisse der Jugendlichen hätten sich in den zehn Jahren seiner Tätigkeit bei der MJA West im Prinzip zwar nicht geändert, berichtet der Sozialarbeiter Gerald Bosch. „Aber sozialpädagogisch brauchen wir jetzt oft einen längeren Atem, um das gleiche Ziel zu erreichen“, erklärt er am Beispiel der Lehrstellensuche für Hauptschulabgänger. „Heute ist das sehr viel schwieriger und führt oft um mehrere Ecken herum.“

Neu sei die Gewalt unter Mädchen und die Geschwindigkeit, mit der sich Mobbingattacken über das Internet verbreiteten, beobachtet Bosch. Sehr positiv dagegen wirke sich die Präsenz der MJA an den Schulen aus: „Dort können wir die Jugendlichen mit ihren Problemen abholen.“