Die Streetworker suchen schon seit geraumer Zeit nach einer neuen Bleibe, weil ihnen das Gebäude an der Neuhauser Straße zu fernab erscheint. Sie hoffen auf Rat und Tat der neuen Förderer. Foto: z/Mobile Jugendarbeit

Der Förderverein Mobile Jugendarbeit klagte vor dem Bezirksbeirat über mangelnde Unterstützung. Nun sind Teile des Gremiums selbst Mitglied geworden. Trotz der guten Nachricht treibt die Streetworker immer noch eine Sache um...

Plieningen - Michael Wörner, Sprecher der Plieninger CDU-Fraktion, gibt zu, dass es nicht allein dem überzeugenden Auftritt der Vertreter der Mobilen Jugendarbeit bei der jüngsten Bezirksbeiratssitzung geschuldet sei, dass nun alle CDU-Vertreter Mitglied im Förderverein sind. „Ich hatte die Blanko-Unterlagen zum Beitritt schon dabei“, sagt der Fraktionssprecher. Er habe sie eingepackt, weil er von dem Tagungspunkt wusste und so die Mobile Jugendarbeit mit einer besonderen Geste unterstützen wollte, sagt er. Wörner machte sich dann während der Sitzung vor seinen Kollegen dafür stark, dass Bezirksbeiräte Fördermitglieder werden. Er verteilte auch die Beitrittsunterlagen. Nun gibt es acht neue Mitglieder im Förderverein.

Wörner begründet sein Werben für eine solche Unterstützung der Mobilen Jugendarbeit so: „Die Jugendarbeiter kommen regelmäßig zu uns, um von ihrer Arbeit zu berichten. Dann loben wir sie, aber mehr tun wir in der Regel nicht, weil die Regularien für die Förderung bürgerschaftlichen Engagements es oft nicht erlauben. Das finde ich schade“, meint Wörner. Er verweist darauf, dass die Mobile Jugendarbeit zur Sicherheit in Plieningen und Birkach beitrage, indem sie auf schwierige Klientel unter den Jugendlichen zugehe.

13 Euro beträgt laut Förderverein der Mitgliedsbeitrag derzeit im Jahr. Das klingt nach einer überschaubaren Summe, mit der sich auch nur im entsprechenden Rahmen helfen lässt. Nicht jede Mobile Jugendarbeit in den Bezirken verfügt auch über einen eigenen Förderverein.

Auch in Sillenbuch gibt es Klagen

In Degerloch gibt es zum Beispiel keinen solchen Verein. Dort organisieren die katholische und die evangelische Gemeinde direkt die Mobile Jugendarbeit. In Plieningen und Birkach sowie in Sillenbuch steht dagegen die Evangelische Gesellschaft (Eva) als Träger hinter der Mobilen Jugendarbeit. In allen drei Bezirken gibt es Fördervereine. Wie jüngst in Plieningen und Birkach klagte auch der Förderverein für die Mobile Jugendarbeit in Sillenbuch Ende 2015 über zu wenig Förderer und in Folge begrenzte Einnahmen. Diese Probleme bestünden nach wie vor, sagt Melanie Gehrung vom Sillenbucher Förderverein. „Viele fühlen sich offenbar nicht betroffen von den Problemen Jugendlicher“, sagt sie. Immerhin habe die Stadt bei den Beratungen zum Doppelhaushalt 2018/19 einige Vergünstigungen für Streetworker beschlossen, sagt sie. „Das hilft uns auch bei unseren größten Sorgen, den hohen Mietkosten an der Bernsteinstraße“, sagt sie.

Die Aufgabe von Fördervereinen beschreibt die Erste Vorsitzende des Fördervereins Mobile Jugendarbeit Plieningen, Angelika Gerdon, damit, die Extras in der Arbeit mit Jugendlichen möglich zu machen. Sie verweist darauf, dass der Verein in der Vergangenheit immer wieder die eine oder andere zusätzliche Leistung in der Jugendarbeit der Sillenbucher Streetworker finanzieren konnte. „Wir haben zum Beispiel einmal eine DJ-Ausrüstung angeschafft“, sagt sie.

Streetworker wünschen sich neue Bleibe

Für Gerdon ist die Aufgabe eines Fördervereins aber vor allem, im Hintergrund ein Netz zur Unterstützung zu knüpfen. Dass sie nun gleich acht Netzwerker für die Mobile Jugendarbeit aus den Reihen der Bezirksbeiräte gewonnen hat, sei dabei großes Glück, sagt Gerdon. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren eher schwergetan, Mitglieder zu finden. Jetzt kommen plötzlich acht Bezirksbeiräte, die so viele Leute kennen“, sagt die Erste Vorsitzende des Fördervereins.

Gerdon hofft, dass die in Plieningen und Birkach gut vernetzten Lokalpolitiker sich mit noch größerem Erfolg umhören könnten nach jemandem, der an die Mobile Jugendarbeit vermieten will. Die jetzigen Räume an der Neuhauser Straße würden immer mehr Jugendliche als fernab empfinden, sagt Gerdon.

Ihre Sorge um die Zukunft des Fördervereins ist nun aber erst einmal vom Tisch. „Wir sind ja plötzlich um ein Drittel gewachsen auf 34 Mitglieder“, sagt sie. Aus finanzieller Sicht gebe es derzeit keinen Grund mehr, um neue Mitglieder zu werben. „Ideell gesehen freuen wir uns natürlich immer über Zugang“, sagt die Vereinsvorsitzende.